Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
„Wir geben den Menschen ihre Stadt zurück“
Michael Mohr (Linke) vierter Kandidat für Oberbürgermeisterwahl
Nordhausen. Kai Buchmann (parteilos), Inge Klaan (CDU), Jutta Krauth (SPD). Diese Bewerber standen für die Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen schon fest. Freitagnachmittag folgte Kandidat Nummer 4: Michael Mohr (Linke).
Für die kommende Zeit haben sich die Linken in Nordhausen einiges vorgenommen. Zwei Kernthemen: Die Kiesteiche sollen nicht komplett zugebaut werden, sondern weiter allen Nordhäusern zur Verfügung stehen. Und es soll Radwege geben. Letzteres rief bei Detlef Kiel allerdings Kritik hervor. Auf den Hinweis, die Stadtratsfraktion unterstütze den Radwegebau in die Ortsteile, erinnerte er an jahrzehntealte Vorhaben. „Mir fehlt in der Kommunalpolitik der Wille, sich überhaupt für ein Radwegekonzept einzusetzen.“
Kiel kritisierte zudem die vergaberechtlichen Bedingungen der Ausschreibungen für die Feuerwache. Es würden Kriterien aufgestellt, die bewusst keine Nordhäuser Architekturbüros zum Zuge kommen ließen, nicht einmal bei der Bewerbung. Die anwesenden Stadtratsmitglieder verwiesen darauf, dass die Städtische Wohnungsbaugesellschaft die Ausschreibung in den Händen gehabt habe.
28 Wahlberechtigte hörten schließlich, wen der Stadtvorstand für die Wahl vorschlägt. Einstimmig fiel das Votum auf den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat und Betriebsleiter der kreiseigenen Servicegesellschaft, Michael Mohr, 1980 in Nordhausen geboren.
Der hatte viele Jahre in Berlin gelebt, kam aber 2009 zurück. Die Stadt habe ein großes Potenzial, starke kommunale und private Firmen und ein beispielhaftes Straßenbahn- und Busnetz. Erst 2010 war Mohr, angespornt durch die Proteste um Stuttgart 21, in die Partei eingetreten und machte dann sehr schnell Karriere – bis hin zum Parteivorsitz in der Stadt und zum Fraktionsvorsitz. Mohr will die anstehenden Probleme gemeinsam mit den Bürgern lösen.
Derzeit würden die immer gleichen Akteure in kleinen Runden entscheiden, würden persönliche Kämpfe gefochten. Das müsse aufhören. „Ich will eine Stadt, die Motor ist, in der alle Menschen selbstbestimmt leben können, in der sozial Schwache nicht abgehängt werden, in der Theater und Sportverein nicht gegeneinander ausgespielt werden, in der sich Migranten wohlfühlen, in der das Ehrenamt geschätzt wird, in der Ortsteile ihre Identität behalten“, warb er. Wohnraum für alle, Radwege nach Herreden und Hesserode, gute Arbeitsplätze – Mohr nimmt sich viel vor.
„Auch für einen linken Oberbürgermeister gehört es dazu, die städtische Wirtschaftsförderung zu stärken.“Am wichtigsten sei ihm aber, die Menschen einzubeziehen, bis hin zu einem Bürgerhaushalt. „Wir geben den Menschen ihre Stadt zurück.“Dazu gibt es schon einen Slogan: „Die Stadt gehört euch!“
Muss Mohr nur noch bekannter werden, meinten einige Mitglieder. „Was wir für Nordhausen brauchen, ist ein Oberbürgermeister, der für Nordhausen brennt. Und ich finde, du bist so einer“, machte Ministerin Birgit Keller Mut. Sie weiß, das nächste Stadtoberhaupt wird weniger Fördermittel zur Verfügung haben, wird den Bevölkerungswandel stärker erleben und viele andere Herausforderungen meistern müssen. Das Wahlkampfteam leiten wird die frühere Beigeordnete im Landkreis, Loni Grünwald. Von 28 Stimmen erhielt Mohr schließlich 27 Stimmen – 96 Prozent. Den Stadtvorstand der Linken wird Mohr künftig allerdings nicht mehr leiten. Ihm folgt Konstanze Keller-hoffmeister nach. Sie freute sich über ein Ergebnis von 83 Prozent.