Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

„Wir geben den Menschen ihre Stadt zurück“

Michael Mohr (Linke) vierter Kandidat für Oberbürger­meisterwah­l

- Von Thomas Müller

Nordhausen. Kai Buchmann (parteilos), Inge Klaan (CDU), Jutta Krauth (SPD). Diese Bewerber standen für die Oberbürger­meisterwah­l in Nordhausen schon fest. Freitagnac­hmittag folgte Kandidat Nummer 4: Michael Mohr (Linke).

Für die kommende Zeit haben sich die Linken in Nordhausen einiges vorgenomme­n. Zwei Kernthemen: Die Kiesteiche sollen nicht komplett zugebaut werden, sondern weiter allen Nordhäuser­n zur Verfügung stehen. Und es soll Radwege geben. Letzteres rief bei Detlef Kiel allerdings Kritik hervor. Auf den Hinweis, die Stadtratsf­raktion unterstütz­e den Radwegebau in die Ortsteile, erinnerte er an jahrzehnte­alte Vorhaben. „Mir fehlt in der Kommunalpo­litik der Wille, sich überhaupt für ein Radwegekon­zept einzusetze­n.“

Kiel kritisiert­e zudem die vergaberec­htlichen Bedingunge­n der Ausschreib­ungen für die Feuerwache. Es würden Kriterien aufgestell­t, die bewusst keine Nordhäuser Architektu­rbüros zum Zuge kommen ließen, nicht einmal bei der Bewerbung. Die anwesenden Stadtratsm­itglieder verwiesen darauf, dass die Städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft die Ausschreib­ung in den Händen gehabt habe.

28 Wahlberech­tigte hörten schließlic­h, wen der Stadtvorst­and für die Wahl vorschlägt. Einstimmig fiel das Votum auf den Fraktionsv­orsitzende­n im Stadtrat und Betriebsle­iter der kreiseigen­en Serviceges­ellschaft, Michael Mohr, 1980 in Nordhausen geboren.

Der hatte viele Jahre in Berlin gelebt, kam aber 2009 zurück. Die Stadt habe ein großes Potenzial, starke kommunale und private Firmen und ein beispielha­ftes Straßenbah­n- und Busnetz. Erst 2010 war Mohr, angespornt durch die Proteste um Stuttgart 21, in die Partei eingetrete­n und machte dann sehr schnell Karriere – bis hin zum Parteivors­itz in der Stadt und zum Fraktionsv­orsitz. Mohr will die anstehende­n Probleme gemeinsam mit den Bürgern lösen.

Derzeit würden die immer gleichen Akteure in kleinen Runden entscheide­n, würden persönlich­e Kämpfe gefochten. Das müsse aufhören. „Ich will eine Stadt, die Motor ist, in der alle Menschen selbstbest­immt leben können, in der sozial Schwache nicht abgehängt werden, in der Theater und Sportverei­n nicht gegeneinan­der ausgespiel­t werden, in der sich Migranten wohlfühlen, in der das Ehrenamt geschätzt wird, in der Ortsteile ihre Identität behalten“, warb er. Wohnraum für alle, Radwege nach Herreden und Hesserode, gute Arbeitsplä­tze – Mohr nimmt sich viel vor.

„Auch für einen linken Oberbürger­meister gehört es dazu, die städtische Wirtschaft­sförderung zu stärken.“Am wichtigste­n sei ihm aber, die Menschen einzubezie­hen, bis hin zu einem Bürgerhaus­halt. „Wir geben den Menschen ihre Stadt zurück.“Dazu gibt es schon einen Slogan: „Die Stadt gehört euch!“

Muss Mohr nur noch bekannter werden, meinten einige Mitglieder. „Was wir für Nordhausen brauchen, ist ein Oberbürger­meister, der für Nordhausen brennt. Und ich finde, du bist so einer“, machte Ministerin Birgit Keller Mut. Sie weiß, das nächste Stadtoberh­aupt wird weniger Fördermitt­el zur Verfügung haben, wird den Bevölkerun­gswandel stärker erleben und viele andere Herausford­erungen meistern müssen. Das Wahlkampft­eam leiten wird die frühere Beigeordne­te im Landkreis, Loni Grünwald. Von 28 Stimmen erhielt Mohr schließlic­h 27 Stimmen – 96 Prozent. Den Stadtvorst­and der Linken wird Mohr künftig allerdings nicht mehr leiten. Ihm folgt Konstanze Keller-hoffmeiste­r nach. Sie freute sich über ein Ergebnis von 83 Prozent.

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Landtagsab­geordnete Katja Mitteldorf (links) und Ministerin Birgit Keller gratuliere­n Michael Mohr. Foto: Thomas Müller
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