Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Kreta, Korfu, Kos: Welche griechisch­e Insel passt zu mir?

Als Reiseziel boomt das Land wie noch nie – und die Auswahl ist groß. Eine Orientieru­ng für Einsteiger

- Von Philipp Laage

Hellas weckt Sehnsüchte deutscher Urlauber. In diesem Sommer gilt das umso mehr. Griechenla­nd sei das Topziel der Saison, sagen die Reiseveran­stalter. Die griechisch­en Inseln bieten Sommerurla­ub für fast jeden Geschmack. Und sie sind ganz verschiede­n. Griechenla­nd-einsteiger­n fällt die Wahl nicht leicht. Mehr als 3000 Inseln und Mini-inselchen hat Griechenla­nd, sie machen fast ein Fünftel der Landesfläc­he aus. Die Massenziel­e sind Kreta, Rhodos, Kos und Korfu. „Die internatio­nalen Veranstalt­er haben dort die meisten Hotels und Beteiligun­gen“, erklärt Reiseführe­rautor Klaus Bötig. Auch die meisten Flüge gehen dorthin. „Die Reisebüros pressen die Urlauber auf diese Inseln“, sagt der Griechenla­nd-experte. Das ist nicht so negativ gemeint, wie es klingt. Darüber hinaus locken die Inseln der zweiten Reihe.

Kreta: Alleskönne­r für Einsteiger

Die größte Insel Griechenla­nds ist ein gutes Allround-ziel. Sie bietet schöne Strände, jede Menge Kultur wie den Palast von Knossos und hübsche Hafenstädt­e wie Chania und Rethymnon. Im Hinterland mit seinen Bergdörfer­n laufen noch Schafe und Ziegen über die Straße, und urtümliche Kafenios – traditione­lle griechisch­e Kaffeehäus­er – laden ein zur Rast. „Kreta ist für alles gut und unheimlich interessan­t“, fasst Bötig zusammen. Während der Norden sehr touristisc­h ist, bietet die Südküste auch noch einsamere Flecken. Wer die Vielfalt der Insel erkunden will, sollte sich am besten einen Mietwagen nehmen.

Rhodos: Badeziel mit Sonnengara­ntie

Rhodos ist die touristisc­he Nummer zwei, entspreche­nd groß ist auch hier das Hotelangeb­ot in der beliebten Vier-sterne-kategorie. Das Urlaubszen­trum an der Ostküste ist Faliraki. Die Insel ist extrem sonnig, in den Sommermona­ten regnet es praktisch kaum. Urlauber müssen sich also keine Sorgen um ihre Bräune machen. Nur am Strand zu liegen, wäre gleichwohl verschenkt­e Zeit. So lockt Rhodos-stadt als Unesco-weltkultur­erbe, Kulturtour­isten zieht es außerdem nach Monolithos, Kameiros oder zur Akropolis von Lindos. „Auf Rhodos findet man viele authentisc­he Orte, die vom Massentour­ismus unberührt sind“, sagt Bötig.

Kos: Comeback nach der Flüchtling­skrise

Kos in der östlichen Ägäis wurde erst in den 80er-jahren zu einem Touristenz­iel und ist mit Abstand die kleinste der vier Hauptinsel­n für Urlauber in Griechenla­nd. „Kos ist quasi der Newcomer“, erklärt Bötig. Tolle Strände, viele Hotels: Gerade Familien fühlen sich dort wohl. „Kreta ist wild, Kos ist friedlich“, sagt der Kenner. In der vergangene­n Saison blieben viele Hotels leer, weil sich die Urlauber an den flüchtende­n Menschen aus Syrien störten. Doch die Lage wurde durch den Flüchtling­spakt mit der Türkei entschärft. „Der Tourismus auf Kos hat sich nach der Flüchtling­skrise deutlich erholt“, sagt Michael Karavás, Geschäftsf­ührer von Attika Reisen. Was zeichnet Kos besonders aus? Nach Ansicht von Klaus Bötig sind es die Bewohner. „Bessere Menschen finden sie nirgendwo anders“, findet er. Das habe Mentalität­sgründe. „Die Insel ist klein, die Berge sind niedrig. Die Menschen sind sehr gelassen, friedsam, es gibt intakte Familienst­rukturen.“Kos ist allerdings etwas karger als die Inseln weiter im Westen, wobei das auch seinen Reiz haben kann.

Korfu und die Ionischen Inseln: Griechenla­nds Grün

Korfu und die anderen Ionischen Inseln liegen nicht in der Ägäis, sondern auf Griechenla­nds Westseite. „Korfu ist regenreich­er, weniger von Sonne und Meer geprägt“, sagt Karavás. Das macht die Insel im Gegensatz zu Kreta und Rhodos besonders grün. Badeurlaub­er finden Buchten, die Altstadt von Korfu-stadt ist Unesco-welterbe. Korfu hat eine lange Tourismust­radition. „Schon Kaiser Wilhelm II. hatte dort ein kleines Schlössche­n“, weiß Bötig. Anders als auf den anderen Masseninse­ln gibt es weniger Viersterne-hotels und dafür mehr Ferienhäus­er. Kulinarisc­he Einflüsse kommen aus Italien.

Mykonos: Partyinsel für Promis

Mykonos ist neben Santorin die zweite „Promi-insel“, allerdings deutlich moderner und weniger romantisch als die Schwester, wie Karavás erklärt. Bekannt ist Mykonos für sein Nachtleben und als Reiseziel für Homosexuel­le. Auch hier gibt es direkte Charterflü­ge ab Deutschlan­d in der Hauptsaiso­n. „Mykonos ist eigentlich eine stinklangw­eilige Insel“, urteilt Bötig. Zwar sei der Hauptort wie aus dem Bilderbuch, doch ansonsten habe die Insel nichts zu bieten. „Wer bereit ist, für sein Bier den dreifachen Preis zu zahlen, wird von Mykonos nicht enttäuscht sein.“Das Flair ist belebt und internatio­nal. Der Griechenla­nd-experte rät, auf Mykonos in der Vor- oder Nachsaison eine Nacht zu verbringen.

Santorin: Traumkulis­se auf dem Kraterrand

Santorin ist Griechenla­nds Trauminsel und wirkt eigentlich wie eine Filmkuliss­e: weiße Häuser auf einem Kraterrand, der steil zum Meer abfällt. Massenhote­ls gibt es hier so gut wie nicht, dafür viele feine Boutiquevi­llas mit Caldera-blick, die schnell mal mehrere Hundert Euro pro Nacht kosten können. Die Nachfrage ist genauso kräftig wie die Preise. Von Deutschlan­d aus gibt es direkte Charter-flüge auf das kleine Eiland der Inselgrupp­e Kykladen. Und im Hochsommer sind die Hauptorte von Kreuzfahrt-touristen überlaufen. Man kann es den Besucherma­ssen nicht verübeln. (dpa)

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Die Melissani-höhle auf Kefalonia ist eines der beliebtest­en Touristenz­iele. Foto: Region of Ionian Islands
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Santorin ist für seine weißen Häuser oben auf den Vulkanfels­en berühmt. Foto: Philipp Laage

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