Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Neuer Betreiber für Waldbad gesucht
Die kreiseigene Servicegesellschaft zog ihr Angebot wegen akuter Personalprobleme zurück. Öffnen soll das Bad gleichwohl pünktlich am 15. Mai
Ellrich. Es war alles vorbereitet, die Vorlagen für den Stadtrat geschrieben: Er beschließe, heißt es darin, „die Betreibung des Waldbades für die nächsten drei Jahre durch die Service-gesellschaft des Kreises (...) durchführen zu lassen.“
Inzwischen aber scheint die Stadtverwaltung die Beschlussvorlage einkassiert zu haben – im elektronischen Ratsinformationssystem erscheint sie seit einigen Tagen nicht mehr. Dabei schien alles so einleuchtend: Das kommunale Unternehmen des Landkreises hatte eine neue Kalkulation vorgelegt, mit Tariferhöhungen und gestiegenen Nebenkosten eine 13-prozentige Kostenerhöhung gegenüber dem gekündigten Betreibervertrag begründet. Statt bislang 42 000 Euro sollten jährlich 48 000 Euro fällig werden. Zäh seien die Verhandlungen gewesen, hieß es aus dem Rathaus, aber man habe sich geeinigt – zumal es erheblich teurer geworden wäre, würde die Stadt das Waldbad selbst betreiben: Die Ausgaben wären um weitere 14 Prozent geklettert.
Bürgermeister Matthias Ehrhold (SPD) erklärt, das Thema komme auf die Tagesordnung des nächsten Stadtrats am 27. März. Doch sei es gut möglich, dass er kurzfristig eine Tischvorlage einbringt. Die Servicegesellschaft jedenfalls – dessen Aufsichtsrat Ehrhold persönlich vorsteht – komme als Betreiber nicht mehr in Betracht. „Wegen personeller Engpässe kann diese die Absicherung der Gewässeraufsicht nicht mehr gewährleisten“, sagt der Stadtchef.
Er habe deshalb nach Alternativen gesucht. Inzwischen lägen auch Angebote der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft aus Niedersachsen und Sachsenanhalt vor. „Wir überlegen auch, mit Harztor gemeinsame Matthias Ehrhold (SPD), Bürgermeister von Ellrich
Wege zu gehen.“Die Nachbargemeinde betreibt seit geraumer Zeit ihre Bäder in Niedersachswerfen und Ilfeld selbst, erarbeitet derzeit ein Personalkonzept für das „Bäder-dreieck im Südharz“, so Harztor-bürgermeister Stephan Klante (CDU). Gemeint sind die genannten Bäder und das Neustädter vor dem Hintergrund, dass der heilklimatische Luftkurort im Zuge der Gebietsreform schon Anfang 2018 zur Landgemeinde gehören soll. Neben Tino Schneider
und Jens Blumenthal werde dieses Jahr ein weiterer Schwimmmeister eingestellt, auch werde man einen Fachangestellten für Bäderbetrieb ausbilden, kündigt Klante an.
Sein Ellricher Amtskollege versichert, das Waldbad werde wie geplant am 15. Mai eröffnet. „Es ist das Einzige, was sich Ellrich an freiwilligen Leistungen noch leistet. Das setze ich nicht aufs Spiel.“Für das Waldbad gab die Kommune bislang jährlich knapp 40 000 Euro aus – trotz rund 11 000 Einnahmen aus Eintrittsgeldern.
Die Servicegesellschaft des Landkreises beschränkt sich künftig auf das Betreiben der Freibäder in Uthleben und Bleicherode – Neustadt betreibt sein Waldbad bereits kommunal. Zur Verfügung stehen dafür im Hauptbetrieb zwei Rettungsschwimmer und ein Fachangestellter für Bäderbetriebe. Vier weitere Rettungsschwimmer im Unternehmen könnten Bedarfsspitzen abfedern, etwa bei Krankheit. Ein Meister für Bäderbetriebe überwache den gesamten Betrieb, sei nicht in erster Linie in Diensten vor Ort eingesetzt, so Geschäftsführer Gunnar Reuter.
Mit dem dreiköpfigen Team könne die Servicegesellschaft das Waldbad in Ellrich „aufgrund seiner außerordentlichen Größe nicht absichern“. Denn dafür bedürfe es gemäß einer jüngst verschärften Verordnung eines weiteren Fachangestellten für Bäderbetriebe, der auf Abruf verfügbar sein muss. Den zu finden, ist schwer. Deshalb prüft man derzeit, bereits beschäftigte Mitarbeiter zu solchen Fachkräften weiterzuqualifizieren.
Für das Unternehmen ist das Betreiben von Freibädern wichtig, weil man außerhalb des Sommers den Betrieb der Sollstedter Schwimmhalle absichert. Diese Kombination biete einen deutlichen Vorteil der Personalorganisation, so Reuter.
„Das Bad ist das Einzige, was sich Ellrich an freiwilligen Leistungen noch leistet.“