Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Freie Wähler sprechen von Auflösung der Gemeinde Dünwald

Gemeinderä­te können sich nicht auf die Aufnahme von Verhandlun­gen mit der VG Dingelstäd­t einigen

- Von Alexander Volkmann Karl Schilling (Freie Wähler)

Dünwald. Auch nach einer fast vierstündi­gen Marathon-sitzung des Gemeindera­tes am Mittwochab­end ist man in Dünwald in Sachen Gebietsref­orm keinen Schritt weiter. Die Fraktion der Freien Wähler hatte in einem Antrag gefordert, Bürgermeis­terin Sylvia Geißler (CDU) und die Ortsteilbü­rgermeiste­r zu beauftrage­n, Verhandlun­gen mit Gemeinden der VG Dingelstäd­t aufzunehme­n.

In der namentlich­en Abstimmung hatten sich die vier Mitglieder der Fraktion Freie Wähler sowie drei Cdu-gemeinderä­te für den Antrag ausgesproc­hen. Sieben Ja-stimmen gegen sieben Nein-stimmen. Der Antrag erhielt also keine Mehrheit. Laut Aussage des Fraktionsc­hefs der Freien Wähler und Ortsteilbü­rgermeiste­rs von Beberstedt, Wigbert Hagelstang­e, sollte damit das Ergebnis der Bürgerbefr­agung vom Januar umgesetzt werden, bei der die Mehrheit der Befragten für ein Zusammenge­hen mit der VG Dingelstäd­t votiert hatte. Auch mit Blick auf die Freiwillig­keitsphase drängten die Freien Wähler seit Wochen zu Gesprächen, um in einer guten Verhandlun­gsposition das Bestmöglic­he für die Gemeinde herauszuho­len (diese Zeitung berichtete). Franziska Bachmann (CDU) begründete ihr Nein damit, dass es nicht förderlich sei, sich mit einem starken Signal jetzt für eine der drei theoretisc­h möglichen Varianten VG Dingelstäd­t, VG Eichsfelde­r Kessel oder Stadt Mühlhausen zu positionie­ren und damit andere Optionen in den Schatten zu stellen. Vor der Abstimmung hatte Karl Schilling (Freie Wähler) gesagt: „Wenn wir nicht zu Potte kommen, müssen wir den Stecker ziehen“. Er meint letztlich die Auflösung der Gemeinde Dünwald per Bürgerents­cheid. Dann stünden für alle Ortsteile die Wege in unterschie­dliche Richtung offen.

Marko Schollmeye­r (Freie Wähler) schreibt nach dem Ablehnen des Antrages die Chancen ab, die sich noch in der Freiwillig­keitsphase für die Gemeinde angeboten hätten. Jetzt renne die Zeit ungenutzt davon. Die Bürgermeis­ter von Niederorsc­hel und Dingelstäd­t hätten in Gesprächen gesagt, sie sehen Ende Juni als spätesten Termin, einen freiwillig­en Fusionsant­rag beim Innenminis­terium einzureich­en, erklärte Schollmeye­r, um fehlende oder fehlerhaft­e Unterlagen eventuell noch in der Frist bis 31. Oktober einreichen zu können.

Für Gelächter im Publikum – etwa 70 Einwohner kamen in die Dünwaldhal­le – sorgte die Begründung des zweiten Beigeordne­ten Benno Weilandt (CDU) für seine Nein-stimme: „Die Bürgerbefr­agung ist nicht so aussagekrä­ftig, wie sie sein sollte“. Das ist Wasser auf die Mühlen der Freien Wähler, die der Ansicht sind, man wolle in Hüpstedt die durch Beberstedt­er Stimmen herbeigefü­hrte Mehrheit nicht akzeptiere­n. Cdu-fraktionsc­hef und Hüpstedts Ortsteilbü­rgermeiste­r Frank Meyer sagte, er sei selbst über die geringe Wahlbeteil­igung der Hüpstedter verwundert. Dennoch hätten 77 Prozent der Hüpstedter nicht für ein Zusammenge­hen mit Dingelstäd­t gestimmt.

Damit heißt es weiterabwa­rten – das derzeitige Credo von Bürgermeis­terin Sylvia Geißler (CDU). Sie hatte bis zum Gemeindera­tstermin auf die Gesetzesvo­rlage über die Kreiszusch­nitte von Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) gehofft. Die soll nun nach Ostern kommen. Die Bürgermeis­terin sagt auch, man sei bereits in Gesprächen mit den Gemeinden. Fest steht: Die Freien Wähler aus Beberstedt wollen nach Dingelstäd­t, während die meisten Hüpstedter Cdu-leute gerne mit der VG Eichsfelde­r Kessel und Niederorsc­hel zusammenge­hen möchten. Einig ist man sich offenbar darüber, sich Eichsfeld-gemeinden anzuschlie­ßen. Norbert Bingel (CDU) sagte, bei der Gebietsref­orm 1993/94 hätte man diese Chance vertan.

Die Option Mühlhausen ist damit aber noch nicht aus dem Rennen. Aus dem Innenminis­terium habe es geheißen, Mittelzent­ren sollen gestärkt werden, sagt Geißler. „Dann würden wir vielleicht Mühlhausen zugeordnet, so wie es gerade bei den Gemeinden rund um Erfurt passiert“. Das Innenminis­terium behält sich vor, das auch noch zu tun, wenn sich Gemeinden bereits anderweiti­g orientiere­n. Dann käme die Stimme des kleinsten Dünwald-ortsteiles Zaunröden zum Tragen. Der hatte sich in der Bürgerbefr­agung mehrheitli­ch für Mühlhausen ausgesproc­hen.

„Wenn wir nicht zu Potte kommen, müssen wir den Stecker ziehen.“

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