Privatleute stopfen Finanzlöcher und Bauleute die Mauerlöcher
Die Fassadensanierung der Kirche im Eisenacher Ortsteil Madelungen geht dem Ende entgegen
Madelungen. Steter Tropfen höhlt den Stein. Diese Weisheit trifft bezüglich der Nordfassade der Trinitatiskirche im Eisenacher Ortsteil Madelungen den Nagel voll auf den Kopf. „Früher gab es keine Dachrinne, das Wasser schlug am Boden gegen die Wand und die Feuchtigkeit fraß im Laufe der Zeit heftige Löcher in den Sandstein der Fassade“, erklärt Pfarrer Christian Müller gestern Vormittag. Mit der Restauratorin Astrid Weggen stellt er zum gestrigen Ortstermin die erforderlichen Aufgaben für die fachmännische Fassadenerneuerung vor.
„Für die Sanierung war es wirklich fünf vor zwölf“, kommt Polier Tim Becker mit einer anderen Redensart. Mit seinem Steinmetzkollegen Ronald Cott arbeitet er bereits seit dem vergangenen Jahr an Nord und Westfassade. Im zweiten Bauabschnitt kümmern sich die beiden Handwerker seit einiger Zeit um die beiden anderen Fassaden.
Die enormen Schäden am Gotteshaus machen den Austausch von etwa ein Drittel der sichtbaren Ecksteine aus gelbem Sandstein erforderlich. Die Bearbeitung der Werksteine gelingt den beiden Steinmetzen größtenteils vor Ort. Besonders aufwendig gestaltet sich die Anfertigung der Gewände der Eingangsportale, die teils eine reiche Schmuckverzierung tragen.
Neben der Zerstörung durch Feuchte verursachten auch laienhafte Sanierungsversuche vergangener Jahrzehnte für gravierende Schäden. „Alter, harter Zementputz hat die Oberflächen des Sandsteins stark angegriffen“, erzählt Restauratorin Astrid Weggen.
„ Mörtel ist nach eigener Rezeptur angemischt“
Ursprünglich sollte aufgrund des engen Finanzierungskorsetts zunächst nur der erste Bauabschnitt mit dem stärksten Zerstörungsbild realisiert werden. Da ein erneutes Anrücken der Baufirma weitere Kosten produziert hätten, entschieden sich die Verantwortlichen gleich den zweiten Bauabschnitt mit dranzuhängen.
Dieser Entschluss birgt einen weiteren Vorteil. Den hydraulische Kalkmörtel können die Handwerker in einem Zug aufgetragen. „Der Mörtel ist nach eigener Rezeptur angemischt“, erzählt Steinmetz Tim Becker, der noch personelle Verstärkung sucht. Die Verputzung, die für den 10. Juli vorgesehen ist, bedarf einiger Nacharbeit.
Zum perfekten, nicht zu schnellen Abbinden befeuchtet eine kleine Bewässerungsanlage den aufgetragenen Putz noch für einige Zeit. Bevor die Handwerker den freskal verarbeiteten Putz (nass in nass) auftragen, müssen sie den darunter liegenden Sandstein in einigen Fassadenbereichen der Trinitatiskirche noch flächig vorverfugen.
Die beiden Bauabschnitte verschlingen insgesamt 175000 Euro. Pfarrer Christian Müller freut sich besonders, über das hohe Spendenaufkommen von privater Seite. „Sechs Leute haben jeweils eine vierstellige Summe gespendet“, betont er. Für die Erneuerung der beiden Eingangsportale zur Straße steht jeweils ein Spender Pate.
Die Sanierung würde aber nicht ohne die finanzielle Unterstützung des Kirchenkreises (50 000 Euro), der Stiftung „Kiba“Kirchenbau Hannover (10000 Euro), der Messerschmitt Stiftung (10000 Euro) gelingen. „Die Jagdgenossenschaft unterstützt uns auch über den Ortschaftsrat“, fügt Christian Müller an.
Er freut sich, dass mit dem Abschluss der Arbeiten die Madelunger Kirche gänzlich fertig saniert ist. Die Innenausmalung realisierten Handwerker bereits 1999. „Um die Sanierung des Dach hat sich mein Vorgänger Harald Meinke gleich nach der Wende verdient gemacht“, erzählt der amtierende Pfarrer. Damals seien auch einige Fenstergewände erneuert worden.
Die Bauleute müssen sich sputen, denn bis 12. August sollen sämtliche Arbeiten abgeschlossen sein. Den Abschluss der Kirchensanierung soll an diesem Tag Liedermacher Siegfried Fietz mit einem Konzert krönen.