Schulz versucht Neustart mit positiven Tönen
Spd-kanzlerkandidat setzt auf Pro-europa-wahlkampf
Berlin. Fast klingt es so, als habe es den Dämpfer für Martin Schulz und seine SPD gar nicht gegeben. Der Kanzlerkandidat wird mit minutenlangen „Martin, Martin“-rufen empfangen, viele der Genossen beim Landesparteitag der bayerischen SPD in Schweinfurt schwenken rote Spd-fahnen zur Begrüßung. Es ist der erste große Auftritt des Parteichefs nach der verlorenen NRW-WAHL, aber jetzt gibt es von Depression keine Spur.
Kaum hat Schulz seine Rede begonnen, donnert er seinen Anspruch in den Saal, die SPD solle bei der Bundestagswahl „stärkste Partei“werden. Und er trete an, um Bundeskanzler zu werden. Beifall der Delegierten. Dabei blendet Schulz die Niederlagen nicht aus. An diesem Tag prophezeit er einen „langen, steinigen Weg“. Was der Kanzlerkandidat dann vorlegt, klingt stellenweise wie ein Neustart seiner Kampagne: Gerechtigkeit bleibt zwar das Kernthema. Aber die Kritik an vermeintlich ungerechten Zuständen im Land rückt Schulz deutlich in den Hintergrund – das hatte den Nerv vieler Wähler nicht getroffen, ihm aber den Vorwurf eingetragen, das Land schlechtzureden. Schulz schaltet um.
Sein Motto heißt jetzt: „Wenn es morgen noch gerecht zugehen soll, dann müssen wir heute in die Zukunft investieren.“Deutschland sei ein „tolles Land“, die Menschen könnten stolz sein, sagt der Kandidat. Er wolle das Land gerechter machen: Kitaplätze, Pflege, Krankenversicherung, gleicher Lohn für Frauen und Männer, mehr Weiterbildung sind einige Stichworte. Bei der Steuerpolitik bleibt er vage. Familien und normale Arbeitnehmer wolle die SPD entlasten, aber nicht mit der Gießkanne Steuern senken für jene, die es nicht nötig hätten. Noch ist vieles unkonkret, Schulz will zügig nachliefern. Mitte Juni wird sein Buch „Was mir wichtig ist“erscheinen, in dem er Pläne schildern will.