Ein pianistisches Feuerwerk
Beim zehnten Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters Erfurt überrascht Nareh Arghamanyan mit ihrem Spiel
Erfurt. Konzerte haben gleich Musikwerken das Recht, einfach nur schön sein zu dürfen. Üppige Klanglichkeit und umwerfende Virtuosität fanden im zehnten Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters Erfurt zusammen und rissen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.
Die wenig bekannte Orchestersuite „Elfenhügel“des noch weniger bekannten dänischen Komponisten Louis Glass nach Märchenmotiven von Hans Christian Andersen eröffnete den Abend.
Nach den geheimnisvoll tönenden und von hellen Glocken betupften Kontrabässen ergoss sich ein Bilderreigen mit reichem Klangfarbenspiel in den Konzertsaal. Manch ein abrupt vollzogener szenischer Wechsel mochte etwas skurril anmuten, doch der schwedische Dirigent und langjährige Kasseler Generalmusikdirektor Patrik Ringborg kitzelte das Beste aus dem Orchester heraus, wofür unter anderem die delikate Artikulation aller Solostimmen ein klangvoller Beleg war.
Ähnliches lässt sich auch der Interpretation von Alexander Zemlinskys Fantasie „Die Seejungfrau“attestieren. Mochte bei dem umfangreichen Werk, wiederum nach Hans Christian Andersen, gelegentlich auch der Eindruck inhaltlichen Leerlaufs entstanden sein, Gastdirigent Patrik Ringborg wirkte durch sein mitreißendes, emphatisches und unglaublich präzises Dirigat als Sympathieträger der romantischen Noten. Das auf einen schwärmerischen Grundton gestimmte Werk war einfach nur schön anzuhören. Bereichert um viele zarte, sehnsuchtsvolle Soli, insbesondere derjenigen von Konzertmeisterin Barbara Bätzel Chong und Solocellist Eugen Mantu, durfte man sich den klingenden Verlockungen der „Seejungfrau“hingeben.
Bei der Aufführung des zweiten Klavierkonzertes von Sergej Rachmaninow bildeten die Violinen in saftiger Mittellage und die vollen Bläserstimmen eine hörenswerte Phalanx für die balladeske Grundstimmung. Der Solopart glich einem Wunder, denn nur als solches kann das Spiel der jungen armenischen Pianistin Nareh Arghamanyan bezeichnet werden.
Wer sich das pianistische Feuerwerk nochmals und in bester Erinnerung an diesen wunderbaren Konzertabend zu Gemüte führen möchte, erwerbe zwei der von Nareh Arghamanyan eingespielten CDS oder begegne der international Hochgelobten im Internet.