Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Keine Zeit für Luftschlösser
Neues Stadion, neues Glück? Neue Halle, neues Hurra? So einfach ist es, leider, nicht. Mehr Zuschauer, mehr Leistung, mehr Gewinn – das schafft eine moderne Arena nicht allein. Der FC Rot-weiß Erfurt erfährt es gerade mit einigen Schmerzen. Die Eisenacher wiederum wägen seit zwei Jahren verschiedene Varianten des geplanten Hallenneubaus ab, sogar jene der Integration ins Awe-industriedenkmal. Gefühlt steht die Zeit mehr, als dass sie sich bewegt. Immerhin: Die schnellste Lösung muss nicht die beste sein. Vielleicht hilft ein einordnender Blick nach Niedersachsen. Dort schickt sich Bundesligist Hannover-burgdorf an, aus der Stadionhalle im Zentrum hinaus in die große Arena auf dem einstigen Expo-gelände zu ziehen. Nicht ohne Bauchgrummeln. Zehntausend Plätze (statt bisher 4000) wollen gefüllt, die Ansprüche eines Arena-eventcharakters bei jedem Spiel neu erfüllt sein. Man halte sich den gelegentlichen Rückzug offen, hieß es vom einstigen Dorfklub, der jetzt nicht nur die Landeshauptstadt im Namen trägt, sondern auch den zeitgeistigen Zusatz „Die Recken“.
Zwölf Jahre hat Handballhannover gebraucht, um sich zu etablieren, Marken-relaunch inklusive. Es sind viele kleine Schritte gemacht worden für diesen großen, sagt Geschäftsführer Chatton. Ein Satz, auf den sich auch in Thüringen zu hören lohnt – gerade angesichts hier sportlich bescheidenerer Ziele und wirtschaftlich begrenzter Voraussetzungen. Mannschaftlich setzen die Eisenacher inzwischen auf mittelfristige Kontinuität, nicht auf schnelle, jährlich wechselnde Personallösungen. Das erfordert zum einen Geduld und ist, zum zweiten, ergebnisoffen. Dass man derzeit an der Wartburg keine Luftschlösser bauen möchte, sollte deshalb auch für die Hallenpläne gelten.