Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Mehr Unfälle unter Drogen, aber weniger positive Kontrollen
49 Zusammenstöße im Landkreis 2016 sollen laut Polizei in Hauptsache auf Drogenkonsum zurückzuführen sein
Landkreis. Es ist nur vermeintlich ein Widerspruch: Im vergangenen Jahr registrierte die Polizeiinspektion Unstrut-hainich mehr Unfälle, bei denen die Fahrer unter Alkohol und illegalen Drogen standen. Dennoch sank die Zahl der positiven zufälligen Drogentests.
Um ein Drittel stieg die Zahl der Unfälle, bei denen die Polizei den Konsum von Drogen und Alkohol als Hauptunfallursache angibt. So weist es die Unfallstatistik aus, die die Inspektion kürzlich vorgestellt hat. Das waren zwölf Unfälle mehr als im Vorjahr. Alkohol spielte dabei die Hauptrolle.
Dass die Zahl der Drogenunfälle weitaus höher liegt, weiß Ulrich Lutze, Sachbearbeiter für Verkehr bei der Polizeiinspektion in Mühlhausen. Wer unter Drogen „einfach nur“in den Graben fährt, behelfe sich selbst. Bagatellunfälle, Zusammenstöße, bei denen es bei Blechschäden blieb, fänden sich in der Statistik nicht.
Die Zahl der Drogenunfälle im Landkreis entspricht der Entwicklung in Nordthüringen. Bei der Landespolizeiinspektion Nordhausen, zu der auch der Unstrut-hainich-kreis gehört, registrierte man einen Anstieg von 144 auf 162 Unfälle, für die in der Hauptsache Alkohol oder illegale Drogen verantwortlich waren. Das waren so viele wie seit 2012 nicht mehr. Zwei Drittel der Unfälle ereigneten sich Freitag, Samstag oder Sonntag. Allerdings liegen diese Werte um ein Drittel unter denen von vor einem Jahrzehnt.
Auch in einem zweiten Punkt decken sich die Entwicklungen im Landkreis mit denen in Nordthüringen: Es wurden weniger Fahrer bei einer „folgenlosen Drogenfahrt“gestoppt – 431 in Nordthüringen (2006 waren es fast doppelt so viele), 171 davon im Unstrut-hainich-kreis. Der offizielle Sprachgebrauch der Polizei lautet: „Wir haben durch die Vielzahl unserer Kontrollen in den vergangenen Jahren die notorischen Drogenfahrer aus dem Verkehr gezogen.“Doch Ulrich Lutze kennt auch einen zweiten Aspekt: „Erst müssen wir unserem Strafverfolgungszwang nachkommen, da stehen präventive Kontrollen hinten an.“
Und angesichts von Personalmangel, auf den im Winter auch die Inspektion Unstrut-hainich mit einem offenen Brief aufmerksam machte, wird deutlich: Für Kontrollen fehlen Zeit und Leute. Denn Fahrer herauszufischen, die unter Drogen am Steuer sitzen, ist aufwendig. Die Beamten sprechen von gut 30 Versuchen, die notwendig sind, ehe ein Alkohol- oder Drogenfahrer geschnappt wird. 30 Mal einen Fahrer anhalten, pusten lassen.
Vor fünf Jahren wurden im Landkreis doppelt so viele unter Einfluss illegaler Drogen stehende Fahrzeugführer aus dem Verkehr „gefischt“, 151 waren es seinerzeit. Die Regel ist klar: Wer unter Drogen fährt, bei dem ist die Fahrerlaubnis weg, wenn der Grenzwert überschritten wird. Zumeist stellt die Polizei bei den Kontrollen den vorherigen Konsum von Amphetaminen und Cannabis fest. Es drohen dann bis zu 1500 Euro Geldbuße, bis zu drei Monate Fahrverbot und vier Punkte in Flensburg. Teuer kommt die Autofahrer auch der Konsum von Alkohol zu stehen – abgesehen vom verloren gehenden Komfort: Wer zwischen 0,5 und 1,11 Promille pustet und sich im Bereich der Ordnungswidrigkeit befindet, ist schon beim ersten Vergehen mit 500 Euro dabei. Wird ein Fahrer das zweite Mal ertappt, muss er doppelt so tief in die Tasche greifen.