Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Hawaii ruft
Thüringens Rennrodlerinnen zwischen Freude und Frust: Eitberger überglücklich, Hüfner lässt Karriereende offen
Morddrohung
Die kanadische Shorttrackerin Kim Boutin hat die geballte Wut der Südkoreaner abbekommen und nach Morddrohungen ihre Social-media-accounts geschlossen. Boutin hatte im Sprint die Bronzemedaille geholt, dabei aber von der Disqualifikation der Lokalmatadorin Choi Min Jeong profitiert. Einige südkoreanische Fans machten ihrem Ärger darüber bei Instagram sowie Twitter Luft und griffen Boutin an. Diese legte ihre Accounts still.
Trennung
Die frühere Bob-pilotin Sandra Kiriasis hat das jamaikanische Frauen-bobteam kurz vor dem Start der olympischen Rennen nach Differenzen mit dem restlichen Trainerteam verlassen. „Sie wollten mich als Bahntrainerin behalten, aber ich sollte keinen Kontakt mehr zu den Athleten haben. Und das funktioniert natürlich nicht“, sagte die Olympiasiegerin. Sie kenne die Gründe für die geplante Degradierung nicht, vermute aber „eine Intrige im Trainerstab.
Top-quote
Gold und Silber der Rodlerinnen Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger hat der ARD die beste Tagesquote bei den Olympia-übertragungen beschert. Die Triumphfahrt der Miesbacherin verfolgten durchschnittlich 4,13 Millionen Zuschauer, was einen Marktanteil von 32,4 Prozent bedeutete. Gut angenommen wurden im Ersten auch die Skilanglauf-sprints sowie das Curling. Beide Sportarten sahen im Schnitt rund drei Millionen Zuschauer, die Marktanteile betrugen 27,1 bzw. 24,3 Prozent. (dpa, sid) Pyeongchang. Trotz nur viereinhalb Stunden Schlaf hatte Dajana Eitberger ein strahlendes Dauerlächeln aufgesetzt. Statt der Silbermedaille, die erst am Abend bei einer feierlichen Zeremonie auf der Olympic Plaza umgehängt bekam, trug sie eine goldene Kette um den Hals. Kurz vor den Spielen hatte sich die Thüringer Rennrodlerin bei einem Goldschmied in Ilmenau noch die olympischen Ringe in den Anhänger gravieren lassen. „Das hat mir Glück gebracht“, meint sie lächelnd.
Erst halb sechs Uhr morgens war sie nach dem größten Erfolg ihrer Karriere ins Bett gekommen. „Mit Sekt und viel Wasser – aber leider keinem Mojito“hatte Eitberger mit Olympiasiegerin und Zimmergenossin Natalie Geisenberger sowie Tatjana Hüfner im Deutschen Haus gefeiert. Dabei avancierte die Viertplatzierte unter den Gästen zur Siegerin der Herzen: „Es war berührend, wie viele Menschen versucht haben, mich zu trösten“, sagte die Erfurterin, die gemeinsam mit Eitberger in Oberhof trainiert. „Das zeigt mir, wie viele Leute hinter mir stehen. Vor allem, dass Innenminister de Maiziere noch auf die Bühne kam und mir Trost zusprach, hat mir viel bedeutet.“ Ob der verflixte vierte Lauf auf der anspruchsvollen Bahn im Olympic Sliding Center der Schlusspunkt ihrer Karriere war, ließ sie gestern offen. Angesprochen auf ihre Zukunft, antwortete sie: „Ich gehe jetzt erst einmal frühstücken.“Und am Abend schaute sich die Olympiasiegerin der Winterspiele in Vancouver im Jahre 2010 das Rennen der Doppelsitzer live an. Geht es nach den Teamkolleginnen, sollte Hüfner nicht aufhören: „Sie hat schon so viel erreicht. Ich hoffe, dass ‚Tati‘ das gut verdaut und den Kopf nicht in den Sand steckt“, sagte Geisenberger. Und Eitberger meinte anerkennend: „Was sie trotz mancher Verletzung gerade am Start immer noch hinlegt, ist beeindruckend; einfach Weltspitze.“
Die Ilmenauerin selbst will die restlichen Olympiatage in Pyeongchang „nur noch genießen“. Das Handy, das bislang ausgeschaltet war, ist in Betrieb genommen – und nicht explodiert. Bis zum Morgen waren 220 Whatsapp-nachrichten eingetroffen; die emotionalste kam von ihrer Freundin Nathalie Hahn: „Sie hat mir weinend gratuliert, das ist mir richtig nah gegangen“, gestand die 27-Jährige. Sie freut sich nun auf die Begegnungen mit Sportlern aus anderen Disziplinen, anderen Nationen: „Ich bin gern unter Menschen, schließe schnell Kontakte.“Zuletzt saß die Olympiadebütantin mit Biathletin Laura Dahlmeier zum gemeinsamen Essen am Tisch. „Da fühlt man sich als Team. So entsteht Gemeinschaft.“
Ihrer Unterstützung können sich die Mannschaftskollegen gewiss sein. Eine alpine Entscheidung und ein Eishockeyspiel stehen ganz oben auf ihrer Wunschliste. Aber Dajana Eitberger will auch drum herum so viele Momente aufsaugen wie möglich. „Allein hier zu sein, hat mich so glücklich gemacht, nachdem ich Sotschi 2014 nur vor dem Fernseher verfolgen konnte.“
Nun mit einer Medaille nach Thüringen zurückzukehren, sei ein Traum, der in Erfüllung ging. Die Belohnung lässt nicht lange auf sich warten: Dem Skiurlaub in Ischgl folgt eine Traumreise: nach Hawaii.
Mit Laura Dahlmeier gemeinsam am Tisch