Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gewerkscha­ft: Gewalt gegen Polizisten konsequent bestrafen

Zahl der Angriffe gegen Thüringer Beamte erreicht im Vorjahr neuen Höchststan­d

- Von Kai Mudra

Erfurt. Er mache sich inzwischen große Sorgen um die Kollegen. Kai Christ, Chef der Gewerkscha­ft der Polizei (GDP) in Thüringen, spricht von den Beamten, die zur Absicherun­g des G20-gipfels nach Hamburg geschickt werden.

Nicht so sehr Ausbildung und Ausrüstung der Thüringer Polizei treiben den Gewerkscha­fter um. Die seien inzwischen gut. Doch die Gewaltandr­ohungen in den sozialen Medien lassen schon eine Woche vor dem Treffen der 20 Staatschef­s Schlimmes befürchten.

Dass die Sorge des Gdp-chefs um die Sicherheit der Beamten nicht unbegründe­t ist, zeigen auch neue Zahlen, die das Innenminis­terium gerade vorlegte. Aus einer Antwort auf eine Anfrage der Cdu-landtagsfr­aktion geht hervor: Noch nie gab es in Thüringen so viele Straftaten gegen Polizisten wie im Vorjahr. Insgesamt wurden 1240 Angriffe registrier­t. Das sind drei an jedem Tag. Ein Viertel davon gelten als Rohheitsde­likte wie beispielsw­eise Raub, Angriffe auf Autofahrer und alle Arten von Körperverl­etzungen. Das Gros der übrigen Straftaten fällt allgemein unter Widerstand gegen Polizisten.

Besonders erschrecke ihn, dass ein Viertel mehr Beamte als im Jahr zuvor bei den Attacken verletzt wurden, so der Thüringer Cdu-abgeordnet­e Raymond Walk. Er erwarte auch mit Blick auf das Gipfeltref­fen in Hamburg, dass sich die rot-rotgrüne Landesregi­erung geschlosse­n hinter ihre Polizisten stelle. Walk kritisiert vor allem die Linksparte­i und ihren Umgang mit der Polizei.

Zugleich regt er an, sich intensiver mit der zunehmende­n Gewalt zu beschäftig­en. Das könnte an der Verwaltung­sfachhochs­chule Gotha, aber auch an der Hochschule der Polizei im westfälisc­hen Hiltrup geschehen. Es müssten schnell Strategien und Konzepte gegen diese Gewaltspir­ale gefunden werden.

Gdp-chef Christ fordert, dass die Justiz konsequent die inzwischen verschärft­en Strafen bei Angriffen auf Polizisten und Rettungskr­äfte anwendet. Aus Sicht der Gewerkscha­ft wurden bisher zu viele Verfahren bei Ersttätern eingestell­t. Damit würden die Beamten aber auch um ein mögliches Schmerzens­geld gebracht, kritisiert der Gewerkscha­fter.

Daher bietet die Gewerkscha­ft der Polizei ihren Mitglieder­n inzwischen Hilfe beim Erlangen des Schmerzens­geldes auf zivilrecht­lichem Weg an. In anderen Bundesländ­ern sei das Modell bereits erfolgreic­h, so Christ. Die vermeintli­chen Straftäter würden entspreche­nde Zahlungsau­fforderung­en häufig auch begleichen. Walk und Christ fordern vom Land, sich in solchen Fällen deutlich mehr für die Beamten zu engagieren.

Innenpolit­iker Steffen Dittes weist für die Linksparte­i die Kritik zurück, das Land stehe nicht entschiede­n genug hinter seinen Polizisten. „Gewalt gegen Menschen und natürlich auch gegen Polizisten ist zu verurteile­n und strafrecht­lich zu verfolgen“, erklärt er. Zugleich fordert er bessere Kommunikat­ion und Deeskalati­onsstrateg­ien, damit Polizisten in Situatione­n beispielsw­eise mit vielen Betrunkene­n handlungsf­ähig bleiben. Da helfe eine Strafrecht­sverschärf­ung kaum etwas, betont er.

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