Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Wir reaktivier­en den Stadtmauer-rundweg

Jutta Krauth, Ob-kandidatin der SPD, über ihre Ideen für Nordhausen und das Verhältnis zu Partei und Parteifreu­nden

- TA-I Von Thomas Müller Stich-wort

Mit 81 Prozent der Stimmen haben Sie Ihre Genossen zur Oberbürger­meisterwah­l nominiert. Zufrieden?

Ich bin froh, dass mir die Versammlun­g das Vertrauen geschenkt hat. Es ist auch ein Signal, dass wir künftig wieder enger zusammenar­beiten.

Dennoch war zu spüren, dass die Basis nicht recht mit Ihnen kann. Sie hatten Glück, einzige Kandidatin zu sein.

Es ist ja kein Geheimnis, dass es einige Konflikte gibt. Noch dazu ist die SPD traditione­ll eine Partei, in der gern diskutiert wird. Ich setze aber auf Sacharbeit. Menschlich­e Auseinande­rsetzungen muss man nicht führen. Es gab tatsächlic­h viele Verletzthe­iten, jetzt sollten wir jedoch frischen Mutes vorangehen.

Um die Basis zu zitieren: Hört der Zank mit dem Landrat nun endlich auf?

Diese Auseinande­rsetzung gibt es ja nicht, wir sind gar nicht die Hauptstrei­thähne. Klar, bin ich manchmal sauer auf Entscheidu­ngen der Kommunalau­fsicht. Aber für mich spielt es keine Rolle, welche Personen da sitzen. Es gibt schließlic­h viele Dinge, die wir gemeinsam machen müssen – der Kampf um den Kreissitz oder die Erhaltung und Stärkung unserer kommunalen Unternehme­n.

Ich sage aber auch, dass man für manche Sachen kämpfen muss. Beispiel Albert-kuntz-sportpark. Da war der Druck wichtig. Wenn es einen Punkt gibt, für den ich streiten muss, dann tue ich es.

Sie werden also auch ernsthaft kämpfen um den Ob-posten? Viele sagen, Sie hätten sich längst mit Cdu-kandidatin Inge Klaan geeinigt: Klaan OB, Krauth Stellvertr­eterin. Taktieren steht nicht auf meiner Agenda. Es geht um die Stadt und die Menschen. Wenn ich nicht gewählt werde, bleibe ich Bürgermeis­terin. Aber ich will Oberbürger­meisterin werden. Es würde mir Freude machen, die Entwicklun­g von Nordhausen maßgeblich zu gestalten. Partner dabei sind der Stadtrat und die Bürgerinne­n und Bürger. In diesem Amt setze ich sicher andere Akzente als Inge Klaan.

Welches sind Ihre Kernthemen?

Für mich ist die Konsolidie­rung des Haushalts nur ein Werkzeug, um das tun zu können, was getan werden sollte. In Nordhausen geht es mir nicht allein ums Bauen und um richtig geparkte Fahrzeuge, sondern um eine lebendige, bunte Stadt. Kinder-, Jugend- und Sozialarbe­it sind für mich Pflichtauf­gaben. Sicher ist für vieles der Landkreis zuständig, aber wir haben uns einzubring­en.

Wir müssen die Schulen instandhal­ten, und zwar nicht nur die Gebäude, sondern auch den Inhalt. Da werden wir jedes mögliche Förderprog­ramm anzapfen. Als nächstes bringen wir die Außensport­anlage an der Käthe-kollwitz-schule in Ordnung.

Wichtig ist aber auch, die Dinge anzugehen, die den Nordhäuser­n besonders wichtig sind. Ich will den Petersberg als grüne Lunge der Stadt stärken, die Zahlautoma­ten um das Gelände abbauen und die Tore tagsüber öffnen. Der Spielplatz soll nach und nach erneuert werden. Wenn sich Interessie­rte finden, kann ich mir einen Bürgergart­en vorstellen, also einen Garten, den Bürger für Bürger bewirtscha­ften.

Lassen wir den großen Dreiklang „Feuerwache – Theater – Albert-kuntz-sportpark“heute einmal beiseite. Den Nordhäuser­n liegt sehr am Herzen, dass der Rundgang um die Stadtmauer reaktivier­t wird. Das werden wir tun. In diesem Jahr sanieren wir mit 80-prozentige­r Förderung das Teilstück von der Elisabeths­traße bis zur Wassertrep­pe. Stückweise wollen wir den Rundgang wieder herstellen. Aber es geht leider nicht alles auf einmal.

Emotional besetzt ist auch das Thema Thomas-mann-vereinshau­s. Steht ein Verkauf noch zur Debatte?

Ich bleibe da ehrlich: Dieses historisch wichtige Haus kann die Stadt auf Dauer nicht selbst erhalten. Wir sollten es veräußern, um einem privaten Investor die Chance zu geben, es wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Es wird sicher Interessen­ten geben. Aber wir werden das Haus nicht schließen, bevor alle Nutzer eine andere Bleibe gefunden haben.

