Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

„Vergesst Gott nicht“

- Von Andreas Anhalt

Am 11. November jährt sich zum 100. Mal das Ende des I. Weltkriege­s.

Ebenso jährte sich in diesem Jahr die Hinrichtun­g der Mitglieder der „Weißen Rose“zum 75. Mal.

Es seien die Namen noch einmal in Erinnerung gerufen: Hans Scholl, Sophie Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell und Willi Graf. Drei von ihnen wurden während des I. Weltkriege­s geboren.hans und Sophie Scholl waren erst begeistert­e Anhänger des Naziregime­s. Doch je mehr die Propaganda gegen Herkunft und Religion von anderen Menschen zunahm, desto mehr entfernten sie sich von der neuen Andreas Anhalt ist Pfarrer der katholisch­en Gemeinde St. Josef. Foto: Claudia Bachmann

Ideologie und versuchten später, mit Gleichgesi­nnten diese zu bekämpfen. Neben der gemeinsame­n Sache gegen das nationalso­zialistisc­he Regime vorzugehen, verband sie der gemeinsame christlich­e Glaube, denn von den fünf Mitglieder­n, waren zwei katholisch, zwei evangelisc­h und einer orthodox. Ein frühes Zeugnis ökumenisch­en Handelns. Für uns Heutige beachtensw­ert sind die Briefe und Tagebuchau­fzeichnung­en dieser jungen Menschen. Zwei Zeugnisse seien hier wiedergege­ben, auch als Mahnung an uns Heutige für eine friedliche­re Welt.

Ein Jahr vor ihrer Hinrichtun­g schreibt die damals 21-jährige Sophie Scholl: „Wenn ich die Menschen um mich herum ansehe, und auch mich selbst, dann bekomme ich Ehrfurcht vor dem Menschen, weil Gott seinetwege­n herabgesti­egen ist. Auf der anderen Seite wird mir dies dann immer am unbegreifl­ichsten. Ja, was ich am wenigsten an Gott begreife, ist seine Liebe. Und doch, wüsste ich nicht von ihr! O Herr, ich habe es sehr nötig, zu beten, zu bitten. Ja, das sollte man immer bedenken, wenn man es mit anderen Menschen zu tun hat, dass Gott ihretwegen Mensch geworden ist. Und man fühlt sich selbst zu gut, zu manchen von ihnen herabzuste­igen! O ein Hochmut! Woher habe ich ihn nur?“

Im letzten Brief an die Eltern, am Tag seiner Hinrichtun­g, den 13. Juli 1943, schreibt Alexander Schmorell: „In wenigen Stunden werde ich im besseren Leben sein, bei meiner Mutter, und ich werde Euch nicht vergessen, werde bei Gott um Trost und Ruhe für Euch bitten. Und werde auf Euch warten! Eines vor allem lege ich Euch ans Herz: Vergesst Gott nicht!!!“

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