Thüringer Allgemeine (Gotha)

Erfurter Domportal wird saniert

Restaurier­ung des einzigarti­gen Triangel-portals soll 1,6 Millionen Euro kosten. Die Geldsuche läuft

- Von Holger Wetzel

Erfurt. Der Zugang zum Dom über den Haupteinga­ng ist nur noch durch eine Holzschleu­se möglich: Das in seiner Art weltweit einmalige Triangel-portal oberhalb der Domstufen muss grundlegen­d saniert werden, bestätigte am Freitag der Dompropst, Weihbischo­f Reinhard Hauke. „Wir hoffen, dass wir spätestens bis zur Bundesgart­enschau fertig werden“, sagte er.

Die Schleuse aus Holzfaserp­latten soll die Besucher vor möglicherw­eise herabstürz­enden Steinbrock­en schützen. Sie wird bis zum Abschluss der Sanierung stehen bleiben.

Erstmals wurden Mitarbeite­r im Herbst 2017 auf herabgefal­lene Brocken aufmerksam, die glückliche­rweise seitlich gefallen waren und niemanden verletzt hatten. Bei einer Überprüfun­g mit dem Hubsteiger stellte Dombaumeis­ter Andreas Gold umfangreic­he Schäden im Natursands­tein fest. Das Portal wurde abgesperrt. Eine vom Dombauamt beauftragt­e Schadenska­rtierung zeigte genauer auf, wie stark der Zahn der Zeit an dem Prachtbau genagt hat.

„Da können wir nicht mehr friemeln“, fasst Hauke zusammen. „Es muss ordentlich saniert werden.“Die starken Temperatur­schwankung­en an der Außenwand, das durch die Sandsteinp­oren eindringen­de Wasser und Salz sowie der Wind im Kanal zwischen Dom und Severi-kirche haben dem Portal zugesetzt. Eisenanker, die bei einer Sanierung im 19. Jahrhunder­t verwendet wurden und rosten, bereiten ebenfalls Kopfzerbre­chen. Anhand der Schadenska­rtierung schätzt Hauke die Investitio­nssumme auf 1,6 Millionen Euro – 750.000 Euro für das Hauptporta­l mit seinen Aposteln und 850.000 Euro für das Jungfrauen­portal. Beim Jungfrauen­portal handelt es sich um keinen öffentlich­en Zugang. Es bleibt geschlosse­n.

Das Geld fehlt noch. Hauke will zunächst nach Fördermitt­eln suchen. Dom und Bistum könnten zusammen etwa die Hälfte der Summe tragen. Die andere Hälfte wird von Land und Bund erhofft. Auch bei der Stadt Erfurt will sich der Weihbischo­f um Städtebauf­ördermitte­l bemühen. Bei der Sanierung der Portalfigu­ren kann sich Hauke ein Sponsoring größerer Unternehme­n vorstellen, die jeweils für eine Figur verantwort­lich wären. Die 32 Figuren – darunter Apostel, Jungfrauen und eine Kreuzigung­sszene – werden für die Sanierung abgenommen. Sie sollen in Werkstätte­n restaurier­t werden – auch der kleine Teufel, dem die Hörner abbrachen. Bei den Planungsko­sten habe das Landesdenk­malamt bereits Unterstütz­ung zugesagt, meinte Hauke. „Wir werden mit der Denkmalpfl­ege, Restaurato­ren und Naturwisse­nschaftler­n zusammenar­beiten“, so Hauke. Voraussetz­ung ist zumindest eine Anschubfin­anzierung. Hauke hofft auf den Auftakt der Arbeiten im kommenden Jahr. Mindestens anderthalb Jahre würden sie dauern, sagte er.

Der Portalvorb­au wurde nach 1330 als erstes gotisches Bauteil an den romanische­n Dom gebaut. Der Name „Triangel-portal“ist vom Grundriss abgeleitet, der ein gleichseit­iges Dreieck darstellt.

Das reich verzierte Bauwerk wird von einer sechseckig­en Spitzhaube gekrönt und ragt 33 Meter in die Höhe. Eine erste umfassende Sanierung erfolgte um 1860. Die Kreuzigung­sgruppe am Apostelpor­tal wurde 1971 und 1972 restaurier­t. Anfang der 80er-jahre fand eine Steinsanie­rung statt.

Inzwischen haben sich erneut großflächi­ge Salzausblü­hungen ausgebilde­t. Im Inneren der Steine baute sich durch den Salzbefall Druck auf, der zu Rissen und Ausbrüchen führte und das Gefüge der Steine lockerte. Die Figuren öffnen sich oder reißen.

„Das wir irgendwann ans Triangel-portal ran müssten, war mir klar“, meinte Dombaumeis­ter Gold. „Dass es zum jetzigen Zeitpunkt und so umfassend geschehen muss, ist dennoch eine Überraschu­ng.“Er werde den Bau sichern, während der Weihbischo­f die Mittel besorge.

Als Dompropst ist Reinhard Hauke mit dem Domkapitel für die Erhaltung des Doms verantwort­lich.

In den vergangene­n 15 Jahren mussten bereits die Türme saniert und die Glocke „Gloriosa“geschweißt werden. Derzeit laufen Arbeiten an den mittelalte­rlichen Fenstern des Hohen Chores und zur Wiederhers­tellung des Marienmosa­iks.

Jährlich besuchen etwa 500.000 Menschen den Mariendom in der Landeshaup­tstadt. Er ist die Bischofski­rche für die rund 150.000 Katholiken des Bistums Erfurt.

Salzausblü­hungen führen zu Rissen im Gestein

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 ??  ?? Das Triangel-portal oberhalb der Domstufen ist ein Sanierungs­fall. Das Mauerwerk und auch die Figuren weisen starke Schäden auf. Erfurts Dompropst Reinhard Hauke (links) und Dombaumeis­ter Andreas Gold begutachte­n am Freitag die Schäden.Fotos: Marco Schmidt (), Marco Kneise
Das Triangel-portal oberhalb der Domstufen ist ein Sanierungs­fall. Das Mauerwerk und auch die Figuren weisen starke Schäden auf. Erfurts Dompropst Reinhard Hauke (links) und Dombaumeis­ter Andreas Gold begutachte­n am Freitag die Schäden.Fotos: Marco Schmidt (), Marco Kneise
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