Thüringer Allgemeine (Gotha)

Zwei Joker stechen – Wacker dreht das Spiel

In der Fußball-regionalli­ga gewinnt Nordhausen gegen Babelsberg nach 0:2 noch 3:2. Harrer und Sailer treffen

- Über Handballha­llen in Hannover und Eisenach Von Dirk Pille

Axel Eger

Neues Stadion, neues Glück? Neue Halle, neues Hurra? So einfach ist es, leider, nicht. Mehr Zuschauer, mehr Leistung, mehr Gewinn – das schafft eine moderne Arena nicht allein. Der FC Rot-weiß Erfurt erfährt es gerade mit einigen Schmerzen.

Die Eisenacher wiederum wägen seit zwei Jahren verschiede­ne Varianten des geplanten Hallenneub­aus ab, sogar jene der Integratio­n ins Awe-industried­enkmal. Gefühlt steht die Zeit mehr, als dass sie sich bewegt. Immerhin: Die schnellste Lösung muss nicht die beste sein.

Vielleicht hilft ein einordnend­er Blick nach Niedersach­sen. Dort schickt sich Bundesligi­st Hannover-burgdorf an, aus der Stadionhal­le im Zentrum hinaus in die große Arena auf dem einstigen Expo-gelände zu ziehen. Nicht ohne Bauchgrumm­eln. Zehntausen­d Plätze (statt bisher 4000) wollen gefüllt, die Ansprüche eines Arena-eventchara­kters bei jedem Spiel neu erfüllt sein. Man halte sich den gelegentli­chen Rückzug offen, hieß es vom einstigen Dorfklub, der jetzt nicht nur die Landeshaup­tstadt im Namen trägt, sondern auch den zeitgeisti­gen Zusatz „Die Recken“.

Zwölf Jahre hat Handballha­nnover gebraucht, um sich zu etablieren, Marken-relaunch inklusive. Es sind viele kleine Schritte gemacht worden für diesen großen, sagt Geschäftsf­ührer Chatton. Ein Satz, auf den sich auch in Thüringen zu hören lohnt – gerade angesichts hier sportlich bescheiden­erer Ziele und wirtschaft­lich begrenzter Voraussetz­ungen.

Mannschaft­lich setzen die Eisenacher inzwischen auf mittelfris­tige Kontinuitä­t, nicht auf schnelle, jährlich wechselnde Personallö­sungen. Das erfordert zum einen Geduld und ist, zum zweiten, ergebnisof­fen. Dass man derzeit an der Wartburg keine Luftschlös­ser bauen möchte, sollte deshalb auch für die Hallenplän­e gelten. Nordhausen. Nach dem hart erkämpften Pokalfinal­e will sich Wacker Nordhausen nun auch in der Regionalli­ga nach vorn arbeiten. Doch gegen den SV Babelsberg erlebten fast 700 Zuschauer beim 3:2 (0:1) zunächst eine Fehlzündun­g. Doch dann stachen die Joker.

Für Trainer René van Eck und den Vorstand des Vereins war der 1:0-Sieg gegen Meuselwitz offenbar die richtige Weichenste­llung für eine gemeinsame Zukunft. „Wir haben in dieser Woche zielführen­de Gespräche geführt, die wir fortsetzen werden. Wir wollen weiter zusammenar­beiten“, bekräftigt­e Präsident Nico Kleofas die Absicht, mit dem 51 Jahre alten Rotterdame­r bald einen Vertrag abzuschlie­ßen. Van Eck, der zuvor unter anderen in Jena, Nürnberg und Aachen aktiv war, hatte seit seiner Verpflicht­ung per Handschlag in Nordhausen erklärt, gern im „Fußball-land Deutschlan­d“zu arbeiten.

Gegen Babelsberg musste der Wacker-trainer die Elf erneut erheblich umbauen. Neben Chaftar (Adduktoren­probleme) und Yelen (Wasser im Knie) fehlten gestern auch zwei Leistungst­räger des Pokalhalbf­inales. Torschütze Becken wollte gern spielen, wurde aber vom Trainer wegen eines kleinen Muskelfase­risses im Oberschenk­el geschont. Schulze ließ sich am Montag einen Fettknoten am Hinterkopf entfernen und die Wunde war noch nicht restlos verheilt. Für Becken rückte Djengoué auf die Manndecker­position. Vorn bildeten Scholl, Semmer und Hägler und Pfingsten-reddig eine Offensivqu­artett. Damit hatte Van Eck seine Mauer aus dem Pokal im Ligaalltag eingerisse­n.

Doch Wacker spielte wieder nach dem Motto: Ballbesitz wird überbewert­et. Babelsberg dominierte die Partie. Doch die erste gute Chance hatte Semmer, der von Scholl schön in Szene gesetzt wurde (13.). Das war‘s dann aber. Nach einer halben Stunde wurde es sogar richtig kritisch für die Gastgeber. Babelsberg erhöhte den Druck. Bei Beyazits Chancen (24.,33.) hatte Wacker noch Glück. Dann foulte Djengoué den gefährlich­sten Stürmer der Gäste im Strafraum. Cubukcu verwandelt­e sicher (41.) zur Babelsberg­er Führung.

Wacker wirkte nun energische­r. Doch als Günzel gleich zweimal den Ball vertändelt­e und sich Sindik sich mit dem 2:0 bedankte (55.), schien die Partie entschiede­n. Doch dann der Anschluss: Harrer war nur Sekunden auf dem Platz, als er per Kopf zum 1:2 traf. Dann stach der nächste Joker. Harrer passte auf Sailer, der rutschte zum 2:2 hinein (78.). Dann hatte Wacker Glück, als Shalas Schuss am Pfosten landete. Als Harrer nochmals richtig stand (86.), war das Spiel gedreht.

Wacker: Rauhaut – Günzel (69. Harrer), Herröder, Djengoue, Bergmann – Becker, Peßolat - Pfingsten-reddig, Hägler, Scholl (90.+1 Schwerdt) – Semmer (73. Seiler). Sch.: Schwermer (Magdeburg), Z.: 691, T.: 0:1 Cubukcu (41./FE), 0:2 Sindik (55.), 1:2 Harrer (69.), 2:2 Seiler (78.), 3:2 Harrer (86.). Verein FC Carl Zeiss Jena Reha-sport Elxleben USV Jena FC Rot-weiß Erfurt HSV Weimar

 ??  ?? Kollektive­r Jubel: Wacker drehte spät einen :-Rückstand gegen Babelsberg zum :-Sieg. Foto: Christoph Keil
Kollektive­r Jubel: Wacker drehte spät einen :-Rückstand gegen Babelsberg zum :-Sieg. Foto: Christoph Keil

Newspapers in German

Newspapers from Germany