Gewaltkriminalität in Thüringen steigt deutlich an
Anteil ausländischer Tatverdächtiger erhöht sich auf 22 Prozent. Poppenhäger: Auswirkung der Zuwanderung
Erfurt. Die Zahl der Gewaltstraftaten in Thüringen hat sich im vergangenen Jahr deutlich erhöht. Die Polizei erfasste 4526 Fälle, das waren rund 22 Prozent mehr als im Vorjahr.
Besonders stark fiel der Anstieg bei gefährlichen und schweren Körperverletzungen aus. Vergewaltigungen nahmen indes nur leicht zu. Auch die Zahl der Morde und Totschlagsfälle blieb in etwa auf dem Niveau der Vorjahren.
Der Anteil der laut Amtsdeutsch „nichtdeutschen Tatverdächtigen“stieg bei Gewaltstraftaten von 13 auf 21,5 Prozent an. Im Jahr 2014 betrug er noch 8,6 Prozent. Zum Vergleich: Der Anteil der Ausländer an der Thüringer Bevölkerung liegt bei etwa vier Prozent.
Auch insgesamt stieg die Zahl der Straftaten von Ausländern deutlich an. Die Kriminalstatistik, die gestern von Innenminister Holger Poppenhäger (SPD) vorgestellt wurde, spricht von 13 504 Fällen – das waren rund 2600 mehr als 2015.
Die Entwicklung sei auch eine Folge der Zuwanderung, räumte Poppenhäger ein. In den vergangenen drei Jahren waren etwa 42 000 Migranten nach Thüringen eingereist.
Nach Auskunft der Landesregierung leben derzeit etwa 25 000 anerkannte und geduldete Flüchtlinge im Land. Hinzu kommen die Asylbewerber, über deren Anträge noch nicht entschieden wurde, und Menschen, die abgeschoben werden sollen.
Auch unter den ermittelten Tatverdächtigen waren im vergangenen Jahr etwa 17 Prozent Ausländer. Ihre Zahl stiegt um 2000 auf 10 300. Etwa acht Prozent waren Flüchtlinge.
Der Innenminister verwies allerdings auf den hohen Anteil ausländerspezifischer Straftaten wie zum Beispiel illegale Einreise oder illegaler Aufenthalt. Zudem habe es allein 844 „körperliche Auseinandersetzungen“in Asyl- oder Ausländerwohnheimen gegeben.
Die Zuwanderung habe zwar „Auswirkungen auf die Sicherheitslage und die Kriminalitätsentwicklung“, sagte Poppenhäger. Bei genauerem Hinsehen zeige sich aber, „wie sehr die Äußerungen der Rechtspopulisten an der Wirklichkeit vorbei“gingen. Dem widersprach Afd-landesund Fraktionschef Björn Höcke. Die Statistik zeige vor allem bei den „erheblich angestiegenen Gewalt- und Sexualdelikten einen auffällig hohen Anteil nichtdeutscher teilte er mit.
Der Linkspolitiker Steffen Dittes erklärte hingegen, dass die Statistik „eindrücklich mit den von der AFD geschürten Vorurteilen über angeblich besonders kriminelle Ausländer“aufräume. Ziehe man die ausländerspezifischen Straftaten ab, so sind rund 85 Prozent aller Tatverdächtigen deutscher Herkunft, sagte der Chef des Innenausschusses im Landtag. Tatverdächtiger“
Insgesamt stieg die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr um 6,4 Prozent auf 149 000. Fast zwei Drittel davon wurden aufgeklärt. Damit liegt Thüringen über dem Bundesdurchschnitt.
Die im Jahr 2015 stark angestiegene Zahl der Wohnungseinbrüche ging um 4,6 Prozent zurück, während die Aufklärungsquote in diesem Bereich anstieg. Dies, sagte Poppenhäger, sei „eine wirklich gute Nachricht“.
▶