Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Aus der Erfurter Brille

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Thomas Müller über die Tourismusp­läne des Thüringer Wirtschaft­sministeri­ums

Die Grundidee ist richtig. Thüringen ist ein kleines Land. Um Touristen anzulocken, sollte man sich auf Leuchttürm­e konzentrie­ren: Weimar, Erfurt, Wartburg. Ob der Rennsteig wirklich noch ein Leuchtturm ist – darüber kann man streiten. Dass von diesen starken Magneten umliegende Regionen profitiere­n, ist nachvollzi­ehbar. Apolda etwa, Gotha oder Arnstadt.

Aber der Norden Thüringens? Wohl eher nicht! Zu weit weg für den Touristen, der sowieso nur ein paar Tage kommt.

Wieder einmal ignoriert Erfurt in seinen Strategien den Südharz, das Eichsfeld, den Kyffhäuser. Es sei daran erinnert, dass bei der Grünen Woche auf der großen Thüringenk­arte Nordhausen wieder einmal als weißer Fleck dargestell­t wurde. Ein Schlag ins Gesicht derer, die versuchen, hier einen Tourismuss­ektor aufzubauen. Und wie schon beim Vorschlag, Nordhausen mit Sömmerda zu fusioniere­n, ein Beweis für die Unkenntnis oder Ignoranz gegenüber dem Südharz.

Die Konsequenz kann nur sein, weiter an den Harz heranzurüc­ken, notfalls auch gemeinsam mit dem Kyffhäuser. Sich jedoch von den Nachbarn immer weiter gen Süden ziehen zu lassen, wäre falsch. Nordhausen findet – auch angesichts der neuen Vorstellun­gen des Wirtschaft­sministeri­ums – seinen Platz nur in dem Mittelgebi­rge, das am Ende attraktive­r und zukunftsge­wandter erscheint als der Thüringer Wald.

Wie kam es zu Ihrer Entscheidu­ng?

Ich bin der Ansicht, dass es Ämter gibt, die man inhaltlich ausfüllen muss. Von einem Posten zum anderen zu hüpfen, das halte ich für falsch. Ich bin jetzt Bürgermeis­terin und dabei, den Haushalt in Ordnung zu bringen. Ich bin wirklich überrascht, wie gut es in Nordhausen funktionie­rt, die Haushaltsk­onsolidier­ung voranzutre­iben. Das würde ich gern weiter tun.

Mit dem Postenwech­sel spielen Sie auf Landrat Matthias Jendricke an, der vom Rathaus ins Landratsam­t wechselte und nun – vielleicht – wieder zurück möchte. Offiziell gibt es bisher gar keine Kandidatur. Ja, aber ich gehe davon aus. Ich kann, ehrlich gesagt, nicht nachvollzi­ehen, dass der Landrat einen solchen Posten, der es wert ist, mit inhaltlich­er und stetiger Arbeit gefüllt zu werden, verlassen will.

Vielleicht weil er Angst hat, nach einer Gebietsref­orm seinen Posten los zu sein.

Geht es um die Sache oder um den Posten? Das kann doch kein Argument sein. Wichtig sind die Inhalte.

Die für Nordhausen welche wären?

Wichtig ist die kontinuier­liche Entwicklun­g. Die Finanzen habe ich schon angesproch­en. Hinzu kommen die Stadtsanie­rung, der Bau der Feuerwache, die Sanierung des Theaters, da müssen dieses Jahr die Planungen beginnen, und des Albertkunt­z-sportparks. Wir sind auch kurz vor dem Start des Projektes der Internatio­nalen Bauausstel­lung IBA für den Stadtteil Nordhausen-nord. Und die Entwicklun­g der Altstadt muss fortgeführ­t werden. Schließlic­h gibt es auch die vielen wichtigen kleinen Dinge der Nordhäuser Seele, wie das Gehege, und Alltagsdin­ge wie ordentlich­e Straßen, Bürgerstei­ge und Brücken Unbenommen davon, ich trete auch für die SPD an – um ein Signal zu senden, dass es in Nordhausen keine Erbhöfe geben darf. Gerade die jüngeren Parteimitg­lieder sagen, dass es nicht immer das gleiche Personal geben sollte.

Dennoch sind gerade im Nordhäuser Stadtverba­nd Ihre Chancen nicht die besten. Zuletzt hatten Sie vor der Landtagswa­hl parteiinte­rn gegen Matthias Jendricke verloren – gerade wegen der Nordhäuser Fraktion.

Dessen bin ich mir bewusst. Aber wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Wissen Sie, meine Eltern waren beide in der SPD. In unserem Haus hat man sich viel über Inhalte auseinande­rgesetzt. Darum geht es mir.

Mit was wollen Sie bei den eigenen Genossen punkten?

Zum Beispiel mit der Aussage, dass es in der Sozialdemo­kratie keine Automatism­en gibt. Das hat man gerade sehr schön bei der Bundes-spd gesehen. Und Nordhausen hätte dies auch nötig. Ich will denen eine Stimme geben, die sagen, es muss nicht immer gleich ausgehen, und die sozialdemo­kratische Inhalte wollen.

Wenn es nicht klappt in der Partei, treten Sie dann als Einzelbewe­rberin an?

Diese Option halte ich mir offen.

Bei allem Hickhack um den Wahltermin. Welchen bevorzugen Sie?

Ich möchte eine Wahl so früh wie möglich. Das hat nichts damit zu tun, dass die Verwaltung für einige Monate überlastet wäre. Ich habe nach Birgit Kellers Weggang als Landrätin auch ein halbes Jahr das Landratsam­t geleitet. Nein, ich meine, gerade in der Phase der Gebietsref­orm braucht die Stadt eine politische Stimme.

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