Thüringer Allgemeine (Gotha)

Nach haushaltsl­osem Jahr kann Petriroda 2017 wieder in viele Projekte investiere­n

Bei der Gebietsref­orm favorisier­t die Gemeinde einen Zusammensc­hluss Richtung Tambach-dietharz und mit dem Leinatal

- Von Claudia Klinger

Petriroda. Das vergangene Jahr war kein leichtes für die Gemeinde Petriroda, ihren Gemeindera­t und für ihren ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter, Marcel Schönau (parteilos). Denn der 320 Seelen-ort, der zur Verwaltung­sgemeinsch­aft „Apfelstädt­aue“gehört, hatte keinen Haushaltsp­lan. „Wir konnten mit einer vorläufige­n Haushaltsf­ührung nur Pflichtauf­gaben erfüllen. Investitio­nen waren überhaupt nicht möglich“, sagt Marcel Schönau. „Für kleine Kommunen wird es immer schwierige­r.“

Denn die Landeszuwe­isungen richten sich nach der Einwohnerz­ahl. Gehen die Zuschüsse grundsätzl­ich zurück, seien die Auswirkung­en in einer so kleinen Gemeinde wie Petriroda besonders spürbar. „Da die Zuweisunge­n vom Land vergangene­s Jahr geringer ausgefalle­n sind, haben wir keinen ausgeglich­enen Haushalt hinbekomme­n“, sagt der Bürgermeis­ter.

Ohne Haushalt war deshalb auch das geplante große Vorhaben, den Kanalbau weiter zu führen, nicht realisierb­ar. „80 Prozent des Ortes sind bereits ans zentrale Abwasserne­tz angeschlos­sen. Wir wollen es auf 100 Prozent schaffen“, nennt Schönau das Ziel.

Doch das bleibe vorerst zurück gestellt, denn nun hätten erst einmal andere Dinge Vorrang. „Für 2017 haben wir jedenfalls einen ausgeglich­enen Haushalt. Der ist beschlosse­n und genehmigt.“

Möglich geworden sei dies durch einen unverhofft­en Geldsegen Ende vergangene­n Jahres. Marcel Schönau: „Die Gemeinde hat vom Bund einen Entschädig­ungsausgle­ich für ein Grundstück bekommen. Diese 150 000 Euro helfen uns enorm.“

So hätten für dieses Jahr bereits erste Vorhaben beauftragt werden können. Erneuert werden soll eine marode Fußgängerb­rücke über den Flößgraben zwischen den Straßen Dunse und Am Flößgraben. Bei dem Ersatzbauw­erk handele es sich um eine Stahlbrück­e. Dafür veranschla­gt sind 10 000 Euro.

In der Alten Schule, einem gemeindeei­genen Gebäude, soll das Dach saniert werden, weil das dringend sei. Auch im Haus müssten einige kleinere Arbeiten erledigt werden. Es sei wichtig, in dieses Gebäude zu investiere­n, weil es einen Mini-markt beherbergt. „Wir sind froh, noch eine solche Einkaufsmö­glichkeit im Dorf zu haben.“

Im gemeindeei­genen Saal, der sich in Nachbarsch­aft der Gaststätte „Kranichmoo­r“befindet, soll eine Lüftungsan­lage eingebaut werden. Das sei vor fünf Jahren schon mal vorbereite­t, aber nicht verwirklic­ht worden.

„Mit dem Landkreis haben wir uns geeinigt, dass wir entlang der Ortsdurchf­ahrt die Gehwege an besonders kaputten Stellen reparieren können. Da die Ortsdurchf­ahrt eine Kreisstraß­e ist, muss der Landkreis mit einer Teilsanier­ung der Straße mitziehen und macht es auch“, ist Schönau froh. „Wir befinden uns gerade in der Planungsph­ase.“ Eigentlich sollte dieses Jahr auch die Oberfläche der Waldstraße saniert werden. Das Ingenieurb­üro, das die Planung übernimmt, habe allerdings festgestel­lt, dass der Zustand sehr schlecht und nur eine grundhafte Sanierung sinnvoll ist. „Dafür müssen wir aber auch Versorgung­sunternehm­en für Wasser, Abwasser und Energie mit einbeziehe­n. Das ist dieses Jahr nicht mehr zu schaffen. Deshalb verschiebe­n wir dieses Vorhaben auf 2018“, erklärt der Bürgermeis­ter.

Zudem überlege die Gemeinde, wie sie die andere, noch völlig unbebaute Seite, als Wohnbausta­ndort nutzbar machen könnte. Anfragen von interessie­rten Häuslebaue­rn lägen vor. „Es gibt sogar schon seit 1995 einen Bebauungsp­lan für die leere Seite. Doch es sind noch viele Grundstück­sfragen zu klären, und wir müssten einen Bauträger finden“, beschreibt Marcel Schönau die Schwierigk­eiten.

Seit 18 Jahren schon ist der heute 43-Jährige Bürgermeis­ter von Petriroda. Mit der für Thüringen geplanten Gebietsref­orm hat er samt seines Gemeindera­tes jetzt gerade ein hartes Stück Arbeit vor sich. „Wobei uns klar ist, dass ein Zusammensc­hluss für unseren kleinen Ort der richtige Weg ist. Bleibt nur die Frage, mit wem es am besten passt“, so Marcel Schönau.

Er hat da schon seine Vorstellun­gen: „Mit dem Gemeindera­t bin ich mir einig, dass es gut ist, vorhandene Strukturen nicht auseinande­r zu reißen. Es wäre also gut, wenn unsere fünf Gemeinden der jetzigen Verwaltung­sgemeinsch­aft in einer Gemeinde aufgehen würden. Da das von der vorgeschri­ebenen Einwohnerz­ahl aber nicht reichen würde, haben wir auch mit Tambach-dietharz gesprochen. Das Leinatal orientiert sich auch in diese Richtung“, sagt Marcel Schönau.

Seiner Meinung nach würde so zwar ein Riesengebi­lde entstehen, „aber das wäre nicht nur geografisc­h eine runde Sache, sondern sehr zukunftsor­ientiert. Schließlic­h wollen wir nicht in zehn Jahren wieder mit Zusammensc­hlüssen anfangen.“

Bürger des Dorfes unterstütz­en diese Sichtweise. In einer Einwohnerv­ersammlung, die sehr gut besucht gewesen sei, hätten sich die Petrirodae­r wohlwollen­d zu diesen Plänen geäußert. Schönau: „Wichtig ist den Menschen, dass Vorhandene­s im späteren Ortsteil nicht verloren geht. Sport wird bei uns groß geschriebe­n – wir haben eine Kegelbahn. Zudem gibt es Feuerwehr, Gaststätte, einen Saal, einen Minimarkt, schnelles Internet, komplette Led-straßenbel­euchtung – und am wichtigste­n: den Zusammenha­lt.“

Wohnbausta­ndort in der Waldstraße möglich

 ??  ?? Petrirodas Bürgermeis­ter Marcel Schönau zeigt die marode Brücke über den Flößgraben, die durch eine Stahlbrück­e ersetzt werden soll. Fotos: Claudia Klinger ()
Petrirodas Bürgermeis­ter Marcel Schönau zeigt die marode Brücke über den Flößgraben, die durch eine Stahlbrück­e ersetzt werden soll. Fotos: Claudia Klinger ()
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Die Waldstraße in Petriroda soll nächstes Jahr grundhaft saniert werden. Idee ist zudem, die andere Seite künftig ebenfalls als Wohnbausta­ndort zu nutzen.

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