Beim neuen Kulturdirektor bleibt Ausschuss ungefragt
Ankündigung von OB Bausewein sorgt für Verstimmung selbst bei Parteifreunden
Erfurt. Als wäre die Verwirrung um den scheidenden Erfurter Kulturdirektor Tobias Knoblich und dessen berufliche Zukunft — als Beigeordneter in Bayreuth oder Erfurt – nicht genug, sorgt eine weitere Ankündigung von Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) für Unmut, auch in den eigenen Parteireihen. Anders als einst vor Knoblichs Amtsantritt, soll es nach Informationen des OB-Büros an den Kulturausschuss kein ausgedehntes Auswahlverfahren geben. Jedenfalls keines, an dem die Stadtratsfraktionen wieder mit jeweils einem Vertreter beteiligt werden.
Selbst die zuständige Beigeordnete Kathrin Hoyer bleibe bei der Personalentscheidung wohl außen vor: Der OB habe das gesamte Verfahren an sich gezogen, hieß es. Das nährt die Vermutung, dass Bausewein einen Wunschkandidaten für das Amt des Erfurter Kulturdirektors bereits im Blick hat, die Besetzung des Amtes eine ausgemachte Sache ist oder die Mitwirkung des gewählten Stadtrats schlicht nicht erwünscht.
Einig waren sich die Mitglieder des Kulturausschusses am Donnerstagabend jedenfalls, dass – auch wenn dem Oberbürgermeister letztlich die Personalhoheit im Rathaus obliegt – ihrem Ausschuss ein Mitspracherecht zustehe. „Offenbar will der Oberbürgermeister seine Personalentscheidung nur vom Hauptausschuss abwinken lassen“, beklagt Alexander Thumfart von den Grünen. Und auch Bauseweins SPD-Parteifreund Wolfgang Beese, Vorsitzender des städtischen Kulturausschusses, ist sauer: „Wir waren alle davon ausgegangen, dass es ein Findungsverfahren gibt wie bei Tobias Knoblich.“
Bausewein solle daher aufgefordert werden, den jetzt eingeschlagenen Weg nochmals zu überdenken. „Gerade vor dem Hintergrund, dass der neue Kulturdirektor eine breite Unterstützung in der Stadt erfahren soll, wäre doch die Beteiligung des Kulturausschusses wichtig“, pflichtet auch Michael Hose (CDU) diesem Ansinnen bei.
Gerade mit dem Ausschuss habe sich der künftige Kulturdirektor doch häufig auseinanderzusetzen – zeige die Erfahrung. „Wir wollen zur Personalie wenigstens unsere Meinung sagen können!“, fordert Hose daher.
Die erste Sichtung der Bewerber sei bereits im Gange, informierte Beese Ausschussmitglieder und Gäste der Sitzung. Anders aber, als im Protokoll des Stadtrats als Zusage des Oberbürgermeisters vermerkt worden sei, ohne unmittelbare Beteiligung der Stadtratsfraktionen, wie auch Daniel Stassny von den Freien Wählern monierte.
Weiteres Streitpotenzial ist im Kulturbereich bereits jetzt gewiss: Mit dem Weggang Anselm Hartingers, bislang Direktor der Erfurter Geschichtsmuseen, wird eine weitere Personalentscheidung fällig. Hartinger hatte sich auf eine Ausschreibung in seiner Heimatstadt hin beworben und soll ab April neuer Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig werden. Er hatte sich – in einem Auswahlverfahren unter Beteiligung des Leipziger Stadtrats – gegen 20 Mitbewerber durchsetzen können.
In Erfurt war er auf der neu geschaffenen Position des Direktors aller Erfurter Geschichtsmuseen umstritten und für viele unter den Erwartungen geblieben.
Noch muss der Leipziger Stadtrat dem Wechsel zustimmen, doch davon dürfte auszugehen sein. Schließlich waren Vertreter des Stadtrats schon im Findungsprozess eingebunden. Anders, als nun in Erfurt für die Position des künftigen Kulturdirektors der Fall sein wird.
Vorgehen war anders besprochen worden