Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Und plötzlich wird es glockenhel­l am Firmament

Mühlhäuser Sternenfre­unde begrüßen erneut zahlreiche Gäste zum gemeinsame­n Beobachtun­gsabend

- Von Sascha Willms

Mühlhausen. „Iridium-flare!“ruft Thomas Georgi über die Wiese hinter der Rettungsle­itstelle des Landkreise­s am Böhntalswe­g. Die ratlosen Gesichter der überrasche­nd vielen Besucher zur Astronomie­nacht vergangene­n Samstag sind wegen der Dunkelheit kaum sehen. Doch plötzlich wird es am Firmament für Sekunden glockenhel­l. Was um Himmels Willen war das? „Iridium heißt einer der Kommunikat­ionssatell­iten, den man als Lichtpunkt über den Nachthimme­l ziehen sieht“, erklärt Joachim Graf, einer der anderen Sternenguc­ker.

Auf einem kleinen Bereich reflektier­en die Solarpanee­le des Satelliten die Sonne, aber besonders hell. Trifft dieser Lichtkegel einen Ort, erscheint der Satellit dort plötzlich wie ein heller Meteorit, bevor er als Lichtpunkt weiterzieh­t. Das nenne man „Iridium-flare“. Die Anwesenden sind begeistert. Zahlreich sind sie erschienen, Fotografen, Wissenscha­ftsfans und Eltern mit Kindern. „Astronomie begeistert die Menschen von jeher. Sie vereint fast alle Wissenscha­ftsdiszipl­inen“, sagt Wolfgang Limmer. Der 66-Jährige hat den Mühlhäuser Astronomie­stammtisch einst über eine Zeitungsan­nonce ins Leben gerufen. Einmal im Monat trifft sich die technikver­rückte Sternenguc­ker-truppe seither in der Antoniusmü­hle. Einige ihrer Teleskope kosten ein kleines Vermögen, und mit ihren Fotos vom Pferdekopf-nebel wissen sie ihre Gäste zu beeindruck­en. Beeindruck­t waren davon auch zwei 16-jährige Mädchen, erinnert sich Limmer an die frühen Stammtisch­zeiten. Eine davon, Dorit Glawion, ist mittlerwei­le promoviert­e Astrophysi­kerin und forscht zu schwarzen Löchern. Sie könne heute wegen ihres Berufes nicht hier sein, sagt der Astronomie-fan, der selbst schon zu so genannten Sternenpar­tys bis nach Amerika geflogen ist.

In den Wüsten sei die Lichtversc­hmutzung geringer, die Sicht viel besser. Mit bloßem Auge habe er dort Sterne gesehen, die hier selbst mit Hilfsmitte­ln unsichtbar bleiben. Dennoch gebe es für alle Interessie­rten viel zu entdecken. „Bitte nur nicht mit Billigtele­skopen aus dem Supermarkt“, rät Wolfgang Limmer Einsteiger­n. „Lieber mal Opa um den guten alten Zeissfelds­techer bitten“, sagt er. Das spare Kosten und die Hälfte des Weges zum teuren Amateurtel­eskop sei bereits geschafft. Viele der Beobachtun­gen seien damit bei guter Sicht möglich. Auch am Samstag spielte das Wetter mit: Jupiter mit den vier galileisch­en Monden, der Orionnebel und die Andromeda-galaxie fingen die Astronomie­freunde ein.

Wer wissen möchte, wie sich die fasziniere­nden Aufnahmen solcher Objekte aus vielen Fotos zusammense­tzen und wo man am Himmel welchen Sternenhau­fen findet, sei zum Stammtisch herzlich eingeladen, sagt Wolfgang Limmer.

Beobachtun­gen auch mit dem Feldsteche­r möglich

Mehr Informatio­nen über die Astronomie­freunde gibt es im Internet: www.astro-mhl.de.

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Einmal im Jahr lädt der Mühlhäuser Astronomie-stammtisch zum gemeinsame­n öffentlich­en Sterneguck­en. Auf die Wiese am Böhntalswe­g kamen dazu über  Hobby-astronomen und neugierige Besucher. Fotos: Sascha Willms ()
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Hinter der Rettungsle­itstelle hatten die Sternenguc­ker ihre Fernrohre aufgebaut, hier wurde gefachsimp­elt, aber auch für Laien verständli­ch erklärt.
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Der Himmel war an diesem Abend sehr klar.

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