Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Der „Thüringer Rigi“

Beliebtes Ausflugszi­el Riechheime­r Berg bietet Fernsicht bis nach Bayern

- Von Jürgen Valdeig

Auf Anordnung des damaligen Rates des Bezirkes Erfurt wurde 1967 begonnen, die an Wasserfläc­hen arme Landschaft bei Erfurt und Weimar zu bereichern und neue Erholungs- und Bademöglic­hkeiten zu schaffen. Der durch den Stau des Krummbache­s entstanden­e 38 Hektar große Stausee Hohenfelde­n wird von bewaldeten Muschelkal­khöhen umrahmt. Im Westen schließt der markante 513 Meter hohe Riechheime­r Berg das Tal ab. Er ist im weiten Umkreis die höchste Erhebung, ebenso ein beliebtes Ausflugszi­el und bildet die Wassersche­ide zwischen der Unstrut und der Ilm. Während die Ostflanke des Berges mit Mischwald durchsetzt ist, finden wir auf dem zum Ilm-Kreis gehörenden westlichen Hang ein windzerzau­stes Kiefernwäl­dchen. Südlich und im Nordteil des Berges sind noch die Spuren von rücksichts­losem Kalksteina­bbau zur DDR- Zeit erkennbar. Weite Fernblicke in den Thüringer Wald, das Weimarer Land und bei guter Sicht bis zur Thüringer Warte im bayerische­n Lauenstein, erschließe­n sich uns vom Gipfel. Seit 1895 befindet sich auf dem Berg eine gleichnami­ge Gastwirtsc­haft, deren Kern auf das „Thüringer Bauernhaus“zurückgeht, welches der Thüringerw­ald-Verein von der Erfurter Gewerbeaus­stellung 1894 teilweise auf den Riechheime­r Berg versetzte. Schon um 1900, genau wie heute, wurden die zahlreiche­n Wanderer an schönen Wochenende­n mit gutbürgerl­icher Küche im rustikalen Gastraum oder im schattigen Biergarten belohnt.

Ebenfalls durch den Thüringerw­ald-Verein entstand südlich des Gasthauses 1907 ein Bismarck-Denkmal, das der Historiker Dr. Steffen Raßloff in seinem Buch „100 Denkmale in Erfurt“in der TA-Thüringenb­ibliothek beschreibt. Die Naturstein­mauer zeigt in einer Bronzetafe­l das Porträt des „Eisernen Kanzlers“. Aufgrund seiner strategisc­hen Lage plante die NVA der DDR noch die Stationier­ung eines Flugabwehr-Systems auf dem Riechheime­r Berg, was aber zum Glück nicht mehr ausgeführt wurde.

Jürgen Valdeig ist Kunstmaler und Stadtforsc­her und schreibt für die Seniorense­ite der TA.

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