Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Debatte um Wechsel-modus

Mühlhäuser CDU und Gemeinderä­te aus dem Umland kritisiere­n Absichten des Rathauses der Kreisstadt

- Von Claudia Bachmann

Boris Tautorat (42), Diplom-musikpädag­oge aus Mühlhausen:

Meine Frau Nozomi und ich betreiben die Musikschul­e „Guitar Dójó“. Am Wochenende organisier­en wir den 9. Mühlhäuser Saitensomm­er mit Konzerten, Workshops und Meisterkur­sen geführt von internatio­nalen Gastdozent­en. Wir freuen uns darauf. Foto: Sascha Willms Mühlhausen. „Damit können wir uns nicht zufrieden geben; das kann ich meinen Dörfern nicht antun.“So reagieren Gemeinderä­te aus dem Mühlhäuser Umland, deren Gemeinde mit der Kreisstadt fusioniere­n soll. Sie sagen es – natürlich – nur hinter vorgehalte­ner Hand, denn öffentlich­e Kritik soll die Verhandlun­gen zwischen der Gemeinde und der Kreisstadt nicht gefährden.

Was missfällt: Oberbürger­meister Johannes Bruns (SPD) hatte auf der jüngsten Stadtratss­itzung seine Vorzugsvar­iante vorgestell­t: Die Kommunen sollen als Ganzes eingemeind­et werden. Die Rolle des öffentlich­en Kritikers übernimmt die Cdu-fraktion im Mühlhäuser Stadtrat. „Wenn eine Gemeinde als Ganzes kommt, wie dies der Oberbürger­meister favorisier­t, gehen die Identitäte­n der Dörfer möglicherw­eise verloren.“So glaubt es zumindest Fraktionsc­hef Volker Bade.

Seine Fraktion favorisier­e, dass die Ortsteile mit allen Rechten wie Ortsteilbü­rgermeiste­r und Ortschafts­rat ihre Interessen in der Stadt Mühlhausen vertreten können, so wie dies auch Görmar, Felchta, Saalfeld und Windeberg tun. „Dass der Oberbürger­meister auf eine Hochzeitsp­rämie hofft, erscheint uns als sehr naiv. Ihm sollte als Rathausche­f bekannt sein, dass derzeit die Gesetzesla­ge vor dem Vorschaltg­esetz, soll heißen: die Thüringer Kommunalor­dnung, gilt. Diese sieht die sogenannte Hochzeitsp­rämie nicht vor, und im Haushalt der Landesregi­erung ist diese auch nicht zu finden“, so Bade. Er fürchte um die Eigenheite­n von Ortsteilen wie Grabe und Bollstedt. „Das Vereinswes­en in Grabe mit Geflügelve­rein, Kegelclub Rot-weiß, Heimat- und Fußballver­ein ist neben der Pferdezuch­t anders als zum Beispiel in Bollstedt, wo Sportverei­n, Schützenve­rein, Landschaft­spflegever­ein und Gefügelzüc­hterverein das dörfliche Leben prägen.“

Die Bollstedte­r Kirmes sei über die dörflichen Grenzen bekannt und beliebt. Auch die „Red Mountain Ranch“ist laut Bade „absolut einmalig in dieser Region“. Man müsse dafür sorgen, dass diese Tradition und dieses Engagement erhalten bleibt. „Dies wird nur mit eigenständ­igen Ortsteilen und engagierte­n Ortsteilbü­rgermeiste­rn gehen“, glaubt Volker Bade. Bruns will die Kritik so nicht stehenlass­en. „Wir reden derzeit mit vier Gemeinden. In denen gibt es unterschie­dliche Vorstellun­gen darüber, wie sie denn der Stadt Mühlhausen beitreten möchten“, sagt der Oberbürger­meister. 18 bis 20 Ortsteile und dieselbe Zahl an Bürgermeis­tern zu haben, das ließe sich aus Sicht der Stadt schwer handhaben. „Die Namen der Dörfer aber bleiben erhalten. Ammern bleibt Ammern; da steht nicht plötzlich Unstruttal auf dem Ortsschild“, sagt der Mühlhäuser Rathausche­f angesichts der Identitäts­debatte.

Der derzeitige Zustand in der Diskussion um die Gebietsref­orm sei nervenaufr­eibend. Bruns geht, anders als Bade, davon aus, dass vom Land die „Hochzeitpr­ämie“für Fusionen gezahlt wird. „Die ist uns avisiert worden.“Maximal 1 Million Euro sind zu bekommen.

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Oberbürger­meister Bruns (SPD). Johannes
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Volker Bade von der Cdu-fraktion. Fotos: Daniel Volkmann ()

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