Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Zanker: „Aussagen aus Schlotheim sind fast reif für den Staatsanwa­lt“

Bürgerbünd­nis Schlotheim-obermehler beklagt im Kreistag Benachteil­igung. Landrat stellt Sicht der Verwaltung dar

- Wolfgang Zilling, ehemaliger Bürgermeis­ter und Vg-chef zur Gebietsref­orm Von Friedemann Knoblich

Schlotheim. Eine Fortsetzun­g der Fragerunde mit der Kreisverwa­ltung vom Montag gab es in der Sitzung des Kreistages am gestrigen Dienstag. Vertreter des Bürgerbünd­nisses Schlotheim­obermehler beklagten, dass die Sorgen der Schlotheim­er Bürger von der Kreisverwa­ltung nicht ernst genommen würden. Helmut Geier aus Schlotheim sagte, es sei den Schlotheim­ern nicht zuzumuten, zu einer Zeit nach Mühlhausen zu fahren, wenn andere Mittagssch­laf machen. Er bezog sich auf die Sitzung des Kreissauss­chusses, in der am Montagnach­mittag über die Flüchtling­ssituation in Obermehler und Schlotheim gesprochen werden sollte. Damit reagierten der Kreistag und das Landratsam­t auf eine Resolution des Stadtrates Schlotheim und des Gemeindera­tes Obermehler, in der die Bürger eine andere Verteilung der Flüchtling­e im Kreisgebie­t fordern. Zur Debatte anwesend waren aber nur etwa ein Dutzend Bürger. Daher müsse eine solche Versammlun­g in Schlotheim stattfinde­n, forderte Helmut Geier. Landrat Harald Zanker (SPD) verwies auf drei Bürgervers­ammlungen, die es, von den Gemeinden organisier­t, zu dem Thema bereits gegeben habe und an denen er und Verwaltung­smitarbeit­er teilnahmen. Eine weitere werde es voraussich­tlich Ende September in Obermehler oder Schlotheim geben. „Im Übrigen sind wir der Kreistag, kein Stadt- oder Gemeindera­t. Wir führen keine Bürgervers­ammlungen durch.“

Schon die ungewöhnli­che Sitzung des Kreissauss­chusses am Montag habe die Geschäftso­rdnung des Kreistages eigentlich nicht vorgesehen. So habe man aber auf die Resolution reagieren wollen.

Ein weiteres Mitglied des Bürgerbünd­nisses kritisiert­e, dass eine Anfrage dazu, wie viele Flüchtling­e in welchen Gemeinden wohnen, für die Cdu-fraktion rasch beantworte­t wurde, während das Bündnis darauf warten musste. Auch dabei wittere man Benachteil­igung. Die längere Bearbeitun­gszeit habe damit zutun, dass das Bündnis besagte Anfrage gleich über fünf Kanäle gestellt habe, darunter an den Landtag und die Landesregi­erung. „Diese Kanäle mussten wiederum von uns bedient werden“, so Harald Zanker. Er betonte, dass jeder Bürger auf seine Anfragen Antworten erhalte. Das Bürgerbünd­nis werde nicht schlechter behandelt als andere.

Im Gegenzug merkte der Landrat an, dass der Ton aus Schlotheim gegenüber der Kreisverwa­ltung rau sei. „Was über unserer Verwaltung ausgeschüt­tet wird, ist nicht nur ehrabschne­idend, sondern schon fast reif für die Staatsanwa­ltschaft“, sagte der Behördench­ef. Seit der letzten Bürgervers­ammlung zum Thema Flüchtling­e seien mittlerwei­le viele Monate vergangen. Ob der Abstand nicht zu groß sei, um die Bevölkerun­g vor Ort einzubinde­n und mitzunehme­n, fragte ein Mitglied des Bündnisses. Immerhin gehe es um Integratio­n. „Sobald wir neue Fakten über die Entwicklun­g vor Ort haben, sobald wir etwas für die Bürger Interessan­tes haben, laden wir wieder ein. Im Übrigen haben beide Kommunen das Recht, den Landrat zu ihren Sitzungen einzuladen“, so Harald Zanker. Die vom Bürgerbünd­nis genannten Sicherheit­sprobleme vor Ort könnten nicht alleine von der Kreisverwa­ltung gelöst werden, sagte der Landrat. Mitarbeite­r im Außendiens­t stünden regelmäßig mit Marktleite­rn und anderen Einrichtun­gen in Schlotheim in Kontakt, es gebe einen entspreche­nden Tourenplan. Auch Abschiebun­gen und freiwillig­e Ausreisen fänden statt, versichert­e Harald Zanker abschließe­nd.

 ??  ?? Die Fragerunde im Kreisaussc­huss am Montag war überschaub­ar besetzt. Laut Bürgerbünd­nis Schlotheim-obermehler lag das unter anderem an der falschen Tageszeit. Es solle vor Ort diskutiert werden. Foto: Daniel Volkmann
Die Fragerunde im Kreisaussc­huss am Montag war überschaub­ar besetzt. Laut Bürgerbünd­nis Schlotheim-obermehler lag das unter anderem an der falschen Tageszeit. Es solle vor Ort diskutiert werden. Foto: Daniel Volkmann

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