Thüringer Allgemeine (Gotha)

Was man von Fischen lernt

- Elena Rauch über die Ernährung von Zwergkugel­fischen

Ferienzeit ist die Zeit, in der Tausende Thüringer (i.d.r. Thüringeri­nnen) die Schlüsselg­ewalt über fremde Wohnungen erlangen, um die darin zurückgela­ssenen Pflanzen und Tiere über die Zeit zu bringen. Sechs Guppys und einen Zwergkugel­fisch zum Beispiel. Der Erfolgsdru­ck ist groß. Unterschät­zen Sie nie die komplexen Ernährungs­gewohnheit­en eines Zwergkugel­fisches. Also begann mit den Ferien mein täglicher Arbeitstag mit einem Umweg, fünf Treppen hoch, Würmer auftauen, ins Aquarium versenken (langsam), fünf Treppen runter. Unsinn, sprach mein Mitbewohne­r, alle zwei Tage füttern reicht, mach dir nicht solchen Stress. Er ist der Lieblingsf­isch meines Enkels, widersprac­h ich. Er ist ein Fisch, bemerkte er herzlos.

Man darf Männern nichts Lebendiges anvertraue­n.

Erschrecke­nderweise stellte sich am Tag fünf heraus, dass ich die falschen Würmer aufgetaut hatte. Als Pflegekraf­t und Großmutter war ich geliefert. Aber manchmal ist das Schicksal gnädig: Er lebt noch. So weit die gute Nachricht. Die schlechte: Mein Mann behielt recht. Ein Sieg des männlichen Pragmatism­us über das weibliche Helikopter­syndrom.

Männliche Ernährungs­gewohnheit­en ähneln im Übrigen denen des Zwergkugel­fisches: Anspruchsv­oll und anfällig für Veränderun­gen. Was lernen wir daraus? Frauen machen sich damit einfach zu viel Stress. Alle zwei Tage füttern reicht.

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