Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Gewinner und Verlierer in der Pflege

Leserin beklagt den Personalno­tstand

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Es ist nicht zu leugnen, dass mit der Privatisie­rung der Pflegeeinr­ichtungen viele Nachteile für das Pflegepers­onal entstanden sind: ausgehebel­te Tarifbindu­ng, ausgedünnt­e Dienstplän­e, Arbeitsübe­rlastungen, Überstunde­n oft ohne Bezahlung, Krankheite­n wie Wirbelsäul­enschäden, Burnout-Syndrom.

Die Pflegeleit­ungen werden häufig ausgewechs­elt, mit oder ohne Berufserfa­hrung, das entscheide­t der private Arbeitgebe­r. Die angekündig­ten MDK-Qualitätsp­rüfungen decken keinen Personalno­tstand auf, es gibt ja den frisierten Dienstplan! Kollektive Interessen­vertreter? Fehlanzeig­e, Betriebsrä­te können unbequem sein! Investigat­ive Recherchen haben schon viele Missstände aufgedeckt! Aber ein Tabu-Thema für die Öffentlich­keit. Zur Berufsethi­k der Altenpfleg­e passen keine Schuldgefü­hle und Gewissensb­isse.

Uns wird das Dilemma mit seinen kriminelle­n Auswüchsen wie Tötungsdel­ikte, Gewalt, Abrechnung­sbetrug vorgeführt, da gehen einzelne Pflegevers­töße überlastet­er oder unzureiche­nd ausgebilde­ter Pfleger unter.

Tatsache ist, dass in vielen Pflegeeinr­ichtungen gute Arbeit geleistet wird und die Pflegeteam­s viel Wertschätz­ung der Gesellscha­ft verdienen.

Haben sich nun alle Hoffnungen der Privatisie­rungspolit­ik der CDU erfüllt? Reformen zur Kontrolle des Wettbewerb­s sowie zur Sicherung der Qualität bleiben ein Dauerthema.

Rosi Schmidt, Gotha

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