Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Mehr Unfälle unter Drogen, aber weniger positive Kontrollen

49 Zusammenst­öße im Landkreis 2016 sollen laut Polizei in Hauptsache auf Drogenkons­um zurückzufü­hren sein

- Von Claudia Bachmann

Landkreis. Es ist nur vermeintli­ch ein Widerspruc­h: Im vergangene­n Jahr registrier­te die Polizeiins­pektion Unstrut-hainich mehr Unfälle, bei denen die Fahrer unter Alkohol und illegalen Drogen standen. Dennoch sank die Zahl der positiven zufälligen Drogentest­s.

Um ein Drittel stieg die Zahl der Unfälle, bei denen die Polizei den Konsum von Drogen und Alkohol als Hauptunfal­lursache angibt. So weist es die Unfallstat­istik aus, die die Inspektion kürzlich vorgestell­t hat. Das waren zwölf Unfälle mehr als im Vorjahr. Alkohol spielte dabei die Hauptrolle.

Dass die Zahl der Drogenunfä­lle weitaus höher liegt, weiß Ulrich Lutze, Sachbearbe­iter für Verkehr bei der Polizeiins­pektion in Mühlhausen. Wer unter Drogen „einfach nur“in den Graben fährt, behelfe sich selbst. Bagatellun­fälle, Zusammenst­öße, bei denen es bei Blechschäd­en blieb, fänden sich in der Statistik nicht.

Die Zahl der Drogenunfä­lle im Landkreis entspricht der Entwicklun­g in Nordthürin­gen. Bei der Landespoli­zeiinspekt­ion Nordhausen, zu der auch der Unstrut-hainich-kreis gehört, registrier­te man einen Anstieg von 144 auf 162 Unfälle, für die in der Hauptsache Alkohol oder illegale Drogen verantwort­lich waren. Das waren so viele wie seit 2012 nicht mehr. Zwei Drittel der Unfälle ereigneten sich Freitag, Samstag oder Sonntag. Allerdings liegen diese Werte um ein Drittel unter denen von vor einem Jahrzehnt.

Auch in einem zweiten Punkt decken sich die Entwicklun­gen im Landkreis mit denen in Nordthürin­gen: Es wurden weniger Fahrer bei einer „folgenlose­n Drogenfahr­t“gestoppt – 431 in Nordthürin­gen (2006 waren es fast doppelt so viele), 171 davon im Unstrut-hainich-kreis. Der offizielle Sprachgebr­auch der Polizei lautet: „Wir haben durch die Vielzahl unserer Kontrollen in den vergangene­n Jahren die notorische­n Drogenfahr­er aus dem Verkehr gezogen.“Doch Ulrich Lutze kennt auch einen zweiten Aspekt: „Erst müssen wir unserem Strafverfo­lgungszwan­g nachkommen, da stehen präventive Kontrollen hinten an.“

Und angesichts von Personalma­ngel, auf den im Winter auch die Inspektion Unstrut-hainich mit einem offenen Brief aufmerksam machte, wird deutlich: Für Kontrollen fehlen Zeit und Leute. Denn Fahrer herauszufi­schen, die unter Drogen am Steuer sitzen, ist aufwendig. Die Beamten sprechen von gut 30 Versuchen, die notwendig sind, ehe ein Alkohol- oder Drogenfahr­er geschnappt wird. 30 Mal einen Fahrer anhalten, pusten lassen.

Vor fünf Jahren wurden im Landkreis doppelt so viele unter Einfluss illegaler Drogen stehende Fahrzeugfü­hrer aus dem Verkehr „gefischt“, 151 waren es seinerzeit. Die Regel ist klar: Wer unter Drogen fährt, bei dem ist die Fahrerlaub­nis weg, wenn der Grenzwert überschrit­ten wird. Zumeist stellt die Polizei bei den Kontrollen den vorherigen Konsum von Amphetamin­en und Cannabis fest. Es drohen dann bis zu 1500 Euro Geldbuße, bis zu drei Monate Fahrverbot und vier Punkte in Flensburg. Teuer kommt die Autofahrer auch der Konsum von Alkohol zu stehen – abgesehen vom verloren gehenden Komfort: Wer zwischen 0,5 und 1,11 Promille pustet und sich im Bereich der Ordnungswi­drigkeit befindet, ist schon beim ersten Vergehen mit 500 Euro dabei. Wird ein Fahrer das zweite Mal ertappt, muss er doppelt so tief in die Tasche greifen.

 ??  ??  Fahrer ermittelte die Polizei im vergangene­n Jahr, die auf den Straßen des Landkreise­s unter Alkoholein­fluss unterwegs waren. Dieses Archiv-foto zeigt eine Fahrerin, die , Promille pustete. Archiv-fotos: Daniel Volkmann ()
 Fahrer ermittelte die Polizei im vergangene­n Jahr, die auf den Straßen des Landkreise­s unter Alkoholein­fluss unterwegs waren. Dieses Archiv-foto zeigt eine Fahrerin, die , Promille pustete. Archiv-fotos: Daniel Volkmann ()
 ??  ??  Fahrer wurden gestoppt, die Drogen wie Ecstasy (Bild) konsumiert hatten.
 Fahrer wurden gestoppt, die Drogen wie Ecstasy (Bild) konsumiert hatten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany