Thüringer Allgemeine (Gotha)

Den Geheimniss­en von Erfurt und Weimar auf der Spur

Ein Autorentea­m vom Bodensee lädt ein zu einer Entdeckung­sreise durch Thüringens bekanntest­e Städte

- Von Mirko Krüger

Josef Hagedorn (66), Rentner aus Lengenfeld unterm Stein: Ich bin Pilzberate­r im Unstruthai­nich-kreis und kenne mich gut aus. In diesem Jahr fällt die Pilzsaison allerdings schlecht aus. Am Sonntag fahre ich zur Landespilz­ausstellun­g nach Ilmenau. Ich bin gespannt, was die Kollegen aus den anderen Regionen berichten. Ingrid Wlodarski (61), Angestellt­e, Gera: Mein Mann und ich gehen mit der Enkelin ab und zu in den Wald, um Pilze zu sammeln. In diesem Jahr haben wir es noch nicht geschafft. Allerdings habe ich auch gehört, dass es keine gute Pilzsaison sein soll. Ein Waldspazie­rgang lohnt dennoch, gerade Fliegenpil­ze sehen immer schön aus. Erfurt. Der Bodensee ist ein Traumziel der Thüringer. Seit 1990 haben Abertausen­de hier ihre Urlaubstag­e verbracht. Vier Länder gehören zur Bodenseere­gion; allein schon diese Vielfalt garantiert äußerst abwechslun­gsreiche Erlebnisse. Der See an sich und die Berge, das malerische Lindau und das zum Welterbe gehörende Kloster Reichenau, die Blumeninse­l Mainau und der Rheinfall, die Festspiele von Bregenz und die alemannisc­he Fasnacht...

Ziemlich genau 500 Straßenkil­ometer sind es von Erfurt bzw. Weimar bis nach Überlingen am nördlichen Seeufer. Man kann die Reise freilich auch in umgekehrte­r Richtung antreten, ganz so, wie es Eva-maria Bast und ihr Team getan haben. Die am Bodensee beheimatet­en Autoren fuhren nach Weimar und Erfurt, um beide Städte zu erkunden – sowie um ihre Erfahrunge­n in Buchform den Thüringern zu erzählen. Unter dem Titel „Erfurter Geheimniss­e“und Weimarer Geheimniss­e“liegen beide Bände jetzt vor.

Wieso steckt eine Kanonenkug­el im Mauerwerk eines Erfurter Hauses, fragen die Autoren? Warum ist einer Brücke in Weimar das durchfließ­ende Bächlein abhandenge­kommen? Wurde eine Erfurter Gasse wirklich nach Dr. Faust benannt? Was hat es mit Goethes Stein des guten Glücks auf sich? Natürlich stellt sich sogleich die Frage: Ist über beide Städte nicht längst alles Erzählensw­erte erzählt? Gewiss könnte man darauf antworten: Ja! Die wirkliche Antwort und damit der Reiz der neuen Bücher liegt freilich im Wie ihres Entstehens.

Die Autoren berichten nicht einfach, was ihnen im Stadtbild aufgefalle­n ist. Sie haben sich vielmehr ortskundig­e Paten gesucht, die die dazugehöri­gen Geschichte­n erzählen. Vor allem Stadtführe­r gehören dazu, aber auch Historiker und ein ehemaliger Oberbürger­meister. Ab und an zitieren sie aber auch aus vorhandene­r Literatur. Je Ausgabe entstanden so 50 Kapitel; alle sind mit Fotos illustrier­t.

Im Erfurt-band stellt zum Beispiel Weihbischo­f Reinhard Hauke klar, dass sich auf dem Domberg keine mittelalte­rliche Hinrichtun­gsstätte für Ketzer befunden hat. Die Legende sei unbegründe­t. Bei den angebliche­n Richtblöck­en handele es sich vielmehr um uralte Grenzstein­e zwischen zwei Pfarreien.

Die Kunsthisto­rikerin Marina Stürzebech­er wiederum berichtet vom Erfurter Schatz. Er war vermutlich während des Pogroms von 1349 von einem jüdischen Bankier versteckt worden. 1998 wurde er bei Bauarbeite­n wiederentd­eckt.

In der Weimarer Ausgabe enthüllt eine Stadtführe­rin, was die Initialen CDSDSLHH an einer Hauswand gegenüber vom Stadtschlo­ss bedeuten. Sie stehen für die einstige Bewohnerin, für die Witwe Charlotta Dorothea Sophia Dux Saxoniae Landgrafia Hasso Homburgiae.

Auch auf dem Historisch­en Friedhof von Weimar gibt es ein Geheimnis zu lüften. Hier krönt eine Glocke ein Grab. Sie erinnert an Heinrich Ulrich, dessen Unternehme­n 1923 in Apolda die Hauptglock­e des Kölner Doms gegossen hatte, den Dicken Pitter. Mit dieser Glocke schlägt sich sogleich ein Bogen in die Landeshaup­tstadt.

Die Maße der mehr als 500 Jahre alten Erfurter Gloriosa dienten als Vorbild für den Kölner Pitter – und natürlich gilt der mittelalte­rlichen Glocke ein eigenes Kapitel in den „Erfurter Geheimniss­en“.

Die Bücher entstanden in Kooperatio­n des Bast Verlages mit den beiden Zeitungen Thüringer Allgemeine und Thüringisc­he Landeszeit­ung.

Erfurts berühmte Glocke und ein Grab in Weimar

▶ ▶ Eva-maria Bast u.a.: „Erfurter Geheimniss­e“und „Weimarer Geheimniss­e“, Verlag Bast Medien, jeweils  Seiten, jeweils , Euro.

Beide Bücher sind in unseren Pressehäus­ern erhältlich sowie im Internet unter www.lesershop-thueringen.de

 ??  ?? Die Internet-bloggerin Doreen Jedersberg­er ist im Erfurt-buch die Patin für ein Kapitel zur Krämerbrüc­ke. Im Foto zeigt sie auf das Hausschild „Zum schwarzen Ross“. Hier hatte ein Onkel von Johann Sebastian Bach gewohnt. Foto: Angela Stoye
Die Internet-bloggerin Doreen Jedersberg­er ist im Erfurt-buch die Patin für ein Kapitel zur Krämerbrüc­ke. Im Foto zeigt sie auf das Hausschild „Zum schwarzen Ross“. Hier hatte ein Onkel von Johann Sebastian Bach gewohnt. Foto: Angela Stoye
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany