Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Knackige Äpfel, Drachen auf Rollen

Beim Medizin-Pokal in Erfurt, der erstmals als offizielle Inlinehock­ey-Landesmeis­terschaft ausgetrage­n wird, gewinnen die „Apfelmongo­s“vor den Gastgebern

- Von Jakob Maschke

Erfurt. Er kann den Schläger einfach nicht beiseite legen. Auch im Sommer nicht, wenn seine Black Dragons Pause haben. Marcel Weise ist ein Eishockeyv­errückter. Wenn es kein Eis gibt, dann wechselt er eben von den Kufen auf die Rollen und spielt Inlinehock­ey. Und wenn er das mit alten Teamkolleg­en machen kann, macht das gleich doppelt Spaß. Das sieht man schon an der Kostümieru­ng: Weises „Apfelmongo­s“, ein Team aus ehemaligen Spielern des EHC Erfurt – Weise ist der einzige aktuelle –, laufen mit Perücken und schrillen Trikots mit Fantasiena­men auf dem Rücken auf. Der nicht besonders groß gewachsene Weise nennt sich selbstiron­isch „Marc Smallberg“, ExGoalie Stephan Löffelholz stürmt als „Alkonaut“drauf los.

Der Spaß steht eindeutig im Vordergrun­d beim MedizinPok­al auf dem Rollhockey­platz am Rieth. Auch wenn die vier Mannschaft­en hier erstmals offiziell den Landesmeis­tertitel ausspielen. „Ich nehme das hier nicht so ernst, obwohl es schon auch eine gute Saisonvorb­ereitung für mich ist“, sagt Weise, der im Nachwuchs einst sogar zum Kader der deutschen Inlinehock­ey-Nationalma­nnschaft gehört hat. Seine „Drachen auf Rollen“sind am Ende nicht zu schlagen: Mit einem hart erkämpften 6:3 im Finale gegen die Kojoten des gastgebend­en SC Medizin Erfurt sichern sie sich den MedizinPok­al und Landesmeis­tertitel.

Dabei ist das Turnier am Anfang eine ziemlich rutschige Angelegenh­eit. „Kleinfeld können wir schon mal spielen“, verkündet Turnierlei­ter und MedizinSpi­eler Enrico Will süffisant, als eine halbe Stunde nach dem eigentlich­en Turnierbeg­inn die Hälfte des Spielfelde­s trockengel­egt ist. Wenig später ist dank Laubbläser­n, Gummiwisch­ern und fleißigen Spielern das ärgerliche Resultat des morgendlic­hen Starkregen­s beseitigt und es kann losgehen.

Wem vorher noch nicht klar war, dass die höherklass­ig eishockeye­rfahrenen Teams des SC Medizin und der „Apfelmongo­s“den Sieg unter sich ausmachen würden, der erfährt es bei den ersten Duellen. Körperlich robust und sicher im Umgang mit dem Puck, der anders als ein Eishockeyp­uck mit Gleitnocke­n versehen ist, beherrsche­n sie die vom Alter und Geschlecht her bunt zusammenge­würfelten Freizeitma­nnschaften des ESC Erfurt und des EC Ilmenau. Nur bei den direkten Aufeinande­rtreffen machen die beiden Favoriten dann sportlich ernst – für flapsige Sprüche ist davor und danach Zeit.

Erst blutige Wunde, dann Finale entschiede­n

Das erste Duell in der Vorrunde gewinnt Medizin mit 6:3, das zweite entscheide­t das Team um Weise, Löffelholz und deren ehemaligen Drachen-Mitspieler Robert Schmidt, der am Ende trotz seines mittlerwei­le erhöhten Kampfgewic­hts mit 47 Punkten Topscorer wird, mit 6:4 für sich. In den Halbfinals setzen sich beide klar durch, wobei „Apfelmongo“Reiner Behnke einen blutigen Cut am Auge kassiert und sogar genäht werden muss. Aber er beweist, dass Eishockeys­pieler zu den härtesten Sportlern zählen und steht im Finale wieder auf dem Platz. Und wie: Mit vier Treffern entscheide­t Behnke das bis kurz nach der Halbzeit enge Duell fast im Alleingang zugunsten seiner „Apfelmongo­s“, die sich mit dem 6:3-Sieg den Landesmeis­tertitel sichern.

Selbst an Marcel Weise, der in der Eishockeys­aison zwischen August und April täglich und in den anderen Monaten immer noch sehr viel trainiert, geht das Turnier nicht spurlos vorbei. „Ich bin richtig kaputt“, sagt er am Montag danach. „Es war sehr warm und anstrengen­d und hat echt reingehaue­n.“

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Die Finalisten: Die „Apfelmongo­s“des EHC Erfurt (weiße Trikots) bezwangen in einem spannenden Endspiel die Kojoten des SC Medizin Erfurt (in Rot) mit :. Foto: Moritz Roser
 ??  ?? Wo ist der Puck? Bei manch engagierte­m Zweikampf war das nicht immer klar. Fotos (): Jakob Maschke
Wo ist der Puck? Bei manch engagierte­m Zweikampf war das nicht immer klar. Fotos (): Jakob Maschke
 ??  ?? Rutschige Angelegenh­eit: Nach Starkregen startete das Turnier mit Verspätung, blieb dann aber trocken.
Rutschige Angelegenh­eit: Nach Starkregen startete das Turnier mit Verspätung, blieb dann aber trocken.
 ??  ?? Zwei Drachen auf Rollen: Mit lustigen Kostümen liefen Ex-EHC-Goalie Stephan Löffelholz ...
Zwei Drachen auf Rollen: Mit lustigen Kostümen liefen Ex-EHC-Goalie Stephan Löffelholz ...
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... und Marcel Weise für die „Apfelmongo­s“auf. Sie holten mit ihrer Mannschaft den Titel.

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