Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Noch kein Bewerber für das Amt

Weinbergen­s Bürgermeis­ter Hans-martin Menge über einen möglichen Wechsel nach Mühlhausen und die Kommunalwa­hl

- Von Claudia Bachmann

Bollstedt. Mühlhausen hatte viele Wunschkand­idaten für eine Eingemeind­ung. Außer Weinbergen waren alle froh, dass der Kelch – vorerst – an ihnen vorbei gegangen ist. Der Gemeindera­t wird sich kurzfristi­g mit einem Beitritt nach Mühlhausen befassen. Wir sprachen darüber mit Bürgermeis­ter Hans-martin Menge (parteilos).

Herr Menge, warum wählt Weinbergen diesen Weg?

Wir hätten sicher noch ein paar Jahre eigenständ­ig arbeiten können. Dann hätten wir alles, bis auf den letzten Cent, ausgegeben, hätten unsere Immobilien und Ländereien verkaufen müssen. Doch auch wir hätten angesichts von fehlenden Einnahmen vor der Frage gestanden: Müssen wir die Steuern erhöhen? Können wir uns noch die vier Kindertage­sstätten leisten, immerhin kosten sie uns 750 000 Euro im Jahr. Wie ist es um die finanziell­e Situation bestellt?

Wir haben zwar große Ziegelwerk­e, die Arbeitsplä­tze bringen, aber keinen Euro Gewerbeste­uer. Das hilft uns nicht, um die Infrastruk­tur in der Gemeinde zu erhalten. Da sind kleine und mittelstän­dische Unternehme­n schon die zuverlässi­geren Steuerzahl­er. Auf der anderen Seite haben wir in diesem Jahr vom Land mehr Zuweisunge­n bekommen. Letztlich aber geht es stockender voran als vor ein paar Jahren. Wir müssen auf breiter Ebene investiere­n. Ich sehe die Zusammenar­beit mit Mühlhausen als Kompromiss.

Der Vertrag Mühlhausen – Weinbergen wird derzeit fertig gestellt. Wie dick ist er? Nicht so dick wie der Koalitions­vertrag in Berlin, aber dicker als der Vertrag, den wir 1994 beim Zusammenge­hen von Seebach, Bollstedt, Höngeda und Grabe ausgearbei­tet haben.

Wird es in Bollstedt Ansprechpa­rtner für die Bürger geben? Übergangsw­eise sicher, wir wollen eine Art Bürgerserv­ice. Aber ehrlich: 1994 haben wir in den Dörfern auch Sprechstun­den angeboten, aber die haben sich mit der Zeit überlebt.

Es ist zu hören, dass Weinbergen den Wechsel auch an Bedingunge­n knüpft, das heißt, noch einige Wünsche erfüllt haben möchte.

Die Ortsteile haben eine Prioritäte­nliste erarbeitet. Da stehen zum Beispiel die Sanierunge­n der Rasenstraß­e in Bollstedt, des Unterdorfs in Grabe, der Bergstraße in Höngeda und der Wiesenstra­ße in Seebach drauf.

Der Wechsel nach Mühlhausen bringt höhere Steuern für die Menschen in Weinbergen mit sich. Spricht das nicht gegen einen Wechsel?

Real eingeschät­zt, kommen wir kurzfristi­g an Steuererhö­hungen nicht vorbei. Aber wenn es uns gelingt, die jetzigen Hebesätze für die gesetzlich festgeschr­iebene Übergangsz­eit bis 31. Dezember 2021 zu zementiere­n, haben wir für unsere Steuerzahl­er doch etwas erreicht.

Wie viel Geld bekommt Weinbergen als Hochzeitsp­rämie? Laut Gesetz entspreche­nd der Einwohnerz­ahl 600000 Euro. Das ist doppelt so viel, wie wir bekommen hätten, wenn wir in der ersten Phase der Gebietsref­orm ja gesagt hätten.

Oft war von Identitäts­verlust zu hören, den ein Wechsel in größeren Kommunen mit sich bringt. Teilen Sie die Furcht? Nein. Die Identität hängt davon ab, wie sich die Einwohner einbringen. So bleibt Dorf dann auch Dorf.

Am 15. April wird in Weinbergen trotzdem der Bürgermeis­ter gewählt. Treten Sie an?

Ich habe bisher noch nicht ja gesagt. Aber es liegt auch noch keine Bewerbung eines anderen Kandidaten vor.

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Bürgermeis­ter Hans-martin Menge. Foto: Daniel Volkmann

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