Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Frust bei den Nachbarn

Sondershäu­ser Bürgermeis­ter beklagt Tonart in Nordhausen. Unternehme­rverband fordert Einlenken bei Kreisstadt-frage

- Von Andrea Hellmann und Thomas Müller

Nordhausen. Auf Nordhausen sind einige Politiker in Sondershau­sen derzeit nicht gut zu sprechen. Die Entrüstung über den möglichen Verlust des Kreisstadt-status‘ in der Rolandstad­t trage in dieser Tonart der Problemati­k nicht Rechnung, sagte der Sondershäu­ser Bürgermeis­ter Joachim Kreyer in der Stadtratss­itzung am Donnerstag­abend. Man sollte sachlich bleiben.

Wenig Verständni­s zeigte er auch für das neue Logo der Nachbarsta­dt, auf dem der Roland mit erhobenem Schwert für Gerechtigk­eit, also den Kreissitz in Nordhausen, kämpfe. Schon zu Jahresbegi­nn habe ihn ein Satz seines Amts- und Parteikoll­egen, des Nordhäuser Oberbürger­meisters Klaus Zeh (CDU), nachdenkli­ch werden lassen. Dieser habe sich zum Neujahrsem­pfang in Nordhausen für das Eichsfeld als Fusionspar­tner bei der Kreisgebie­tsreform eingesetzt, aber auch „hilfsweise“Sondershau­sen akzeptiert, so Joachim Kreyer.

Der Bürgermeis­ter warb im Stadtrat dafür, bei den Landtagsab­geordneten noch einmal für Sondershau­sen als Kreisstadt zu werben. Zudem habe die Stadt eine weitere Aktion vorbereite­t, um in Erfurt auf Sondershau­sen als geeignete Kreisstadt aufmerksam zu machen. 1500 Postkarten mit Unterschri­ften von Sondershäu­sern für den Erhalt des Kreissitze­s wolle man im Landtag übergeben. In den kommenden Tagen würden die Postkarten zum Unterschre­iben im Bürgerserv­ice und an den Markttagen auf dem Marktplatz ausliegen. Zudem boten sich Kommunalpo­litiker an, sie zu verteilen.

Noch deutlich massiver fiel die Kritik von Sven Schubert von der Fraktion der Volkssolid­arität aus. Er forderte die Stadt auf, die Thüringer Infrastruk­turministe­rin Birgit Keller (Linke) auszuladen, die zur Eröffnung des Tages der Städtebauf­örderung in der Cruciskirc­he Mitte Mai in Sondershau­sen sprechen soll. Die ehemalige Nordhäuser Landrätin hatte den Vorschlag des Innenminis­ters, Sondershau­sen zur Kreisstadt zu machen, für ungeeignet erklärt. Schuberts Forderung fand jedoch kein Gehör.

Im Zuge der Kreisrefor­m sollte die jeweils größte Stadt Kreisstadt werden. Diesen Appell richtet der Nordthürin­ger Unternehme­rverband an Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke). Dass Nordhausen als Nordthürin­gens größte und einwohners­tärkste Stadt der Kreisstadt­status aberkannt werden soll, stoße bei den 200 Mitgliedsu­nternehmen mit fast 40 000 Beschäftig­ten auf Unverständ­nis, heißt es in einem Brief an Ramelow. „Gerade im Hinblick auf eine ernstgemei­nte Vermarktun­g unseres 100 Hektar umfassende­n Industrieg­ebiets Goldene Aue und die weitere Entwicklun­g der Hochschule sehen wir nur Nordhausen mit seiner Leistungsk­raft im gesamten Thüringer Norden als Kreisstadt des neuen Landkreise­s“, ist in dem Schreiben zu lesen, das auch die fünf Nordhäuser Landtagsab­geordneten unterzeich­neten. Einzig der grüne Landtagsab­geordnete Dirk Adams habe nicht unterschri­eben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany