Thüringer Allgemeine (Gotha)

Letzte Runde bei der „Ehe für alle“

Heute entscheide­t der Bundestag über die Gleichstel­lung von homosexuel­len Partnersch­aften – in einer ungewöhnli­ch kurzen Debatte

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Berlin. Unmittelba­r vor der geplanten Bundestags­entscheidu­ng über die Öffnung der Ehe für Homosexuel­le hat sich der Koalitions­streit darüber weiter zugespitzt. Eigentlich sei das ein Koalitions­bruch, sagte CSUCHEF Horst Seehofer über den Plan der SPD, an diesem Freitag eine Abstimmung im Bundestag durchzuset­zen – gegen den Willen des Koalitions­partners CDU/CSU. Kommt das Thema auf die Tagesordnu­ng, dürfte eine Mehrheit sicher sein. Doch der Streit über die sogenannte Ehe für alle wäre damit nicht vom Tisch: Unionsabge­ordnete prüfen schon eine Klage vor dem Bundesverf­assungsger­icht.

Am heutigen Freitag um acht Uhr morgens ist die „Ehe für alle“ Thema im Bundestag. Unklar war gestern noch, wie Merkel selbst abstimmen wird und wie viele Unionsabge­ordnete dafür votieren werden.

In der Union ist der Zorn über den Koalitions­partner SPD noch nicht verraucht. „Normalerwe­ise ist das ein Koalitions­bruch“, sagte CSU-CHEF Horst Seehofer der „Augsburger Allgemeine­n“. Die SPD hatte mit Grünen und Linken gegen den Willen der Union eine Abstimmung über das Thema für diesen Freitag angesetzt. Seehofer nannte das Verhalten der SPD „unwürdig“. „Man hätte das auch in aller Ruhe im Herbst machen können.“

Die Debatte am Freitagmor­gen wird 38 Minuten dauern, was sehr kurz ist. In drei von vier Fraktionen wird ein Homosexuel­ler reden: Jan-marco Luczak (CDU), Johannes Kahrs (SPD) und Harald Petzold (Linke). Bei den Grünen wird nur Fraktionsc­hefin Katrin Göring-eckardt ans Pult treten. Damit verzichtet die Öko-partei auf eine Rede von Volker Beck. Der homosexuel­le Abgeordnet­e setzte kürzlich beim Parteitag der Grünen durch, dass die Öko-partei den Satz „Mit uns wird es keinen Koalitions­vertrag ohne die ,Ehe für alle‘ geben“in ihr Wahlprogra­mm schreibt. Daraufhin machten auch SPD und FDP die Gleichbere­chtigung zur Koalitions­bedingung. Die Union war isoliert – und Merkel änderte ihre Haltung. (dpa)

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