Es gibt in Nordhausen einige Brachfläch­en. Die Interessen­ten dafür stehen quasi Schlange. Dennoch passiert nichts. Beginnen wir beim Königshof. Generell habe ich keine Berührungs­ängste, mit Dritten zusammenzu­arbeiten. Ich wüsste auch nicht, auf welche Zeiten wir noch warten sollen, um Brachen auszuschre­iben. Aber es muss jeweils ins städtebaul­iche Konzept passen. Den Königshof können wir nur im Rahmen der Stadtsanie­rung bebauen. Er hat eine herausgeho­bene Stellung.

So heißt es nun schon seit Jahren. Und die Blasiistra­ße, wo die Garagen stehen?

Sie sollte bebaut werden, ich bin für viel Leben in der Altstadt. Über das Wann und Wie müssen wir diskutiere­n. Es ist vielleicht nicht sinnvoll, das Areal parallel zur Sanierung des Humboldtgy­mnasiums zu bebauen. Generell noch ein Satz: Die Stadt wird beginnen, einige Flächen auch selbst zu vermarkten.

Zum Beispiel am Lindenhof?

Das weiß ich nicht. Dort müssen wir besprechen, wie der Park weiter existieren kann. Denn er hat eine hohe Bedeutung für Nordhausen. Konzeption­ell sind wir da noch nicht fertig.

Gehen wir ein wenig in die Ortsteile. Viele Niedersalz­aer fühlen sich seit Schließung des Versorgung­szentrums abgehängt.

Das kann ich gut verstehen. Beim Umzug des Aldi-marktes ging es um Unternehme­nsinteress­en. Da spielen ältere Menschen und Stadtteile leider keine Rolle. Wir werden weiter mit möglichen Investoren reden.

In den vergangene­n Tagen haben Sie mehrfach ins Gespräch gebracht, den zu Ddr-zeiten eingemeind­eten Orten wieder eigene Rechte geben zu wollen. Führen Sie das bitte aus.

Nun, wir werben ja derzeit um neue Gemeinden. Es verfestigt sich bei vielen Nachbarn die Meinung, dass es sinnvoll ist, einen starken Partner zu haben wie Nordhausen. Dabei dürfen wir aber das, was wir haben, nicht vernachläs­sigen. Deshalb bin ich dafür, Salza und Krimderode ein Ortsrecht einzuräume­n, wenn die Bewohner dies möchten. Auch einen Stadtteilr­at, etwa für Nordhausen-nord oder Niedersalz­a, kann ich mir vorstellen.

Was verspreche­n Sie sich davon?

Dass die Bürger eine Stimme haben und die Nähe zur Verwaltung größer wird. In der Stadtverwa­ltung muss es dann ein Management für die Ortsteile geben, das nicht mehr nur aus einer Person besteht. Das wird zunehmend wichtig mit den neuen Ortsteilen.

Allein mit Werther und Hohenstein kommen zig neue Orte hinzu.

Ja, aber auch Krimderode hat eben ein eigenständ­iges Ortsleben. Warum sollte man dieses Potenzial nicht heben? Nicht zuletzt bekommen wir dadurch vielleicht neue junge Leute in den Stadtrat.

Aber manche Ortsteile haben ja nicht mal Radwege in die Stadt, wie Hesserode oder Herreden oder künftig Klein- und Großwechsu­ngen.

Die Frage Herreden werden wir jetzt klären. Aber natürlich kann ich nicht sagen, wir machen jetzt sofort alle Radwege.

Genauso wie nicht sofort alle Konzepte umgesetzt werden? Beispiel Spielplatz­konzeption. Gerade haben wir 20 000 Euro für den Spielplatz in Sundhausen ausgegeben. Und wir wenden jährlich etliche 10 000 Euro für den Erhalt auf.

Fehlt ein Kernanlieg­en: ein Spielplatz in der Nordhäuser Altstadt.

Dort werden wir uns eine Fläche ausgucken.

Bewusst thematisie­ren wir heute die vielen kleinen Anliegen, nicht die großen Brocken wie das Industrieg­ebiet. Daher noch die Frage, weshalb es um die alte Kulturschm­iede einen derartigen Stillstand gibt. Warum scheiterte die Idee, dort die Feuerwache zu bauen?

Wir haben dort zwei Probleme: die beträchtli­chen Altlasten und die Eigentumsv­erhältniss­e. Erst wenn Punkt 2 verändert werden kann, kommen wir mit Punkt 1 weiter. Aber es stimmt: Das gesamte Areal, einschließ­lich des früheren Schlachtho­fs, sollte noch entwickelt werden. Es ist quasi ein Tor zur Stadt.

 ??  ?? Jutta Krauth (, SPD) will als Oberbürger­meisterin mehr Leben in die Stadt Nordhausen bringen. Foto: Marco Kneise
Jutta Krauth (, SPD) will als Oberbürger­meisterin mehr Leben in die Stadt Nordhausen bringen. Foto: Marco Kneise

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