Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Neues Institut soll Transparenz bei Abgaswerten schaffen
Verkehrsminister Dobrindt will Autoindustrie für Messungen auf der Straße zahlen lassen. Umfangreiche Nachrüstaktion für Diesel im Gespräch
Berlin. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will als Reaktion auf den Abgasskandal ein „Deutsches Institut für Verbrauchs- und Emissionsmessungen“gründen. Es soll Kraftstoffverbrauch und Abgasmengen von neuen Autos testen. „Mit dem Institut wollen wir sicherstellen, dass die Lücke, die zwischen den Tests auf dem Prüfstand und dem Fahren auf der Straße objektiv besteht, transparent geschlossen wird“, sagte Dobrindt. Während die SPD das „sinnvoll“fand, sprach die Opposition von einem „Witz“(Grüne) und einem „zahnlosen Tiger“(Linke). Konkret sieht Dobrindts Plan vor, dass Autos eine vorgegebene Strecke auf realen Straßen fahren sollen. Die Fahrweise soll dem Testfahrer überlassen bleiben, auch Geschwindigkeit und Wetter sollen keine Rolle spielen. Dass die Ergebnisse kaum vergleichbar sind, ist erwünscht: „Wir wollen die ganze Bandbreite der Verbräuche und Abgaswerte öffentlich machen, wie sie auf der Straße sein können“, sagte Dobrindt. Die Ergebnisse sollen im Internet stehen. Getragen werden soll das Institut von einem Verein, an dem sich Autohersteller, die Bundesregierung sowie Umwelt- und Verbraucherverbände beteiligen sollen. Das Geld soll von der Autoindustrie kommen. Dobrindt sagte, die Branche habe zwei Millionen Euro zugesagt. Details darüber, wer sich genau an dem Verein beteiligt, nannte der Minister nicht: „Wir werden ihn dieses Jahr arbeitsfähig machen.“Das Bundesumweltministerium, von dem Dobrindt sagte, er habe es um Mithilfe gebeten, reagierte überrascht. Einer der Verbände, die Dobrindt gern in den Verein einbinden würde, die Deutsche Umwelthilfe, lehnte bereits ab. Das Institut sei ein „Liebesdienst für die Autoindustrie“. Es gebe gute Tests für die Straße. Bekannt gegeben wurde am Dienstag auch eine andere Kooperation von Regierung und Autoindustrie: Das „Nationale Forum Diesel“soll schnell Lösungen erarbeiten, wie Fahrverbote wegen zu viel Stickoxid abgewendet werden können. Im Gespräch sind Nachrüstungen für Diesel-pkw. Vor allem der Freistaat Bayern drängt die Autohersteller, sich freiwillig dazu zu verpflichten. Geschätzte Kosten der Aktion: bis zu 2,5 Milliarden Euro.