Knackige Äpfel, Drachen auf Rollen
Beim Medizin-Pokal in Erfurt, der erstmals als offizielle Inlinehockey-Landesmeisterschaft ausgetragen wird, gewinnen die „Apfelmongos“vor den Gastgebern
Erfurt. Er kann den Schläger einfach nicht beiseite legen. Auch im Sommer nicht, wenn seine Black Dragons Pause haben. Marcel Weise ist ein Eishockeyverrückter. Wenn es kein Eis gibt, dann wechselt er eben von den Kufen auf die Rollen und spielt Inlinehockey. Und wenn er das mit alten Teamkollegen machen kann, macht das gleich doppelt Spaß. Das sieht man schon an der Kostümierung: Weises „Apfelmongos“, ein Team aus ehemaligen Spielern des EHC Erfurt – Weise ist der einzige aktuelle –, laufen mit Perücken und schrillen Trikots mit Fantasienamen auf dem Rücken auf. Der nicht besonders groß gewachsene Weise nennt sich selbstironisch „Marc Smallberg“, ExGoalie Stephan Löffelholz stürmt als „Alkonaut“drauf los.
Der Spaß steht eindeutig im Vordergrund beim MedizinPokal auf dem Rollhockeyplatz am Rieth. Auch wenn die vier Mannschaften hier erstmals offiziell den Landesmeistertitel ausspielen. „Ich nehme das hier nicht so ernst, obwohl es schon auch eine gute Saisonvorbereitung für mich ist“, sagt Weise, der im Nachwuchs einst sogar zum Kader der deutschen Inlinehockey-Nationalmannschaft gehört hat. Seine „Drachen auf Rollen“sind am Ende nicht zu schlagen: Mit einem hart erkämpften 6:3 im Finale gegen die Kojoten des gastgebenden SC Medizin Erfurt sichern sie sich den MedizinPokal und Landesmeistertitel.
Dabei ist das Turnier am Anfang eine ziemlich rutschige Angelegenheit. „Kleinfeld können wir schon mal spielen“, verkündet Turnierleiter und MedizinSpieler Enrico Will süffisant, als eine halbe Stunde nach dem eigentlichen Turnierbeginn die Hälfte des Spielfeldes trockengelegt ist. Wenig später ist dank Laubbläsern, Gummiwischern und fleißigen Spielern das ärgerliche Resultat des morgendlichen Starkregens beseitigt und es kann losgehen.
Wem vorher noch nicht klar war, dass die höherklassig eishockeyerfahrenen Teams des SC Medizin und der „Apfelmongos“den Sieg unter sich ausmachen würden, der erfährt es bei den ersten Duellen. Körperlich robust und sicher im Umgang mit dem Puck, der anders als ein Eishockeypuck mit Gleitnocken versehen ist, beherrschen sie die vom Alter und Geschlecht her bunt zusammengewürfelten Freizeitmannschaften des ESC Erfurt und des EC Ilmenau. Nur bei den direkten Aufeinandertreffen machen die beiden Favoriten dann sportlich ernst – für flapsige Sprüche ist davor und danach Zeit.
Erst blutige Wunde, dann Finale entschieden
Das erste Duell in der Vorrunde gewinnt Medizin mit 6:3, das zweite entscheidet das Team um Weise, Löffelholz und deren ehemaligen Drachen-Mitspieler Robert Schmidt, der am Ende trotz seines mittlerweile erhöhten Kampfgewichts mit 47 Punkten Topscorer wird, mit 6:4 für sich. In den Halbfinals setzen sich beide klar durch, wobei „Apfelmongo“Reiner Behnke einen blutigen Cut am Auge kassiert und sogar genäht werden muss. Aber er beweist, dass Eishockeyspieler zu den härtesten Sportlern zählen und steht im Finale wieder auf dem Platz. Und wie: Mit vier Treffern entscheidet Behnke das bis kurz nach der Halbzeit enge Duell fast im Alleingang zugunsten seiner „Apfelmongos“, die sich mit dem 6:3-Sieg den Landesmeistertitel sichern.
Selbst an Marcel Weise, der in der Eishockeysaison zwischen August und April täglich und in den anderen Monaten immer noch sehr viel trainiert, geht das Turnier nicht spurlos vorbei. „Ich bin richtig kaputt“, sagt er am Montag danach. „Es war sehr warm und anstrengend und hat echt reingehauen.“