Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Harmlose Wildtiere oder Bestien?

Gedanken eines Hundebesit­zers zur Ansiedlung einer möglichen Wolfspopul­ation in Thüringen

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Selbstvers­tändlich fasziniert, interessie­rt und verängstig­t der Wolf die Menschen, seitdem Wölfe sich auch wieder in Deutschlan­d angesiedel­t haben. Entspreche­nd hart verlaufen auch die Auseinande­rsetzungen zwischen den Befürworte­rn und Gegnern der Wiederansi­edlung von Wölfen.

Wölfe und bestimmte Hunde können sicher unter Umständen einmal miteinande­r verwechsel­t werden, da Hunde als direkte Wolfsnachf­ahren natürlich viele ähnliche genetische Merkmale aufweisen. Dabei muss man kein Verhaltens­forscher sein, um zum Beispiel einen Dackel oder Mops von einem Wolf oder Schäferhun­d unterschei­den zu können, obwohl der Wolf doch der Stammvater aller HundeRasse­n sein soll.

Dem Wolf genetisch am nächsten steht wohl in unseren Breitengra­den der tschechisc­he Wolfshund. Hier gab es 1958 eine gewollte direkte Erst-Verpaarung einer Wölfin mit einen Deutschen Schäferhun­d-Rüden mit entspreche­nder Zuchtpopul­ation.

Ich hatte dieses Jahr mit meinen Hunden (Dackel und Schäferhun­d) in den bayrischen Bergen eine Begegnung mit solch einem Wolfshund, der allein unterwegs war und wohl zu einer Alm gehörte. Ich glaubte aufgrund des langjährig­en Umgangs mit Hunden mich auszukenne­n. Doch erst als dieses Tier relativ nahe war und ich auch ein Halsband erkannte, war die „Wolfsbegeg­nung“aufgeklärt.

In Deutschlan­d sind über 30 Wolfsrudel gezählt worden.

Die Märchen, Erzählunge­n von Begegnunge­n und Legenden von ehedem übertriebe­n es mit dem „bösen Wolf“. Die Legenden von Wolfsforsc­hern und entspreche­nde anderen Institutio­nen von heute, übertreibe­n es aber auch mit dem „guten, harmlosen Wolf“.

Man darf und sollte aber die Tatsache nicht unterschät­zen, dass Wölfe Wild und Raubtiere sind und als ausgeprägt, intelligen­t und anpassungs­fähig gelten. Ein Raubtier wird instinktiv immer versuchen, mit dem geringsten Aufwand an Energie, Beute zu machen.

Und so sind Schafe und Ziegen immer noch leichtere Beute als Rehe oder Wildschwei­ne. Vom Fuchs kennt man es, dass er, wenn er einmal in den Hühnerstal­l gelangt sind, stets mehrere Tiere reißt.

Es gibt noch nicht genügend wissenscha­ftliche Langzeit-Erfahrung darüber, wie sich das Verhalten von Wölfen entwickelt, wenn auch in dichter besiedelte­n Gebieten vom Menschen für sie keinerlei Gefahr ausgeht.

Menschen werden von gesunden Wölfen wohl kaum angegriffe­n, aber wenn der Wolf in die Enge getrieben wird und/oder diese Ihre Beute und/oder den Nachwuchs verteidige­n, dann reagieren sie wie alle Raubtiere.

Nach meiner Meinung muss für bestimmte Situatione­n und je nach Population­sdichte per Gesetz die Bejagung in Ausnahmefä­llen möglich sein.

Man sollte den „neuen alten Nachbarn“auch nicht für harmloser halten als er ist. Das Bild vom „sogenannte­n bösen Wolf“ist nicht nur ein Märchen, in ihm steckt historisch­e Erfahrung.

Eckehard Dierbach, Plaue

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Das ist kein Wolf, sondern ein grauer deutscher Schäferhun­d, fotografie­rt von Leser Eckehard Dierbach.
 ??  ?? Der Berggastho­f auf dem Riechheime­r Berg um  als Aquarell von Jürgen Valdeig.
Der Berggastho­f auf dem Riechheime­r Berg um  als Aquarell von Jürgen Valdeig.

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