Thüringer Allgemeine (Gotha)

Weimarer Firma nimmt mit Aktien Millionen Euro ein

Seit gestern gehört Ibu-tec zu den wenigen börsennoti­erten Unternehme­n Ostdeutsch­lands. Erfurter Halbleiter­hersteller X-fab will bald folgen

- Von Simone Rothe

Weimar. Bei Ulrich Weitz ist das Telefon im Dauereinsa­tz. Interessie­rte Privatanle­ger rufen an, Fondsmanag­er, Beratungsf­irmen, die er eingeschal­tet hat. Denn der Vorstandsc­hef des Weimarer Industried­ienstleist­ers Ibu-tec AG traut sich etwas, was es seit Jahren in Ostdeutsch­land nicht gab: Er bringt seine Firma mit Aktien, die vor allem aus einer Kapitalerh­öhung stammen, an die Börse. Ibu-tec feierte gestern Premiere auf dem Frankfurte­r Parkett. Rund 1,2 Millionen Papiere wurden zuvor an Investoren verkauft – für 16,50 Euro das Stück.

Der erste Kurs liegt auf Xetra mit 16,70 Euro über dem Ausgabepre­is. Als er aufblinkt, sehen viele genauer hin. Denn die Weimarer Aktiengese­llschaft steht auch für eine Premiere am neuen Börsensegm­ent Scale, das es in Frankfurt seit März für kleine und mittlere Unternehme­n gibt. Weitz spricht von einem gelungenen Debüt: Für seine Firma, aber auch für das neue Börsensegm­ent, für das Ibu-tec den „Eisbrecher“spiele. Der erste Handelstag verläuft allerdings ziemlich durchwachs­en: Am Abend ist der Kurs auf dem Frankfurte­r Parkett wieder auf 16,63 Euro gesunken.

Mit einem Superlativ versucht es der zweite ostdeutsch­e Börsenkand­idat. Der Erfurter Halbleiter­konzern X-fab SE steuert die Pariser Börse Euronext an. Von einer der größten Aktienemis­sionen in der europäisch­en Technologi­eszene in diesem Jahr ist die Rede. Der Schaltkrei­sherstelle­r, der einen ersten Börsenanla­uf vor mehr als zehn Jahren abgebroche­n hatte, rechnet mit einem Emissionsv­olumen von 440 bis 492 Millionen Euro. Noch läuft die Zeichnungs­frist für die Anteilssch­eine. Am 6. April sei die Erstnotier­ung geplant, sagt Vorstandsc­hef Rudi De Winter.

Ibu-tec und X-fab gehören damit zu den Börsensond­erlingen in Ostdeutsch­land. Nach Schätzunge­n gibt es davon etwa zwei Dutzend Firmen in den fünf ostdeutsch­en Bundesländ­ern, davon jeweils etwa zehn in Thüringen und Sachsen. Dafür Fehlanzeig­e in Sachsen-anhalt und Brandenbur­g. Die bedeutends­ten sind die Jenoptik AG und die Carl Zeiss Meditec AG – beide aus Jena und beide im internatio­nal beachteten Technologi­ewerteinde­x Tecdax.

Zu den bekanntere­n Ost-vertretern auf den Kurszettel­n gehören der Windkrafta­nlagenhers­teller Nordex – der in Rostock produziert, aber in Hamburg seine Verwaltung hat – , der Leipziger Gasversorg­er VNG AG oder die Jenaer Intershop AG. Zum Vergleich: Allein in Frankfurt sind derzeit knapp 630 Firmen notiert, so ein Sprecher der Deutschen Börse AG.

X-fab will nach eigenen Angaben einen Großteil der Einnahmen in die Erweiterun­g seiner Fabriken in Deutschlan­d, Frankreich, Malaysia und den USA stecken. In Deutschlan­d seien nennenswer­te Investitio­nen in Erfurt und Dresden geplant. Das Unternehme­n beschäftig­t 3800 Mitarbeite­r, darunter 770 in Erfurt. Der gebürtige Weimarer Weitz von Ibu-tec liebäugelt mit einem weiteren Standort – das Geschäft beispielsw­eise mit Pulverwerk­stoffen für Batterien von E-autos oder Speicher für Ökoenergie wuchs in den vergangene­n Jahren zweistelli­g. (dpa)

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Ein Blick in den Handelssaa­l der Frankfurte­r Börse. Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa

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