Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Frust bei den Nachbarn
Sondershäuser Bürgermeister beklagt Tonart in Nordhausen. Unternehmerverband fordert Einlenken bei Kreisstadt-frage
Nordhausen. Auf Nordhausen sind einige Politiker in Sondershausen derzeit nicht gut zu sprechen. Die Entrüstung über den möglichen Verlust des Kreisstadt-status‘ in der Rolandstadt trage in dieser Tonart der Problematik nicht Rechnung, sagte der Sondershäuser Bürgermeister Joachim Kreyer in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend. Man sollte sachlich bleiben.
Wenig Verständnis zeigte er auch für das neue Logo der Nachbarstadt, auf dem der Roland mit erhobenem Schwert für Gerechtigkeit, also den Kreissitz in Nordhausen, kämpfe. Schon zu Jahresbeginn habe ihn ein Satz seines Amts- und Parteikollegen, des Nordhäuser Oberbürgermeisters Klaus Zeh (CDU), nachdenklich werden lassen. Dieser habe sich zum Neujahrsempfang in Nordhausen für das Eichsfeld als Fusionspartner bei der Kreisgebietsreform eingesetzt, aber auch „hilfsweise“Sondershausen akzeptiert, so Joachim Kreyer.
Der Bürgermeister warb im Stadtrat dafür, bei den Landtagsabgeordneten noch einmal für Sondershausen als Kreisstadt zu werben. Zudem habe die Stadt eine weitere Aktion vorbereitet, um in Erfurt auf Sondershausen als geeignete Kreisstadt aufmerksam zu machen. 1500 Postkarten mit Unterschriften von Sondershäusern für den Erhalt des Kreissitzes wolle man im Landtag übergeben. In den kommenden Tagen würden die Postkarten zum Unterschreiben im Bürgerservice und an den Markttagen auf dem Marktplatz ausliegen. Zudem boten sich Kommunalpolitiker an, sie zu verteilen.
Noch deutlich massiver fiel die Kritik von Sven Schubert von der Fraktion der Volkssolidarität aus. Er forderte die Stadt auf, die Thüringer Infrastrukturministerin Birgit Keller (Linke) auszuladen, die zur Eröffnung des Tages der Städtebauförderung in der Cruciskirche Mitte Mai in Sondershausen sprechen soll. Die ehemalige Nordhäuser Landrätin hatte den Vorschlag des Innenministers, Sondershausen zur Kreisstadt zu machen, für ungeeignet erklärt. Schuberts Forderung fand jedoch kein Gehör.
Im Zuge der Kreisreform sollte die jeweils größte Stadt Kreisstadt werden. Diesen Appell richtet der Nordthüringer Unternehmerverband an Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Dass Nordhausen als Nordthüringens größte und einwohnerstärkste Stadt der Kreisstadtstatus aberkannt werden soll, stoße bei den 200 Mitgliedsunternehmen mit fast 40 000 Beschäftigten auf Unverständnis, heißt es in einem Brief an Ramelow. „Gerade im Hinblick auf eine ernstgemeinte Vermarktung unseres 100 Hektar umfassenden Industriegebiets Goldene Aue und die weitere Entwicklung der Hochschule sehen wir nur Nordhausen mit seiner Leistungskraft im gesamten Thüringer Norden als Kreisstadt des neuen Landkreises“, ist in dem Schreiben zu lesen, das auch die fünf Nordhäuser Landtagsabgeordneten unterzeichneten. Einzig der grüne Landtagsabgeordnete Dirk Adams habe nicht unterschrieben.