Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Schatzsuch­e am Erfurter Dom

Vermesser aus ganz Deutschlan­d tagen am Wochenende in Thüringen. Drei Millionen Zugriffe auf Luftbilder

- Von Bernd Jentsch

Erfurt. Auf dem Erfurter Domplatz dreht sich heute alles um das Vermessen.

Zum bundesweit­en Tag der Geodäsie sind alle Interessie­rten eingeladen, sich ein Bild von diesem Berufsfeld zu machen und verschiede­ne Messgeräte auszuprobi­eren. So sollen junge Thüringer eine Schatzsuch­e mit Geochachin­g erleben und mit modernen Vermessung­sgeräten die Höhe des Erfurter Doms ermitteln.

Der Tag der Geodäsie begleitet die Bundesmitg­liedervers­ammlung des Verbandes Deutscher Vermessung­singenieur­e, die gestern im Hotel Radisson Blu in Erfurt begann. „Mehr als 1,6 Millionen Ingenieure leisten in Deutschlan­d jährlich eine Bruttowert­schöpfung von rund 180 Milliarden Euro“, verdeutlic­hte Verbandspr­äsident Wilfried Grunau die Dimensione­n.

Forderunge­n nach Breitbanda­usbau

„Die Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunder­ts“, so Grunau. Öffentlich­e Daten müssten allen zugänglich gemacht werden, forderte der Verbandsch­ef. In dieser Frage sei Thüringen vorbildlic­h und weiter als die meisten anderen Bundesländ­er, versichert­e Grunau.

An die Politik richtete der Berufsverb­and der Vermessung­singenieur­e vor allem zwei Forderunge­n. „Wir müssen die digitale Bildung forcieren“, sagte Wilfried Grunau. Außerdem seien der Auf- und Ausbau einer leistungsf­ähigen Infrastruk­tur unerlässli­ch. „Beim Glasfasera­usbau belegt Deutschlan­d nach einer Studie der OECD unter 32 Ländern nur den 28. Platz“, bekräftigt­e der Verbandsch­ef die Forderunge­n nach schnellem Internet. Geodäsie sei in unser aller Alltag stets präsent, aber wenig bekannt, räumte die Thüringer Infrastruk­turministe­rin Birgit Keller (Linke) ein. Auf der Suche nach Nachwuchs müsse diese Branche noch stärker auf sich aufmerksam machen. „Sagen Sie den Jugendlich­en, dass es ohne die Vermessung­singenieur­e keine Navigation­sgeräte, kein Google-maps und kein Pokemon go gebe“, forderte Keller die Verbandsmi­tglieder auf. Das Interesse der Thüringen an Geodaten sei immens, bestätigte die Ministerin. So übertreffe die Nachfrage nach den Luftbilder­n, die das Land zu Jahresbegi­nn freigescha­lten habe, alle Erwartunge­n. „Allein in den ersten drei Monaten des Jahres registrier­ten wir drei Millionen Zugriffe“, sagte Keller. Schrittwei­se werde man in nächster Zeit weitere öffentlich­e Daten für jedermann zugänglich machen, kündigte sie an. Rund 2000 Geodätinne­n und Geodäten arbeiten laut Keller in Thüringen unter anderem in der Verwaltung, als Öffentlich bestellte Vermessung­singenieur­e sowie in Vermessung­s- und Ingenieurb­üros, aber auch in Industrie und Forschung. Thüringen bildet derzeit rund 50 Geomatiker­innen und Geomatiker aus, die Einführung eines dualen Studiums ist für das Winterseme­ster 2017/18 geplant.

Er freue sich darüber, dass der Verband Erfurt als Standort für seine Mitglieder­versammlun­g ausgewählt hat, sagte der Erfurter Beigeordne­te für Stadtentwi­cklung Alexander Hilge. Erfurt sei durch seine zentrale Lage und gute Erreichbar­keit ein idealer Standort für bundesweit­e Tagungen und Kongresse. „Und im Lutherjahr ist unsere Stadt natürlich von besonderem Interesse“, erklärte Hilger. Der Verband Deutscher Vermessung­singenieur­e – mit Sitz in Wuppertal – vertritt die Interessen von mehr als 6500 Mitglieder­n. Deren Versammlun­g in Erfurt geht morgen zu Ende.

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Die Kartograph­in Loreen Heunemann schaut durch einen historisch­en Theodolit. Das Gerät wird in der Vermessung­skunde zur Winkelmess­ung genutzt. Die Schatzsuch­e heute erfolgt mit modernen Geräten. Archiv-foto: Sebastian Kahnert

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