Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Kubitzki: „Das ist für jeden ein Schlag ins Gesicht“

Beim Jahresempf­ang der Linksparte­i gibt es erneut scharfe Kritik an Landrat Henning und ein Plädoyer für Mühlhausen als künftige Kreisstadt

- Von Sabine Spitzer

Mario Jünge (43), Einzelhänd­ler aus Friedrichs­werth:

Das „Grüne Innenstadt­fest“in Bad Langensalz­a ist eigentlich top. Ich habe auch mein Tegutlädch­en heute geöffnet. Ungünstig ist allerdings, dass die Stände nur in eine Richtung gehen. So sieht eine Seite der Innenstadt-händler nur die Rückwände und ist dadurch ein bisschen abgeschnit­ten.

Foto: Daniel Volkmann Mühlhausen. „Mühlhausen bleibt Kreisstadt.“Der Landtagsab­geordnete der Linke, Jörg Kubitzki, ist sich sicher, dass seine Fraktion dazu stehen wird. „Egal, was kommt“, erklärte er beim Jahresempf­ang des Kreisverba­ndes der Linksparte­i am Samstag im Café Cabana in Mühlhausen. Der Kreisverba­nd hat derzeit 116 Mitglieder. Auch im Unstrut-hainichkre­is sei fleißig gearbeitet worden. „Wir haben viel geschaffen“, sagte er. Nachteil des Kreises sei aber, dass mit Bad Langensalz­a und Mühlhausen 1994 struktursc­hwache Regionen zusammenge­legt worden seien. „Denn Minus plus Minus ergibt kein Plus“, sagt er. Erneut machte er deutlich, dass die Gebietsref­orm aus seiner Sicht unabdingba­r sei. „Ein Weiter-so ist in Thüringen nicht mehr möglich“, so der Landtagsab­geordnete.

Die derzeitige Verwaltung sei völlig unökonomis­ch. „Ich erlebe, dass vor allem Funktionst­räger die Gebietsref­orm diskutiere­n“, sagte Jörg Kubitzki. Für die Bürger aber sei es letztlich egal, wo künftig ihre Anträge bearbeitet werden. Sie würden nach wie vor Bürgerbüro­s als Anlaufstel­le vor Ort haben.

Auch Landrat Harald Zanker (SPD) geht davon aus, dass Mühlhausen Kreissitz bleibt. In der Görmarkase­rne soll die Verwaltung zentralisi­ert werden. „Sicherheit­shalber ziehe ich im August schon mal um, dann muss der Rest hinterher kommen“, scherzte er. Scharfe Kritik äußerte er allerdings am Landrat des Eichsfeldk­reises, Werner Henning (CDU). Dieser habe in einem Brief an Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) unter anderem gefordert, dass die Struktur und Arbeitswei­se seines Eichsfeldk­reises in den neuen Kreis übernommen wird. „Das Eichsfeld-recht wird uns übergestül­pt wie bei Leibeigene­n“, kritisiert­e Harald Zanker. Auch der Landrat verwies auf die besseren Strukturen im Eichsfeldk­reis. Aber die seien nicht erarbeitet worden. Der Kreis habe einfach Glück gehabt. So gebe es im Eichsfeld beispielsw­eise das Katasteram­t, das Schulamt oder das Straßenbau­amt. „Die hat der Eichsfeldk­reis geschenkt bekommen“, so Zanker. Auch hätten schon gleich nach der Wende viele Eichsfelde­r Arbeit in den angrenzend­en alten Bundesländ­ern gefunden. „So konnten die Soziallast­en gering gehalten werden.“Man müsse immer fair miteinande­r umgehen, forderte Zanker. Denn auch eine Demokratie lebe von Beziehunge­n. „Daher sollte man respektvol­l miteinande­r umgehen“, so der Landrat. Die Menschen im Unstrut-hainich-kreis müssten sich nicht schämen. „Diese Region kann stolz sein auf sich und das auch zeigen.“Werner Hennings Äußerungen kritisiert­e auch der Linkelandt­agsabgeord­nete Kubitzki im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das ist für jeden im Unstrut-hainich-kreis ein Schlag ins Gesicht.“

Er geht davon aus, dass dieser Brief Folgen hat. Seiner Meinung nach bekomme nun der Unstrut-hainich-kreis die fast 29 Millionen Euro nicht mehr, die das Innenminis­terium im April für die Schuldenti­lgung in Aussicht gestellt hatte.

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Landrat Harald Zanker. Foto: Daniel Volkmann
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Landtagsab­geordneter Jörg Kubitzki. Foto: Sabine Spitzer

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