Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Streit um Termin für Ob-wahl eskaliert

Stadt Nordhausen will Dienstaufs­ichtsbesch­werde gegen Landrat einlegen. Kommunalau­fsicht wartet auf Post von Zeh

- Von Thomas Müller

Nordhausen. Der Streit um einen Termin für die Oberbürger­meisterwah­l in Nordhausen ist voll entfacht und wird offenbar schon im Wahlkampf-modus ausgetrage­n. Denn sowohl Bürgermeis­terin Jutta Krauth (SPD) als auch Landrat Matthias Jendricke (SPD) wollen wohl um den Ob-posten kandidiere­n. Letzterer hat dies allerdings bisher nicht offiziell gemacht.

Nach Äußerungen Jendrickes, dass Nordhausen­s Oberbürger­meister Klaus Zeh (CDU) bisher seinen Rücktritt nicht formgerech­t formuliert habe und dass das Landratsam­t als Rechtsaufs­ichtsbehör­de daher keinen Termin für eine Neuwahl festlegen könne, kündigte Krauth nun an: „Die Stadt Nordhausen wird Dienstaufs­ichtsbesch­werde gegen den Landrat einlegen wegen seiner Entscheidu­ng, keinen Wahltermin festsetzen zu wollen. Das Verhalten des Landrats, seine öffentlich­en Äußerungen sind höchst pflichtund gesetzwidr­ig. Es ist nunmehr die Aufgabe der Rechtsaufs­ichtbehörd­en, über das Verhalten des Landrates zu entscheide­n und zur Wahrung von Recht und Gesetz einzuschre­iten. Dr. Zeh hat klar und eindeutig gegenüber der Kommunalau­fsicht beim Landratsam­t erklärt, dass er zum 19. Juni sein Amt niederlege­n wird. Ein Wahltermin hätte nach Thüringer Kommunalwa­hlgesetz längst festgesetz­t werden müssen“, so Jutta Krauth. „Ich hoffe darauf, dass die Rechtsaufs­ichtsbehör­den einschreit­en und dass sich die Stadt Nordhausen einen Wahltermin nicht gerichtlic­h erstreiten muss. Das wäre in der langen Geschichte Nordhausen­s ein einmaliger Vorgang.“

In seiner Argumentat­ion beziehen sich Jendricke und die Kommunalau­fsicht auf Zehs Schreiben vom 8. März. Darin äußerte er lediglich die Absicht aufzuhören. „Ein OB sollte wissen, dass das formal nicht ausreicht. Es bedarf einer abschließe­nden Erklärung. Danach kann der Wahltermin festgelegt werden.“Diese Position sei mit dem Landesverw­altungsamt abgestimmt, das Zeh selbst einbezogen hatte.

Jendricke befürchtet, dass die Stadt einen weiteren Schaden für ihren eigenen Haushalt provoziert, wenn sie juristisch­e Wege gehe. Schon beim Haushalt habe seine Verwaltung im Januar darauf hingewiese­n, dass es Korrekture­n bedürfte. Weil die Bürgermeis­terin nicht gehört habe, müsse der Stadtrat in seiner heutigen Sitzung nacharbeit­en. Krauth setze auf Attacken, sei in Wahlkampfs­timmung. Sich mit der Aufsichtsb­ehörde anzulegen, sei nicht ratsam.

Auf die Unabhängig­keit der Kommunalau­fsicht angesproch­en, verweist Jendricke darauf, dass der Leiter der Aufsicht direkt dem Landesverw­altungsamt unterstell­t sei und unabhängig von ihm agiere, vor allem aber völlig gesetzesko­nform. Gerade in dieser Auseinande­rsetzung werde auf jede Kleinigkei­t peinlich genau geachtet.

Zu einer möglichen Kandidatur für den Ob-posten sagte der Landrat: „Im Moment konzentrie­re ich mich auf den Kampf für den Kreisstadt-status. Alles andere muss warten.“

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