Längere Fahrzeiten führen zur Nichteinhaltung der Hilfsfristen
Landkreis Gotha führt Gespräche mit dem Ilm-Kreis über eine zusätzliche Rettungswache am Erfurter Kreuz
▶ Zur Verwaltungsgemeinschaft Fahner Höhe gehören Dachwig, Döllstädt, Gierstädt mit Ortsteil Kleinfahner, Großfahner und Tonna
▶ Einwohner: 7300
▶ Fläche: 26 Quadratkilometer
▶ Höhe: 413 Meter über Meeresspiegel
▶ VG-Vorsitzender: Stephan Müller (CDU)
▶ Sehenswürdigkeiten: Dorfund Heimatmuseum Dachwig, St. Peter und Paul Kirche Gräfentonna, Obstanbaugebiet „Fahner Höhe“, Stammschloss der Grafen von Gleichen Gräfentonna, Dachwiger Speicher
▶ Feste: Blütenfest in Gierstädt (April), Neptunfest in Burgtonna (30. Juli), Kirmes in Burgtonna (6. bis 8. Oktober), Sauerkrautfest in Dachwig (14. Oktober), Erntefest in Gierstädt (23/24. September) Kreis Gotha. Im Freistaat Thüringen existieren 18 Rettungsdienstbereiche. Jährlich werden hier insgesamt 445 000 Einsätze disponiert, allein im Landkreis Gotha rund 30000. Allerdings haben von den 18 Rettungsdienstbereichen etwa ein Drittel Hilfsüberschreitungen aufzuweisen, auch die Gothaer Region. Die Quote liegt dabei zwischen drei und vier Prozent bei 30 000 Einsätzen im Jahr.
Regelmäßige Überschreitungen der Hilfsfristen bestehen im Ilmkreis, bedingt durch die Rettungswache Arnstadt, die auch den Südosten des Kreises Gotha mit versorgt. Für Kreistagsfraktionschef Michael Brychcy (CDU) Grund genug, nach den Hintergründen dieser Situation zu fragen. Laut Thüringer Rettungsdienstgesetz sind für die Einsatzbereiche der Rettungswachen genaue Hilfsfristen festgelegt. Diese betragen zwischen zwölf und 15 Minuten, in dünn besiedelten Gebieten sogar 17 Minuten. Da der Kreis Gotha keine dünn besiedelten Gebiete ausgewiesen hat, gilt die allgemeine Hilfsfrist von 14 Minuten. Dabei stellt sich, nach Aussage von Landrat Konrad Gießmann (CDU), die Einhaltung der Hilfsfristen für den Landkreis und in den Rettungswachen Gotha, Waltershausen und Ohrdruf unterschiedlich dar. Im letzten Jahr standen im Kreis Gotha rund 1544 Überschreitungen der Hilfsfristen zu Buche, was eine Prozentzahl von 12,3 ausmachte. Wie Gießmann bereits in der letzten Kreistagssitzung vor der Sommerpause bestätigte, wurden die Ursachen für die Nichteinhaltung der Hilfsfristen mit den Betreibern der Rettungswachen genau analysiert und ausgewertet.
Festzustellen sei dabei, dass es einfach zu wenige Rettungstransportwagen (RTW) gibt. „Das betrifft den Landkreis Gotha und die Rettungswache Arnstadt“, betont der Landrat.
Wie Konrad Gießmann weiter betonte, sei vor diesem Hintergrund der Bedarf ermittelt worden. Im August dieses Jahres soll dieser im Rahmen einer Sitzung des Rettungsdienstbereichsbeirates mit den Betreibern der Rettungswachen (Deutsches Rotes Kreuz Gotha und Rettungsdienst Schmolke GmbH) sowie den Kostenträgern diskutiert werden, um das Ergebnis im Rettungsdienstbereichsplanes festzuschreiben.
Kreisfraktionschef Brychcy waren vor allem die Hilfsfristen der Orte Apfelstädt, Kornhochheim, Ingersleben und Neudietendorf aufgefallen, die vom Rettungsdienstbereich des Ilm-Kreises versorgt werden. Zwar könne dieser Bereich von der Arnstädter Rettungswache grundsätzlich in zwölf Minuten erreicht werden, doch sei dies nur zu zwei Dritteln der Einsätze erfolgt. Gießmann: „Wir haben bereits Kontakt mit dem IlmKreis aufgenommen, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen.“
Eine Verbesserung könnte durch eine zusätzliche Rettungswache am Erfurter Kreuz erreicht werden oder durch eine Aufstockung der Rettungswagen in Arnstadt. Im Herbst hofft der Gothaer Kreischef auf eine konstruktive Antwort von den Krankenkassen, die die geplanten Veränderungen mittragen müssen.
Dass die Rettungsfahrten immer mehr werden, das merken auch die Rettungssanitäter der Rettungswache Ohrdruf. „Wir
Das Ergebnis soll festgeschrieben werden
hatten allein am vergangenen Freitag zehn Fahrten“, erzählt Martin Zetzmann. Sechs Mann versehen hier ihren Dienst von 8 bis 8 Uhr. „24 Stunden haben wir unseren Dienst“, so Schichtleiter Sven Grünert. Allein vom 1. Januar bis 30. Juni diesen Jahres haben die beiden Rettungswachen Ohrdruf und Waltershausen insgesamt 7744 Einsätze mit ihren Teams geleistet. Allerdings merken auch die Mitarbeiter beim Rettungsdienst Schmolke, dass die Einhaltung der Hilfsfristen mit den vorhandenen Rettungsmitteln und Gegebenheiten auf Dauer nicht möglich sein wird.
Seit 2015 hätten sich die Hilfsfristen verschlechtert. Als Grund nannte Landrat Gießmann, dass seit 1. Januar 2016 im Bereich Gotha und Waltershausen nur noch jeweils ein Rettungswachenstandort für den gesamten Bereich betrieben werde, von dem aus sämtliche Einsatzorte erreicht werden müssen. 2015 verfügten diese noch über jeweils zwei Standorte, sodass die Einsatzorte in kürzeren Fahrzeiten erreicht wurden.