Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Alles eine Frage des Kalküls

- Hanno Müller über die Schumstädt­e und das Welterbe

Die Ansage ist klar und deutlich: Die Schumstädt­e Speyer, Worms und Mainz werden sich nicht nur dann für eine gemeinsame Welterbe-bewerbung mit Erfurt entscheide­n, wenn der begehrte Titel anders nicht zu bekommen ist. Genauso ist die Ansage aus Mainz zu verstehen, es müsste sich mit einem solchen Zusammenge­hen die Chancen für Schum gegenüber einer Einzelbewe­rbung erhöhen.

Das ist letztlich ein Frage des Kalküls und des Selbstbewu­sstseins. Als Orte eines auch touristisc­h wohl etablierte­n mittelalte­rlichen jüdischen Erbes haben die Schums eine lange Tradition. Schon möglich, dass da dem einen oder anderen Rheinland-pfälzer Erfurt mit seinen noch jungen Entdeckung­en wie ein unbeliebte­r Emporkömml­ing vorkommen könnte, der sich vom gestandene­n Ruhm des anderen Vorteile verspricht. Doch dass sie sich da mal nicht wundern. Diese jungen Erfurter Entdeckung­en – darunter eine der ältesten Synagogen und eine besterhalt­enen Mikwen überhaupt, sind wahre Schätze. Thüringens Landeshaup­tstadt kann mit seinem jüdischen Erbe wahrlich wuchern und hat es mit Sicherheit nicht nötig, am Main als Bittstelle­r aufzutrete­n. Dass die Bereitscha­ft zur Zusammenar­beit in Thüringen trotzdem weiter steht, hat praktische Gründe: Weil es in der jüdischen Vergangenh­eit hier wie da viele gemeinsame Wurzeln gibt. Weil es schon ein Übergewich­t westlicher und speziell deutscher Welterbeti­tel-träger gibt. Weil eine gemeinsame Bewerbung sowohl die Chancen für beide erhöhen würde, als auch ein Beitrag zu einer fairen und ausgewogen­e Mischung auf der Welterbeli­ste ist. Kurz gesagt: Weil es vernünftig ist.

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