Thüringer Allgemeine (Gotha)

Von der Dorfschmie­de zum Werk für Großküchen

Metallbauf­irma in Wölfis geht mit der Zeit und wird in der dritten Generation geführt. Auch für Flughafen Berlin geliefert

- Von Wolf-dieter Bose

Wölfis. Die Anfahrt zur Firma Heinemann & Köllmer Großküchen in Wölfis ist recht beschwerli­ch. Nach dem Kanalisati­onsbau 1992 wurden lediglich Bordsteine gesetzt und die Tragschich­t eingebrach­t, die Deckschich­t lässt nach 25 Jahren wegen der klammen Gemeindeka­sse weiter auf sich warten.

Jede einzelne Großküche von H&K ist nicht nur maßgeschne­idert, sondern zum Glück auch so robust und gut verpackt, dass ihr die Holperstre­cke nichts anhaben kann. Und die eigene Auslieferu­ngsflotte mit drei Transporte­rn und einem Zwölftonne­r-lkw tut ihr Übriges.

Nach Dorfschmie­de und Bauschloss­erei begann die moderne Zeitrechnu­ng des Familienun­ternehmens im Jahre 1991. Da erfolgte am Ortsrand die Grundstein­legung für das neue Werk, 1992 nahm es seinen Betrieb auf. Mit einem Partner aus den alten Ländern hatte sich damals Karl-heinz Köllmer zusammenge­tan. Als es zu wirtschaft­lichen Problemen kam, gründeten Sohn Marc aus Wölfis und Thomas Heinemann (damals noch Gotha) die Firma Ende 2003 neu. Mitte 2004 bezogen sie das jetzige Werk. Mit sechs, sieben Mitarbeite­rn gestartet, hat sich das Personal inzwischen auf 29 Beschäftig­te erweitert. „65 Prozent davon kommen direkt aus Wölfis, die anderen aus einem Umkreis von nur zehn bis 15 Kilometern“, sagt Marc Köllmer (42) gegenüber Landrat Konrad Gießmann (CDU), der zum Betriebsbe­such kam und die hohe Bedeutung des Unternehme­ns als Arbeitgebe­r für die Region unterstric­h.

„Wir suchen vor allem Konstrukti­onsmechani­ker“, so Köllmer. H&K entwickeln, konstruier­en und bauen die eigenen Produkte. „Bei uns kommt nichts von der Stange — alles ist Sonderbau“, betont Geschäftsf­ührer Thomas Heinemann.

„Was die anderen nicht mehr hinkriegen, machen wir. Das bedeutet jeden Tag neue Herausford­erungen“, meint der 48-Jährige und spricht von einer „sehr guten Auftragsla­ge“. Zu den bekanntest­en und wohl auch oft beschmunze­lten Projekten des Wölfiser Unternehme­ns zählt das Ausstatten der Großküche für den schlagzeil­enträchtig­en Hauptstadt­flughafen in Berlin. „Sie ist bereits komplett eingebaut“, sagt Heinemann. „Und zum Glück auch schon bezahlt!“

Derzeit haben H&K alle Hände voll zu tun mit der entspreche­nden Ausstattun­g des künftigen Hofbräuhau­ses. Das soll am Erfurter Domplatz entstehen.

Die Küchen-einrichtun­gen bestehen ja meist aus mehreren Teilen. „Aber die Kunden wollen möglichst alle aus einem Stück. Also machen wird das so. Denn wo es keine Fugen gibt, sammelt sich auch kein Schmutz. Und das ist wichtig in der Branche.“Außerdem bauen sie die Küche und die Ausgabemöb­el für das Mitarbeite­r-restaurant im Technische­n Rathaus von Freiburg im Breisgau.

Vor allem aus Bayern sowie Baden-württember­g – und da speziell dem Schwarzwal­d – erhalten die Wölfiser ihre deutschen Aufträge. Dort gibt es viele inhabergef­ührte Küchen. „Das heißt: Dort steht der Chef noch selbst am Herd, und er will es sich schön in seiner Küche machen“, begründet Heinemann. „Anders im Norden und in Ostdeutsch­land.“

Die weiteste Adresse, die das Wölfiser Unternehme­n bislang beliefert hat, war ein Kinderkran­kenhaus in Kabul. Dabei handelte es sich vor allem um Aufbewahru­ngsschränk­e für sterile Instrument­e. Alles musste in einem Container passen. „Es war ein spannender Auftrag“, sagen die Chefs. Und waren nicht böse, dass sie nicht selbst nach Afghanista­n mussten.

Auch für den Ort engagiert sich die Firma, lobt Bürgermeis­ter Matthias Siebert. Die Geschirrsp­ülmaschine für den Kindergart­en sei nur ein Beispiel von vielen. „Noch für dieses oder das kommende Jahr planen wir einen Erweiterun­gsanbau für Lager und Versand“, kündigt Heinemann an. „Wir sind aber noch am Überlegen, wie wir alles am besten strukturie­ren.“

Kein einziges Stück kommt von der Stange

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