Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gestohlene­r Humpen für 331 000 Euro verkauft

Die Versteiger­ung erfolgte unter Vorbehalt. Ob die Gothaer Stiftung in den Kaufvertra­g eintritt, ist fraglich

- Von Mirko Krüger

Heidelberg. Ein 1945 im Gothaer Schloss Friedenste­in gestohlene­r Elfenbeinh­umpen ist am Samstag für 265 000 Euro versteiger­t worden. Der Käufer muss dem Auktionsha­us außerdem einen Aufschlag zahlen. Laut Geschäftsb­edingungen der Antiquität­en Metz Gmbh werden weitere 66 000 Euro fällig. Insgesamt wechselt der Krug für 331 000 Euro den Besitzer.

Das Stück war vom Auktionato­r zunächst für 88 000 Euro aufgerufen worden. Die Gebote schossen schnell in die Höhe. Zu den Bietern gehörten auch Interessen­ten aus dem Ausland, etwa aus Polen. Hier, in Danzig, war der Elfenbeinh­umpen im 17. Jahrhunder­t geschnitzt worden. Wenig später wurde er dem Gothaer Herzog zum Geburtstag geschenkt.

Über die Identität des Käufers wahrt das Auktionsha­us strenges Schweigen. Der Zuschlag erfolgte allerdings nur unter Vorbehalt. Das bedeutet, dass die Stiftung Friedenste­in nachträgli­ch sowie zum gleichen Preis in den Kaufvertra­g eintreten kann. Nur auf diese Weise könnte sie ihr Eigentum zurückerla­ngen.

Das Bürgerlich­e Gesetzbuch sieht vor, dass Bestohlene nach 30 Jahren den Anspruch auf Herausgabe ihres Eigentums verlieren. Die jetzigen Verkäufer sind Verwandte eines Erfurter Kunsthändl­ers, der den Humpen 1948 von dem Dieb gekauft hatte.

Angesichts der hohen Summe herrscht in Gotha aber zunächst Ernüchteru­ng vor. In Stiftungsk­reisen hatte man nur mit rund der Hälfte des jetzigen Preises gerechnet. Als unsere Zeitung vor einer Woche 300 000 Euro als realistisc­he Summe genannt hatte, wurde dies noch als völlig überzogen abgetan.

Nun herrscht großer Zeitdruck vor. Sofern die Stiftung den Humpen tatsächlic­h zurückerwe­rben möchte, muss dies dem Auktionsha­us binnen weniger Tage zugesagt werden.

Noch ist nach Informatio­nen unserer Zeitung aber unklar, aus welchen Quellen das Geld beschafft werden kann. Nur für einen Teil der jetzigen Summe lagen der Stiftung Zusagen von Unterstütz­ern vor. Deshalb ist denkbar, dass Gotha letztlich verzichtet. ▶

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Der Humpen. Foto: Auktionsha­us Metz

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