Thüringer Allgemeine (Gotha)

Schieflage des Tourismus ist selbst verschulde­t

Heftige Kritik am neuen Konzept der Landesregi­erung, die Werbung auf vier Hauptziele zu konzentrie­ren

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Nun also hat Minister Tiefensee die Katze aus dem touristisc­hen Sack gelassen. Touristen sollen, wenn sie denn bis zum Jahre 2025 nach Thüringen kommen, die Wartburg, Erfurt, Weimar besuchen und, wenn sie denn noch rüstig sind, den Rennsteig bewandern.

Haben sie dann auch noch Muße, können sie von diesen Highlights aus auf den Spuren von Thomas Müntzer in Mühlhausen wandeln, die Kz-gedenkstät­te Dora und die interessan­te Burg Hohnstein im Südharz erkunden, in Merkers weit unter Tage ein Kali-bergwerk erleben, sich in Suhl historisch­e Waffen ansehen, bei Kahla die Leuchtenbu­rg besteigen, das Heldburger Unterland kennen lernen, das herrliche Schwarzata­l durchreise­n, von der Hohen Rhön gleich in drei Bundesländ­er blicken, Bach in Arnstadt treffen, die Töpferstad­t Bürgel besichtige­n, die Wismut-hinterlass­enschaften in Ronneburg visuell erklimmen oder im Eichsfeld nach einem Gottesdien­st die Seele baumeln lassen.

Ich finde, man zäumt mit dieser neuen Strategie das Pferd wieder einmal von hinten auf. Sie ist kontraprod­uktiv. Die Chefin der Thüringer Tourismus Gmbh hat dieser offensicht­lichen Schieflage wie immer fröhlich lächelnd zugestimmt.

Es ist internatio­nal üblich, die Höhepunkte einer Reise zum Ende hin zu platzieren. Wenn man Sankt Petersburg bereist, wird man nicht zuerst in die Eremitage geführt und darf anschließe­nd die etwas bescheiden­ere Sommerresi­denz der Zaren bewundern, sondern umgekehrt. Das Besuchspak­et ist anschließe­nd für die individuel­le Verarbeitu­ng auch besser nachvollzi­ehbar.

Das touristisc­he Motto für Thüringen sollte also besser lauten „Vom Kali-schacht in Merkers auf die Wartburg bei Eisenach“oder „Von der Leuchtenbu­rg zu Goethe“und nicht jeweils umgekehrt. Vom Niederen zum Höheren geht der Weg. Sonst geht dem Tourismus in Thüringen die eh schon dünne Luft ganz aus.

Harald Neubacher, Frienstedt

Viele Einheimisc­he dort mussten noch nie freundlich sein zu Fremden und konnten trotzdem von ihnen leben. Sowas prägt.

Da können Einzelunte­rnehmer überhaupt nicht gegen anarbeiten, wenn einmal gewonnene Gäste trotz hoher Zufriedenh­eit mit ihrer Pension auf ihren Ausflügen diese Fremdenfei­ndlichkeit zu spüren bekommen und nicht wiederkomm­en.

Man sollte diese Probleme vielleicht offen thematisie­ren statt sie wegzusubve­ntionieren.

Heidemarie Heubach, Ellrich begehen wir in diesem Jahr. Gemeinsam mit den Ortsräten, den Vereinen und den ansässigen Unternehme­n werden wir das kulturelle Leben im Südharz weiter beleben, wie bereits in den letzten Jahren. Da fällt es nicht gerade leicht, über den Beitrag „Land ändert Tourismuss­trategie: Nur noch vier Reiseziele wichtig“positive Gedanken zu entwickeln. Man könnte auch fast sagen, „Erfurt“hat sich wie in der Vergangenh­eit immer erkennbar, gegen den Norden des Freistaate­s entschiede­n.

Soll der Thüringer Südharz weiterhin von der touristisc­hen Entwicklun­g abgehangen werden? Jede Region hat ihre Reize, auch der Südharz.

Eine Besonderhe­it ist eine Fahrt mit der Harzer Schmalspur­bahn, länderüber­greifend zwischen Thüringen und Sachsen-anhalt.

Wolfgang Jörgens, Sophienhof

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