Nach haushaltslosem Jahr kann Petriroda 2017 wieder in viele Projekte investieren
Bei der Gebietsreform favorisiert die Gemeinde einen Zusammenschluss Richtung Tambach-dietharz und mit dem Leinatal
Petriroda. Das vergangene Jahr war kein leichtes für die Gemeinde Petriroda, ihren Gemeinderat und für ihren ehrenamtlichen Bürgermeister, Marcel Schönau (parteilos). Denn der 320 Seelen-ort, der zur Verwaltungsgemeinschaft „Apfelstädtaue“gehört, hatte keinen Haushaltsplan. „Wir konnten mit einer vorläufigen Haushaltsführung nur Pflichtaufgaben erfüllen. Investitionen waren überhaupt nicht möglich“, sagt Marcel Schönau. „Für kleine Kommunen wird es immer schwieriger.“
Denn die Landeszuweisungen richten sich nach der Einwohnerzahl. Gehen die Zuschüsse grundsätzlich zurück, seien die Auswirkungen in einer so kleinen Gemeinde wie Petriroda besonders spürbar. „Da die Zuweisungen vom Land vergangenes Jahr geringer ausgefallen sind, haben wir keinen ausgeglichenen Haushalt hinbekommen“, sagt der Bürgermeister.
Ohne Haushalt war deshalb auch das geplante große Vorhaben, den Kanalbau weiter zu führen, nicht realisierbar. „80 Prozent des Ortes sind bereits ans zentrale Abwassernetz angeschlossen. Wir wollen es auf 100 Prozent schaffen“, nennt Schönau das Ziel.
Doch das bleibe vorerst zurück gestellt, denn nun hätten erst einmal andere Dinge Vorrang. „Für 2017 haben wir jedenfalls einen ausgeglichenen Haushalt. Der ist beschlossen und genehmigt.“
Möglich geworden sei dies durch einen unverhofften Geldsegen Ende vergangenen Jahres. Marcel Schönau: „Die Gemeinde hat vom Bund einen Entschädigungsausgleich für ein Grundstück bekommen. Diese 150 000 Euro helfen uns enorm.“
So hätten für dieses Jahr bereits erste Vorhaben beauftragt werden können. Erneuert werden soll eine marode Fußgängerbrücke über den Flößgraben zwischen den Straßen Dunse und Am Flößgraben. Bei dem Ersatzbauwerk handele es sich um eine Stahlbrücke. Dafür veranschlagt sind 10 000 Euro.
In der Alten Schule, einem gemeindeeigenen Gebäude, soll das Dach saniert werden, weil das dringend sei. Auch im Haus müssten einige kleinere Arbeiten erledigt werden. Es sei wichtig, in dieses Gebäude zu investieren, weil es einen Mini-markt beherbergt. „Wir sind froh, noch eine solche Einkaufsmöglichkeit im Dorf zu haben.“
Im gemeindeeigenen Saal, der sich in Nachbarschaft der Gaststätte „Kranichmoor“befindet, soll eine Lüftungsanlage eingebaut werden. Das sei vor fünf Jahren schon mal vorbereitet, aber nicht verwirklicht worden.
„Mit dem Landkreis haben wir uns geeinigt, dass wir entlang der Ortsdurchfahrt die Gehwege an besonders kaputten Stellen reparieren können. Da die Ortsdurchfahrt eine Kreisstraße ist, muss der Landkreis mit einer Teilsanierung der Straße mitziehen und macht es auch“, ist Schönau froh. „Wir befinden uns gerade in der Planungsphase.“ Eigentlich sollte dieses Jahr auch die Oberfläche der Waldstraße saniert werden. Das Ingenieurbüro, das die Planung übernimmt, habe allerdings festgestellt, dass der Zustand sehr schlecht und nur eine grundhafte Sanierung sinnvoll ist. „Dafür müssen wir aber auch Versorgungsunternehmen für Wasser, Abwasser und Energie mit einbeziehen. Das ist dieses Jahr nicht mehr zu schaffen. Deshalb verschieben wir dieses Vorhaben auf 2018“, erklärt der Bürgermeister.
Zudem überlege die Gemeinde, wie sie die andere, noch völlig unbebaute Seite, als Wohnbaustandort nutzbar machen könnte. Anfragen von interessierten Häuslebauern lägen vor. „Es gibt sogar schon seit 1995 einen Bebauungsplan für die leere Seite. Doch es sind noch viele Grundstücksfragen zu klären, und wir müssten einen Bauträger finden“, beschreibt Marcel Schönau die Schwierigkeiten.
Seit 18 Jahren schon ist der heute 43-Jährige Bürgermeister von Petriroda. Mit der für Thüringen geplanten Gebietsreform hat er samt seines Gemeinderates jetzt gerade ein hartes Stück Arbeit vor sich. „Wobei uns klar ist, dass ein Zusammenschluss für unseren kleinen Ort der richtige Weg ist. Bleibt nur die Frage, mit wem es am besten passt“, so Marcel Schönau.
Er hat da schon seine Vorstellungen: „Mit dem Gemeinderat bin ich mir einig, dass es gut ist, vorhandene Strukturen nicht auseinander zu reißen. Es wäre also gut, wenn unsere fünf Gemeinden der jetzigen Verwaltungsgemeinschaft in einer Gemeinde aufgehen würden. Da das von der vorgeschriebenen Einwohnerzahl aber nicht reichen würde, haben wir auch mit Tambach-dietharz gesprochen. Das Leinatal orientiert sich auch in diese Richtung“, sagt Marcel Schönau.
Seiner Meinung nach würde so zwar ein Riesengebilde entstehen, „aber das wäre nicht nur geografisch eine runde Sache, sondern sehr zukunftsorientiert. Schließlich wollen wir nicht in zehn Jahren wieder mit Zusammenschlüssen anfangen.“
Bürger des Dorfes unterstützen diese Sichtweise. In einer Einwohnerversammlung, die sehr gut besucht gewesen sei, hätten sich die Petrirodaer wohlwollend zu diesen Plänen geäußert. Schönau: „Wichtig ist den Menschen, dass Vorhandenes im späteren Ortsteil nicht verloren geht. Sport wird bei uns groß geschrieben – wir haben eine Kegelbahn. Zudem gibt es Feuerwehr, Gaststätte, einen Saal, einen Minimarkt, schnelles Internet, komplette Led-straßenbeleuchtung – und am wichtigsten: den Zusammenhalt.“
Wohnbaustandort in der Waldstraße möglich