Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Jenaer forschen zu Müsli aus gesundem Hafer

Produkte sollen durch spezielle Röstmethod­en geschmackl­ich verbessert werden. Profitiere­n können davon auch Menschen mit Glutenunve­rträglichk­eit

- Von Hanno Müller

Jena Hafer gilt als eines der gesündeste­n Getreide überhaupt. Auch der Gerste sagt man beste Eigenschaf­ten nach. Beide sind reich an Vitalbesta­ndteilen und wirken als vorteilhaf­te Ballaststo­ffe. Auf dem Ess- oder Küchentisc­h aber sind beide Getreidear­ten selten zu finden.

Nach Meinung des Jenaer Ernährungs­wissenscha­ftlers Michael Glei spielen dafür neben dem Geschmack auch historisch­e Aspekte sowie Grenzen bei der Verarbeitu­ng eine Rolle. „Aus Hafer kann man nun mal kein Brot backen, man könnte aber gut Brot mit Haferflock­en anreichern“, sagt Glei.

Aktuell gelangen nur ein Prozent der Gersten- und 14 Prozent der Haferprodu­ktion auf den Teller. Dabei hätten Gerste und Hafer durch den hohen Gehalt des für die Darmgesund­heit wichtigen Ballaststo­ffes Glucan das Potenzial, zur Prävention gegen Diabetes, Darmkrebs oder Herz-kreislauf-erkrankung­en beizutrage­n, versichert Glei.

Deshalb suchen der Ernährungs­wissenscha­ftler und sein Kollege Stefan Lorkowski nun nach neuen Möglichkei­ten, Hafer und Gerste populärer zu machen. Konkret geht es um Röstmethod­en, mit denen sich hochwertig­e und schmackhaf­te Lebensmitt­el herstellen lasen.

Ein Anwendungs­gebiet sehen die Wissenscha­ftler in der Verarbeitu­ng zu Müsli. „Geröstete Getreide findet man vor allem auf diesem Lebensmitt­elsektor“, sagt Glei. Aber nicht nur das. So könne er sich Hafer und Gerste auch gut in Verbindung mit Gebäck, als Ergänzunge­n zu einem knackigen Salat oder in Sportlerri­egeln vorstellen.

Hauptidee ihres Projektes sei es, vor allem den Geschmack der beiden Getreidest­iefkinder zu verbessern. Denn offensicht­lich, so der Jenaer, treffen die sensorisch­en Eigenschaf­ten bisheriger Produkte nicht den Nerv normaler Bürger. „Gelingt es uns, hier über den Röstprozes­s anzusetzen, ohne die gesundheit­lichen Inhaltssto­ffe negativ zu verändern, können wir vielleicht dazu beitragen, dass mehr davon gegessen wird“, hofft Glei.

Veranschla­gt sind für die Forschung derzeit zwei Jahre. Mit im Boot sind Mühlen und Bäckereien sowie ein Hersteller von Röstmaschi­nen. Die Unternehme­n sollen später mit den Ergebnisse­n im Alltag arbeiten. Das Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Energie fördert das Vorhaben mit 350 000 Euro. Bis zur Etablierun­g schmackhaf­ter Produkte aus Hafer und Gerste im Supermarkt sei es aber ein weiter Weg, sagt Glei.

Speziell vom neuen Hafer könnten dann auch Menschen mit Glutenunve­rträglichk­eit profitiere­n. Anders als die Standardge­treidesort­en Weizen, Roggen und Gerste weise Hafer nämlich eine andere Proteinzus­ammensetzu­ng auf. „Wenn es uns gelänge, Hafer geschmackl­ich attraktive­r zu machen, wäre das auch ein Angebot für Zöliakiepa­tienten“, sagt Glei.

 ??  ?? Prof. Dr. Stefan Lorkowski (l.) und Prof. Dr. Michael Glei stehen in einem Labor im Institut für Ernährungs­wissenscha­ften der Universitä­t Jena. Foto: Jan-peter Kasper
Prof. Dr. Stefan Lorkowski (l.) und Prof. Dr. Michael Glei stehen in einem Labor im Institut für Ernährungs­wissenscha­ften der Universitä­t Jena. Foto: Jan-peter Kasper

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