Thüringer Allgemeine (Gotha)

Als die Dunkelheit siegte

Wacker will morgen gegen Erfurt seine Pokal-hoffnungen retten. Vor neun Jahren musste das Spiel abgebroche­n werden

- Von Dirk Pille

Nordhausen. Keine Angst, am Sonntag wird zwischen Wacker Nordhausen und Rot-weiß Erfurt ein Sieger gefunden. Es ist schließlic­h ein Pokalspiel und angepfiffe­n wird rechtzeiti­g 14 Uhr im Albert-kuntz-sportpark.

Am 9.9. 2009 war das anders. „Ein verrücktes Spiel, dass man vor allem als Torwart nicht vergisst“, sagt Lars Greschke. Der heute 36-jährige Co-trainer von Eintracht Sondershau­sen hütete von 2008 bis 2012 das Tor des Nachbarn in Nordhausen.

Der Thüringer Fußballver­band hatte sich bei der Ansetzung der Partie wohl zu sehr auf den Favoriten aus der Landeshaup­tstadt und auf die Sommerzeit verlassen, als er den Anstoß damals für 18 Uhr bestimmte.

„Wir hatten da schon am Nachmittag beim Abschlusst­raining gewitzelt. Dass sie die Strahler vom Trainingsp­latz wohl Richtung Spielfeld drehen müssen, wenn es Verlängeru­ng gibt“, erzählt Greschke.

Der FC Rot-weiß war früh in Führung gegangen. Doch die Ludwig, Taute, Pohl und Pistorius hielten tapfer dagegen. Kurz vor Ultimo gelang Torsten Klaus, der heute noch in der zweiten Mannschaft spielt, das 1:1. Verlängeru­ng!

„Es wurde immer dunkler. Ehrlich, ich habe nicht mehr viel gesehen“, erinnert sich Greschke. Doch es rutschte kein Ball mehr rein. Und so hieß es Elfmetersc­hießen. Doch das Licht reichte nicht mehr. Der heutige Landrat Matthias Jendricke, der damals in Nordhausen Bürgermeis­ter war, organisier­te einen Kranwagen mit Lampen. „Doch egal wie man die Lampen positionie­rte, wurden entweder die Schützen geblendet oder ich sah nichts. Es herrschte Ratlosigke­it. Plötzlich machte das Wort vom Wiederholu­ngsspiel die Runde im Stadion“, sagt Greschke. Schließlic­h befragte der Schiedsric­hter die Torhüter.

„Ich war natürlich für Elfmetersc­hießen, weil wir sahen, dass die Erfurter richtig Bammel hatten. Andreas Sponsel lehnte für Erfurt natürlich ab. Kann man verstehen, denn zu sehen war wirklich nichts mehr“, lacht Greschke heute über sein vielleicht kurioseste­s Fußballspi­el.

Einen Monat später setzte sich Rot-weiß Erfurt souverän bei Wacker mit 6:0 durch, schied aber dann im Halbfinale 1:2 gegen den VFB Pößneck aus.

Wackers Co-trainer Martin Hauswald, wie der heutige Nordhäuser Matthias Peßolat, damals im Rot-weiß-trikot, erwartet am Sonntag ein ähnliches typisches Pokalspiel. Hauswalds Chef Volkan Uluc sagte gestern: „Das Liga-derby mit dem 0:0 war schon hart umkämpft. Es wird diesmal aber ein anderes Spiel. Damals hatte es zwei Tage geregnet. Der Boden war tief. Die hohen Bälle, die wir schlugen, haben Lela und Becken mit ihrem guten Kopfballsp­iel abgefangen. Das Wetter am Sonntag ist für uns ein Vorteil. Wir werden Fußball spielen.“

Damit „die Sinne der Spieler nochmals geschärft werden“(Uluc), reist Wacker heute nach Heiligenst­adt, wo trainiert und auch übernachte­t wird. Danach wartet ein für beide Teams enorm wichtiges Match. Erfurt muss sich den Landespoka­l im Siegesfall als hoffnungsv­olle Geldquelle erhalten, für Wacker ist es aktuell die einzige Chance in dieser Saison noch etwas Großes zu gewinnen.

Zu seinem eigenen sportliche­s Schicksal in Nordhausen in Verbindung mit der wichtigen Partie befragt, antwortete Uluc: „Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich bin jetzt 18 Monate hier, habe viel Herzblut reingestec­kt und bringe Erfahrung mit. Ich bin keiner der beim lauen Lüftchen ins Wackeln kommt. Fußball bleibt ein Spiel der Spieler und nicht der Trainer .“

Auch Lars Greschke glaubt morgen wieder an eine enge Partie. „Ich tippe mal auf Elfmetersc­hießen – ohne Flutlicht.“

Wacker bereitet sich in Heiligenst­adt vor

Nordhausen – Erfurt, Sonntag  Uhr, Mdr-livestream

Bullen in Hannover

Elxleben. Rollstuhl-basketball­meister Thuringia Bulls ist am heutigen Samstag um 18 Uhr in Hannover gefordert. (red)

Löwen gefordert

Erfurt. Ein schwierige­s Heimspiel hat Basketball-drittligis­t Löwen Erfurt am Sonntag (17 Uhr) vor sich. Zu Gast ist der Tabellendr­itte Frankfurt II. (tr)

Degenkolb nur 101.

Selçuk. Der Geraer Rad-profi John Degenkolb wurde bei der 4. Etappe der Türkei-rundfahrt mit 7:40 Minuten Rückstand auf Sieger Alexej Luzenko (Kasachstan) nur 101. (dpa)

 ??  ?? Ratlosigke­it herrschte bei beiden Teams – darunter Wackers damaliger Torwart Lars Greschke (. von links), dem heutigen Nordhäuser Co-trainer Martin Hauswald (. von links) und Wackers heutigem Schatzmeis­ter Sven Pistorius (. von rechts) – ob der Dunkelheit, die  zum Abbruch führte . Foto: Imago/bild 
Ratlosigke­it herrschte bei beiden Teams – darunter Wackers damaliger Torwart Lars Greschke (. von links), dem heutigen Nordhäuser Co-trainer Martin Hauswald (. von links) und Wackers heutigem Schatzmeis­ter Sven Pistorius (. von rechts) – ob der Dunkelheit, die  zum Abbruch führte . Foto: Imago/bild 

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