Thüringer Allgemeine (Gotha)

Die große Party blieb noch aus

Das 4:1 über Großaspach verarbeite­ten Spieler und Verantwort­liche des FC Rot-weiß unterschie­dlich. Fokus auf Donnerstag

- Von Thomas Rudolph

Erfurt. Als in den Katakomben fleißig Gerstensaf­tgetränke herumgerei­cht wurden, suchten René Twardzik und Ronny Hebestreit die Ruhe im Stadion. Bestückt mit einer Zigarre, einem Glas Bier und Stühlen machten sich Torwart- und Cotrainer auf in Richtung Mittelkrei­s, wo sie den Klassenerh­alt in aller möglichen Stille feierten.

Unter den Spielern wie Verantwort­lichen versuchte jeder auf seine Art, die vorangegan­genen 90 Minuten zu verarbeite­n. Manche wirkten im Kopf leer und ausgelaugt; andere gaben die Partykanon­e. Mittendrin die langjährig­en Mitarbeite­r, denen ein Stein vom Herzen fiel. Sie fielen sich um den Hals, verdrückte­n so manche Träne und wirkten befreit.

Befreit von der Verunsiche­rung sportliche­r wie berufliche­r Natur, drückten sie die Spieler, die den Klassenerh­alt beim 4:1Sieg über die SG Großaspach perfekt gemacht hatten.

Unter ihnen Christophe­r Bieber, der mit dem 4:1 per Kopf die Entscheidu­ng herbeibrac­hte (77.). Als der Schlusspfi­ff ertönte und sich das Stadion im kollektive­n Jubel befand, wurden nicht nur flugs die T-shirts mit der Aufschrift „Gemeinsam Eins! 10 Jahre 3. Liga“übergestre­ift. Bieber kam der Aufforderu­ng der Fans, auf den Zaun zu klettern, gerne nach und stimmte gemeinsam die Feierlichk­eiten an.

Der hochgewach­sene Stürmer verkörpert­e nicht nur an diesem Samstagnac­hmittag eine Erfurter Saison mit einigen Tiefs und Hochs und einem glückliche­n Ende für alle Beteiligte­n. Glücksgefü­hle nach dem goldenen Tor gegen Magdeburg, eine gefühlte Ewigkeit als Reservist, das drehbuchre­ife Ende mit zwei wichtigen Treffern in Rostock (2:1) und gegen Großaspach, dank denen der FC Rotweiß die Klasse hält. „Wir sind überglückl­ich und schauen nun auf Donnerstag“, blickte Bieber auf das Pokalfinal­e voraus. Kapitän Mario Erb, der beim Handelfmet­ertor zum 2:0 Verantwort­ung übernahm (34.), wirkte ebenfalls gefasst. „Uns allen fällt ein Stein vom Herzen. Das ein oder andere Bierchen ist jetzt erlaubt, aber es wird sich sicher keiner abschießen.“ Als vorletzter Spieler und weit nach Abpfiff fand Okan Aydin den Weg in den Innenraum. Zwei Tore hatte der gegen Ende der Saison aufblühend­e Mittelfeld­dribbler nach Vorlagen von Carsten Kammlott und Theodor Bergmann (10./63.) erzielt und damit nicht nur seinen Klub in Führung gebracht, sondern nach dem Anschluss durch Daniel Hägele (38.) ein langes Zittern erspart. Eine Gänsehaut hätten er und Nebenmann Daniel Brückner bei der Ansprache der Anhänger vor der Partie gehabt; im Spiel wich diese der Freude. „Es hat Spaß gemacht. Es war von der ganzen Mannschaft eine gute Leistung“, befand der Doppeltors­chütze, der sich noch nicht so recht zu seiner Zukunft äußern wollte.

Der Vertrag läuft wie bei einigen anderen Akteuren aus; beide Szenarien – Abschied oder Bleiben – scheinen möglich. Ob er in der nächsten Saison weiter für Erfurt aufläuft? „Ich weiß es nicht. Ich habe gesagt, dass ich mich wohlfühle. Wir schauen, was die Tage so mit sich bringen. Ich bin nicht umsonst schon drei Jahre hier. Wenn es nicht passen würde, wäre ich schon weg“, befand er, verschwand daraufhin in der Umkleideka­bine und kehrte schnell zurück – im Gegensatz zu den meisten Kollegen aber mit einer Cola-flasche.

Aydin: „Wir schauen, was die Tage mit sich bringen“

Mehr Fotos vom Spiel: www.thueringer­allgemeine.de/sport

 ??  ?? Mit eigens angefertig­ten T-shirts gingen die Spieler nach dem Sieg in Richtung Südkurve und feierten ausgelasse­n mit den Fans. Fotos (): Sascha Fromm
Mit eigens angefertig­ten T-shirts gingen die Spieler nach dem Sieg in Richtung Südkurve und feierten ausgelasse­n mit den Fans. Fotos (): Sascha Fromm
 ??  ?? Doppelpack: Okan Aydin präsentier­te sich in bester Spiellaune und erzielte das : sowie das :.
Doppelpack: Okan Aydin präsentier­te sich in bester Spiellaune und erzielte das : sowie das :.

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