Gedenken zur Befreiung
Opfer kommen nach Buchenwald
Erfurt. 72 Jahre nach der Befreiung des Ns-konzentrationslagers Buchenwald wollen nochmals mehr als 20 ehemalige Häftlinge ihrer toten Kameraden gedenken. Sie kommen vom 7. bis 11. April mit ihren Angehörigen und Begleitern aus Ländern allen Teilen Europas, darunter Frankreich, Ungarn, der Ukraine und aus Israel. Viele von ihnen überlebten Buchenwald und seine Außenlager als Kinder und Jugendliche. Am 9. April wollen bei der Gedenkveranstaltung des Internationalen Komitees Buchenwald-dora und Kommandos ehemalige Häftlinge aus fünf Ländern ein Vermächtnis ablegen. Am 11. April um 15.15 Uhr, dem Zeitpunkt der Befreiung, gibt es eine Schweigeminute.
Bis zur Befreiung durch die US Armee am 11. April 1945 hatte die SS in Buchenwald fast 280 000 Menschen aus 50 Nationen gefangen gehalten. Etwa 56 000 Menschen wurden dort ermordet oder starben an Hunger und Krankheiten. (dpa) Erfurt. Die Thüringer leben in einer der sichersten Regionen nicht nur Deutschlands, sondern auch Europas. Das unterstrich am Donnerstag Innenminister Holger Poppenhäger (SPD), als er die Polizeiliche Kriminalstatistik für das vergangene Jahr vorstellte. Um die objektive Sicherheitslage im Freistaat sei es gut bestellt, auch wenn das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung mitunter anderes besage.
Doch man müsse sich an die Fakten halten, nicht an die individuelle Wahrnehmung, betonte der Minister. Zwar ist die Zahl der Straftaten in Thüringen binnen Jahresfrist um fast 9000 auf insgesamt 149 226 gestiegen. Aber mit einer Aufklärungsquote von knapp 64 Prozent, die trotz dieser Steigerung erzielt wurde, belege der Freistaat im Bundesvergleich erneut den Spitzenplatz. Bundesweit liege die Aufklärungsquote bei 56,3 Prozent.
Das Entdeckungsrisiko für Straftäter in Thüringen sei sehr hoch, die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, hingegen gering, sagte der Minister, der der Thüringer Polizei „hervorragende Arbeit“attestierte. Poppenhäger verhehlte nicht, dass der Zuwachs bei der Zahl der Straftaten im Vergleich zu den Vorjahren sehr deutlich ausfällt – und auch nicht, dass die Zuwanderung in den vergangenen Jahren „durchaus Einfluss auf die Kriminalitätsentwicklung hat“.
Im Bereich der Rauschgiftkriminalität, in dem der Anstieg der Fallzahlen um 1316 auf 10 696 Fälle ebenfalls sehr deutlich ausfiel, sei der Anteil der asylsuchenden Tatverdächtigen entgegen der öffentlichen Debatte jedoch verschwindend gering: Es seien nur 157 Tatverdächtige in 173 Fällen erfasst worden, so dass lediglich 1,6 Prozent aller Rauschgiftdelikte durch Asylbewerber begangen wurden. Dass die Fallzahl im Bereich Rauschgiftkriminalität einen „neuen Rekord“erreicht habe, bedeute nicht, dass sich die Zahl der Konsumenten erhöht habe, beugte Holger Poppenhäger diesem Schluss vor. Sie spreche vielmehr dafür, dass die Polizei ihre Tätigkeit intensiviert habe. Nach wie vor, so der Minister, stehen vor allem Crystal Meth und Cannabis-produkte im Fokus. Die sichergestellten Mengen bewegten sich auf hohem Niveau, sagte der Ressortchef und erinnerte an einen spektakulären Fund im Mai 2016 in Apolda, als die Polizei gut 9,9 Kilogramm Kokain konfiszierte.
Die Zahl der Rauchgifttoten sei im Vergleich zu 2015 um 13 auf zwölf zurückgegangen. Vier Frauen und acht Männer bezahlten den Genuss von Betäubungsmitteln mit dem Leben. Damit die Polizei auch in Zukunft solche „Spitzenergebnisse in der Kriminalitätsbekämpfung“erziele, solle in Personal und Ausstattung investiert werden.
Laut Statistik gab es 2016 weniger Einbrüche in Wohnungen. Die Zahl sei um 4,6 Prozent auf etwa 1400 zurückgegangen. Die Quote der aufgeklärten Fälle stieg den Angaben nach leicht auf 40,6 Prozent. In 40 Prozent der Einbrüche scheiterten die Räuber, weil etwa Türen und Fenster gut gesichert waren. Mehr Fälle verzeichneten die Ermittler bei Handel und Konsum von Rauschgift. Laut Statistik stieg die Zahl solcher Delikte um 1316 auf fast 10 700. Unter den 7400 Tatverdächtigen waren 31 Kinder und 686 Jugendliche.
Zudem musste die Polizei häufiger zu politisch motivierten Straftaten ermitteln. Insgesamt erfassten die Beamten 2301 solcher Delikte, fast 230 mehr als im Vorjahr. So verzeichneten sie 1570 Straftaten, die dem rechten Spektrum zugeordnet wurden – eine Steigerung binnen eines Jahres um 158 Fälle. 442 seien linkspolitisch motiviert gewesen, ein Anstieg um 69 Delikte.
Cdu-innenexperte Wolfgang Fiedler sprach von einer besorgniserregenden Entwicklung: „Ohne eine angemessen ausgestattete Polizei und den Verfassungsschutz, kann die Sicherheit der Bürger nicht gewährleistet und können die Straftaten nicht verfolgt werden.“(mit dpa)
Mehr politisch motivierte Straftaten