Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
In Sömmerda macht Radfahren besonders viel Spaß
Der Fahrradklima-test 2016 übt Kritik an Thüringer Großstädten. Neuling mit beachtlicher Platzierung
Erfurt. Ob auf dem Weg zur Arbeit oder für eine ausgedehnte Tour nach Feierabend – viele Thüringer nutzen täglich das Rad. Doch nicht jede Thüringer Stadt ist ein Paradies für Radfahrer. Welche Orte besonders gut abschneiden, stellte der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) in seinem aktuellen Fahrradklima-test 2016 vor. Bei der Bewertung wurden Städte in vier Kategorien eingeteilt, die sich nach der jeweiligen Einwohnerzahl richten und sie dadurch vergleichbar machen. Die nun veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Testneuling Sömmerda (Note 3,03) den anderen Thüringer Städten mindestens eine Radlänge voraus ist und damit einen beachtlichen 26. Platz in seiner Kategorie unter 364 Städten belegt. Insgesamt 539 deutsche Städte wurden unter die Lupe genommen und nach ihrer Fahrradfreundlichkeit beurteilt. Rund 120 000 Menschen beteiligten sich an der vom Bundesverkehrsministerium geförderten Befragung und gaben ihre Stimme zur Sicherheit und Rad-infrastruktur ab. Auch zwölf Städte aus dem Freistaat waren vertreten und wurden von knapp 1700 Thüringer Radfahrern bewertet. Aus den Angaben der Teilnehmer ergibt sich, dass die Antworten nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung sind, sondern überwiegend von Alltagsradlern gegeben wurden. In Schulnoten von 1 bis 6 konnten sie 27 Thesen zu Verkehrsklima, Radverkehrspolitik, Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer, Komfort und Sicherheit bewerten. Fast alle Städte wurden dabei schlechter bewertet als vor zwei Jahren. 4,05 lautet die Gesamtnote (Platz 21 von 39) für die Landeshauptstadt Erfurt – ein ähnliches Ergebnis wie bei der vorherigen Befragung Ende 2014. Jena landete bundesweit in seiner Größenklasse auf Platz 16 von 38 Städten (Note 3,88), Gera auf Rang 53 von 98 (Note 3,87) und Weimar auf Rang 83 von 98 (Note 4,21). Die Fahrradhochburgen in Deutschland sind Münster und Göttingen. Die Schlusslichter bilden Wiesbaden und Zwickau. Ilmenau, das unter den Thüringer Städten 2014 positiv hervorstach, belegt nun Rang 35 (Note 3,12) unter den Kommunen mit weniger als 50 000 Einwohnern (2014: Rang 27). „Mehr Radfahrer in den Städten, machen das Radfahren letztlich auch sicherer“, so die Aussage von Friedrich Franke, dem Vorsitzenden des Adfclandesverbands Thüringen. Wenn mehr Verkehrsteilnehmer für eine erhöhte Radfahrerdichte sensibilisiert wären, dann würden auch weniger Unfälle im Straßenverkehr entstehen, so sein Tenor. Eine fahrradfreundliche Stadt zeichnet sich laut Franke durch ein „durchgängiges, großzügiges, verständliches Radverkehrsnetz quer durch die ganze Stadt“aus. Bernhard Deimel, Vorsitzender des ADFC Erfurt, ergänzt, dass sich „Thüringer Pedaleure vor allem über fehlenden Winterdienst und Falschparker auf Radwegen ärgern“. Das Bundesverkehrsministerium förderte die Umfrage mit 150 000 Euro. Der Test soll Städten dabei helfen, den Radverkehr voranzubringen.
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Mehr im Internet unter: www.fahrradklima-test.de