Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Drei Züchter bewahren uralte Hühnerrass­e vor dem Aussterben

Frank Haßkerl aus Schönstedt und zwei Geflügelfr­eunde aus Beberstedt kümmern sich um die äußerst seltenen Krüper

- Von Klaus Wuggazer

Schönstedt. Beinahe wären sie ausgestorb­en. Dabei sind die Krüper die zweitältes­te Hühnerrass­e Deutschlan­ds. Schon im 16. Jahrhunder­t wurden sie in Schriften erwähnt. Dass die extrem selten gewordenen Tiere eine Zukunftsch­ance haben, ist vor allem dem bundesweit­en „Sondervere­in der Krüper- und Zwergkrüpe­rzüchter“zu danken. Rund 80 Mitglieder hat er und im Unstrut-hainich-kreis, sitzen gleich drei davon. Hans-joachim Güntherodt hat 2008 sogar ein Standardwe­rk über die Krüper geschriebe­n. Wie auch Hans-willi Hüstegge züchtet er in Beberstedt die seltenen Tiere, in Schönstedt ist es Frank Haßkerl. Güntherodt als 2.Vorsitzend­er und Haßkerl als Pressespre­cher gehören zudem zum Vorstand des bundesweit­en Vereins.

Über den Beberstedt­er Fachmann, der schon vor der Wende Kontakte zu einem Krüperzüch­ter im Westen hatte, sei er vor Jahren auf die seltene Rasse aufmerksam geworden, sagt Frank Haßkerl, der auch 2. Vorsitzend­er und Ausstellun­gsleiter des Schönstedt­er Rassegeflü­gelvereins ist. Schon seit 1971, da war gerade mal zehn Jahre, hat er sich der Geflügelzu­cht verschrieb­en. Und er züchtete, als die Krüper in sein Leben traten, schon deren Schwesterr­asse, die Bergischen Schlotterk­ämme. Auf einem Grundstück am Schönstedt­er Orlbach tummeln sich seine Krüper. Ihr Hauptmerkm­al sind die sehr kurzen Beine. „Kriechhühn­er“oder „Dachshühne­r“werden sie deshalb auch genannt. Ebenfalls auffällig ist ihr langgestre­ckter, Körper. Ihr Gefieder kann schwarz, weiß, gesperbert oder schwarz mit weißen oder gelben Punkten sein, die Kämme sind klein.

Sie gelten als sehr genügsam und als anhänglich und legen über 200 Eier im Jahr. „Das sind ganz tolle Tiere, die am Ende auch einen guten Braten geben“, sagt Haßkerl. Seine besondere Leidenscha­ft sind die gesperbert­en Krüper, also die mit geflecktem Gefieder. Andere Züchter arbeiten daran, verschwund­ene Farbschläg­e mit Einkreuzun­gen wieder zum Leben zu erwecken. Die Rasse sei in Vorzeiten nicht nur wegen ihrer Eigenschaf­ten als „Huhn des kleinen Mannes“beliebt gewesen, sondern auch, weil sie wegen ihrer kurzen Läufe gut für die kleinen Grundstück­e einfacher Leute geeignet waren. Etabliert hat sie sich ursprüngli­ch im Bergischen Land in Nordrhein-westfalen, wo der 1904 gegründete Sonderverb­and auch heute noch seinen Schwerpunk­t hat. Aber die hiesigen Züchter spielen eine gewichtige Rolle: Frank Haßkerl hat auch eine Internetse­ite für den Verband erstellt: www.krueperhuh­n.de. Damit und mit Werbung auf Facebook habe man es geschafft, einige junge Leute für die besondere Rasse zu begeistern. Doch tun sich neue Hinderniss­e auf. Denn bundesweit gibt es nur ein paar hundert Tiere. Für Neulinge brauche man Jungtiere, aber für die gebe es im Moment sogar eine Warteliste. Denn durch die Stallpflic­ht wegen der jüngsten Hühnergrip­pe hätten die Krüper deutlich weniger gebrütet, sagt Haßkerl. Die Tiere sind weiter extrem gefährdet und stehen auf der Roten Liste der „Gesellscha­ft zur Erhaltung alter und gefährdete­r Haustierra­ssen“. Züchter wie Frank Haßkerl, der von seiner Frau Elke kräftig unterstütz­t wird, tragen somit auch dazu bei, mit den alten Rassen ein Stück Kulturgut zu erhalten.

 ??  ?? Frank Haßkerl aus Schönstedt beobachtet seine Krüper. Die Tiere der uralten, aber fast ausgestorb­ene Rasse sind sehr anhänglich. Zum Fototermin blieben sie allerdings misstrauis­ch und selbst zu ihm auf Distanz. Fotos: Klaus Wuggazer ()
Frank Haßkerl aus Schönstedt beobachtet seine Krüper. Die Tiere der uralten, aber fast ausgestorb­ene Rasse sind sehr anhänglich. Zum Fototermin blieben sie allerdings misstrauis­ch und selbst zu ihm auf Distanz. Fotos: Klaus Wuggazer ()

Newspapers in German

Newspapers from Germany