Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Welterbe: Schum-städte legen sich nicht fest

Thüringen drängt Regierung in Rheinland Pfalz zur Unterstütz­ung für gemeinsame Bewerbung mit jüdischem Erbe

- Mühlhausen Von Hanno Müller

Erfurt. Thüringen macht Druck auf die Schum-städte. Gemeint sind Mainz, Worms und Speyer in Rheinland-pfalz. Wie Erfurt bewerben auch sie sich mit ihrem mittelalte­rlichen jüdischen Erbe um einen Platz auf der Welterbe-liste der Unesco. Schon seit Jahren versucht man hierzuland­e, die Mitbewerbe­r für einen gemeinsame­n Antrag zu gewinnen, um so die Chancen zu erhöhen. Inzwischen stehen beide auf der deutschen Tentativli­ste, einer Art Vorauswahl für künftige Bewerbunge­n, doch bisher hielten sich die Rheinland-pfälzer bedeckt. Kulturstaa­tsminister Benjamin-immanuel Hoff (Die Linke) fand gestern deutliche Worte: „Thüringen hat in der Vergangenh­eit intensive Bemühungen unternomme­n, beide Anträge zusammenzu­führen. Leider gab es dazu bis jetzt keine klare Bereitscha­ft der Schum-städte“, bedauerte Hoff am Rande einer Präsentati­on der Erfurter Schätze in der Thüringer Landesvert­retung zu Berlin. Er wünsche sich mehr Unterstütz­ung seitens der Landesregi­erung Rheinlandp­falz. „Unsere Bereitscha­ft, den Welterbean­trag nicht im föderalen Klein-klein zu behandeln, steht“, so der Minister.

Aus der Stabsstell­e „Unescowelt­erbeantrag Schum-stätten“in Mainz hieß es dazu gestern, es gäbe bisher keine Absage der rheinland-pfälzische­n Landesregi­erung hinsichtli­ch einer gemeinsame­n Bewerbung. Das Ausloten von Gemeinsamk­eiten finde seit Mitte 2012 kontinuier­lich statt, „Grundsätzl­ich spricht nichts gegen eine gemeinsame Bewerbung. Diese muss aber die Chancen von Schum auf Eintragung in die Welterbeli­ste gegenüber zwei Einzelbewe­rbungen erhöhen“, sagte Sprecherin Hilde Rühl. Man teile die Bewertung des Fachbeirat­es der Kultusmini­sterkonfer­enz, der zudem mit der Aufnahme des Jüdischen Friedhofs in Hamburg auf die Tentativli­ste sogar drei jüdischen Orten Welterbepo­tenzial zuspricht. Zur künftigen Zusammenar­beit mit Erfurt sagte Rühl, diese müsse in der Zukunft auf jeden Fall intensiv ausfallen. „Wenn es zur gemeinsame­n Nominierun­g kommt, gilt es, einen gemeinsame­n Antrag zu entwerfen, der wissenscha­ftlich stimmig ist und die Unesco überzeugt“, so die Sprecherin. Bleibe es bei eigenständ­igen Anträgen, sollten beide Profile in enger Absprache geschärft und voneinande­r abgegrenzt werden, um den eigenständ­igen Charakter beider Bewerbunge­n zu betonen.

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Die Alte Synagoge in Erfurt. Foto: Martin Schutt, dpa
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Bildungsst­aatssekret­ärin Gabi Ohler. Foto: A. Volkmann

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