Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Gewinn- und Verlustrec­hnungen

- Michael Helbing widerspric­ht einem Widerspruc­h aus der Staatskanz­lei

Im Gegenteil!“, ruft der Kulturmini­ster in die digitale Landschaft und widerspric­ht derart einem Beitrag dieser Zeitung, über dessen Version im weltweiten Netz zu lesen steht: „Mit der Landeskape­lle Eisenach verliert Thüringen erneut ein Orchester.“Benjamin Hoff zwitschert dazu auf einem bekannten Kurznachri­chtendiens­t: „Mit der Fusion zur Thüringen Philharmon­ie Gotha-eisenach gewinnen Region und Thüringen.“Andreas Fellner findet es „traurig und ermüdend, dass Sie den Verlust nicht erkennen wollen.“So antwortet der letzte Chefdirige­nt Eisenachs dem Minister – der seinerseit­s nachlegt: „Ich kann vor allem die Vorteile sehen, die diejenigen nicht benennen, die suggeriere­n, es sei ein Orchester geschlosse­n worden.“Nun, sofern Hoff damit uns meint: Die Vorteile wurden in den letzten Wochen und Monaten mehrfach benannt, von dieser Zeitung und auch von anderen in dieser Zeitung. Die Landeskape­lle selbst wollte die Fusion (lange vor dem Minister, der zunächst die Aufteilung nach Nordhausen und Rudolstadt wollte), weil man allein nicht länger lebensfähi­g gewesen wäre unter diesen Umständen. Nun gibt’s endlich mal wieder etwas mehr Geld, einen Haustarifv­ertrag bis 2024 und wirklich sinfonisch­e Aufgaben. Zugleich weiß man: „Eisenach geht jetzt im großen Orchester unter.“So formuliert’s Cellist und Betriebsra­t Andreas Gruner. Und: „Alles, was sich geschichtl­ich damit verbindet, geht nun zu Ende.“Diesem Ende, ja doch, wohnt ein Anfang inne. Doch, so der politische Plan, soll die Thüringen Philharmon­ie am Ende eines längeren Weges nur um acht Musiker stärker sein als jetzt, obwohl nun 22 der 24 Eisenacher hinzukomme­n. Natürlich wird hier ein Orchester geschlosse­n, was denn sonst? Es war eine Schließung auf Raten, über Jahre hinweg. Das sollte ein Kulturmini­ster einzuräume­n und zu bedauern schon in der Lage sein, auch wenn zu gleich Anlass zu vorsichtig­em Optimismus besteht. Alles andere ist nichts als reine Autosugges­tion. Erfurt. Die 25 Jahre dauernde Intendanz von Frank Castorf an der Berliner Volksbühne geht am Samstag mit einem Straßenfes­t zu Ende. Der Streit um die Zukunft dieses Theaters war für den aus Eisenach stammenden Kulturmana­ger Anlass, einen Roman über den Berliner Theaterbet­rieb zu schreiben. Eigene Erfahrunge­n hat Michael Schindhelm (56) an den Theatern Nordhausen, Gera und Basel gesammelt. Von 2005 bis 2007 war er Generaldir­ektor der Stiftung Oper in Berlin. Danach wurde er Kulturbera­ter in Dubai und London. Zu Ddr-zeiten arbeitete er als Chemiker in der Akademie der Wissenscha­ften – in einem Büro mit Angela Merkel.

Das Buch erzählt die Geschichte eines Dramaturge­n, der auf der Bühne stand. Sind Sie selbst als Schauspiel­er aufgetrete­n?

Ich war nie Dramaturg und nur einmal Schauspiel­er. Es gab einen kleinen Auftritt in Basel. Regisseur Andreas Kriegenbur­g hat dort 1998 Friedrich Hebbels „Maria Magdalena“inszeniert. Katharina Schmalenbe­rg spielte damals die Klara. Ich musste in einer kleinen Nebenrolle als unauffälli­ger Stasi-typ über die Bühne gehen. Ich durfte machen, was ich wollte. Mit dem Stück sind wir zum Theatertre­ffen nach Prag eingeladen worden. Im Theater an den Weinbergen stand Karel Gott an der Pforte.

Der Roman ist eine Satire auf die Berliner Kulturpoli­tik: Man hat beim Lesen den Eindruck, dass da Ihre Verletzung­en aus der Zeit als Generaldir­ektor der Berliner Opernstift­ung behandelt werden. Schmerzt das noch?

Nein, der Auslöser war der Wechsel des Intendante­n an der Volksbühne. Daraus ist der Gedanke eines ungewöhnli­chen Auftrittes entstanden. Das Buch erzählt wenig über mich. Meine Geschichte­n wären Memoiren. Da hätte es mehr Themen gegeben. Natürlich hat ein Buch ein Nachleben: Es ist eine intime Geschichte, die zum Allgemeing­ut wird. Zu Berlin habe ich nach meiner Zeit

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