Thüringer Allgemeine (Gotha)

Was ist für Sie Zuhause,

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„Home is where the hear h is“, al- so „Zuhause ist, wo der Herd ist“– das habe ich gerade mit den Studierend­en an der Erfur er Eras- mus-par ner-universitä­t im rumänische­n Hermannsta­dt (Sibiu) als die antike Antwor nach dem „Zuhause“besprochen: Im Alter um, über das ich dor als Historiker Gastvorles­ungen halte, war der Herd (lat.: focus) eben wirklich der Fokus von Haus und Familie. Das hat den Studierend­en, die aus ganz Osteuropa kommen, sofor eingeleuch­tet – und zur Frage geführ : „Und wie ist das bei Ihnen?“In Hermannsta­dt miete ich vom evangelisc­hen Pfarramt eine kleine Wohnung (mit einer Herdplatte!) und ich fühle mich sehr wohl. Aber zu Hause bin ich seit gut zehn Jahren in Erfur : Hier ha- ben wir ein historisch­es Haus wieder bewohnbar gemacht, mit- ten in der Altstadt, hier stehen meine Bücher in einer wohl nur für mich logischen, für andere als Durcheinan­der erscheinen­den (Un-)ordnung, hier arbeite ich an meinen Forschunge­n zur Alten Geschichte – und hier steht natürlich auch unser Herd. Dass ich gerne koche, sieht man mir ja an.

Schon als unsere vier Kinder klein waren, erst in München, dann in Speyer, in Oxford und an- derswo, war das Kochen immer meine Aufgabe: Wenn meine Frau, die Mathematik und Physik am Gymnasium unterricht­et, und die vier aus der Schule kamen, sollte das Essen dampfend auf dem Tisch stehen. Jetzt freilich sind alle er achsen, aber zwei von ihnen leben und arbeiten inzwischen auch in Erfur , sodass ich immer mal wieder für sie kochen darf.

Aber: Ist der Herd alles? Nein! Eigentlich geht es um mehr, denn richtig heißt das Wor im eingangs zitier en Sinnspruch nämlich anders und triff damit das Wesentlich­e: „Home is where the hear is“, also „Zuhauseist,wodas

Herz ist“.

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Kai Brodersen ist Professor für Antike Kultur an der Uni Er ur .FOTO: BRODERSEN

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