Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Wir reaktivieren den Stadtmauer-rundweg
Jutta Krauth, Ob-kandidatin der SPD, über ihre Ideen für Nordhausen und das Verhältnis zu Partei und Parteifreunden
Mit 81 Prozent der Stimmen haben Sie Ihre Genossen zur Oberbürgermeisterwahl nominiert. Zufrieden?
Ich bin froh, dass mir die Versammlung das Vertrauen geschenkt hat. Es ist auch ein Signal, dass wir künftig wieder enger zusammenarbeiten.
Dennoch war zu spüren, dass die Basis nicht recht mit Ihnen kann. Sie hatten Glück, einzige Kandidatin zu sein.
Es ist ja kein Geheimnis, dass es einige Konflikte gibt. Noch dazu ist die SPD traditionell eine Partei, in der gern diskutiert wird. Ich setze aber auf Sacharbeit. Menschliche Auseinandersetzungen muss man nicht führen. Es gab tatsächlich viele Verletztheiten, jetzt sollten wir jedoch frischen Mutes vorangehen.
Um die Basis zu zitieren: Hört der Zank mit dem Landrat nun endlich auf?
Diese Auseinandersetzung gibt es ja nicht, wir sind gar nicht die Hauptstreithähne. Klar, bin ich manchmal sauer auf Entscheidungen der Kommunalaufsicht. Aber für mich spielt es keine Rolle, welche Personen da sitzen. Es gibt schließlich viele Dinge, die wir gemeinsam machen müssen – der Kampf um den Kreissitz oder die Erhaltung und Stärkung unserer kommunalen Unternehmen.
Ich sage aber auch, dass man für manche Sachen kämpfen muss. Beispiel Albert-kuntz-sportpark. Da war der Druck wichtig. Wenn es einen Punkt gibt, für den ich streiten muss, dann tue ich es.
Sie werden also auch ernsthaft kämpfen um den Ob-posten? Viele sagen, Sie hätten sich längst mit Cdu-kandidatin Inge Klaan geeinigt: Klaan OB, Krauth Stellvertreterin. Taktieren steht nicht auf meiner Agenda. Es geht um die Stadt und die Menschen. Wenn ich nicht gewählt werde, bleibe ich Bürgermeisterin. Aber ich will Oberbürgermeisterin werden. Es würde mir Freude machen, die Entwicklung von Nordhausen maßgeblich zu gestalten. Partner dabei sind der Stadtrat und die Bürgerinnen und Bürger. In diesem Amt setze ich sicher andere Akzente als Inge Klaan.
Welches sind Ihre Kernthemen?
Für mich ist die Konsolidierung des Haushalts nur ein Werkzeug, um das tun zu können, was getan werden sollte. In Nordhausen geht es mir nicht allein ums Bauen und um richtig geparkte Fahrzeuge, sondern um eine lebendige, bunte Stadt. Kinder-, Jugend- und Sozialarbeit sind für mich Pflichtaufgaben. Sicher ist für vieles der Landkreis zuständig, aber wir haben uns einzubringen.
Wir müssen die Schulen instandhalten, und zwar nicht nur die Gebäude, sondern auch den Inhalt. Da werden wir jedes mögliche Förderprogramm anzapfen. Als nächstes bringen wir die Außensportanlage an der Käthe-kollwitz-schule in Ordnung.
Wichtig ist aber auch, die Dinge anzugehen, die den Nordhäusern besonders wichtig sind. Ich will den Petersberg als grüne Lunge der Stadt stärken, die Zahlautomaten um das Gelände abbauen und die Tore tagsüber öffnen. Der Spielplatz soll nach und nach erneuert werden. Wenn sich Interessierte finden, kann ich mir einen Bürgergarten vorstellen, also einen Garten, den Bürger für Bürger bewirtschaften.
Lassen wir den großen Dreiklang „Feuerwache – Theater – Albert-kuntz-sportpark“heute einmal beiseite. Den Nordhäusern liegt sehr am Herzen, dass der Rundgang um die Stadtmauer reaktiviert wird. Das werden wir tun. In diesem Jahr sanieren wir mit 80-prozentiger Förderung das Teilstück von der Elisabethstraße bis zur Wassertreppe. Stückweise wollen wir den Rundgang wieder herstellen. Aber es geht leider nicht alles auf einmal.
Emotional besetzt ist auch das Thema Thomas-mann-vereinshaus. Steht ein Verkauf noch zur Debatte?
Ich bleibe da ehrlich: Dieses historisch wichtige Haus kann die Stadt auf Dauer nicht selbst erhalten. Wir sollten es veräußern, um einem privaten Investor die Chance zu geben, es wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Es wird sicher Interessenten geben. Aber wir werden das Haus nicht schließen, bevor alle Nutzer eine andere Bleibe gefunden haben.
Es gibt in Nordhausen einige Brachflächen. Die Interessenten dafür stehen quasi Schlange. Dennoch passiert nichts. Beginnen wir beim Königshof. Generell habe ich keine Berührungsängste, mit Dritten zusammenzuarbeiten. Ich wüsste auch nicht, auf welche Zeiten wir noch warten sollen, um Brachen auszuschreiben. Aber es muss jeweils ins städtebauliche Konzept passen. Den Königshof können wir nur im Rahmen der Stadtsanierung bebauen. Er hat eine herausgehobene Stellung.
So heißt es nun schon seit Jahren. Und die Blasiistraße, wo die Garagen stehen?
Sie sollte bebaut werden, ich bin für viel Leben in der Altstadt. Über das Wann und Wie müssen wir diskutieren. Es ist vielleicht nicht sinnvoll, das Areal parallel zur Sanierung des Humboldtgymnasiums zu bebauen. Generell noch ein Satz: Die Stadt wird beginnen, einige Flächen auch selbst zu vermarkten.
Zum Beispiel am Lindenhof?
Das weiß ich nicht. Dort müssen wir besprechen, wie der Park weiter existieren kann. Denn er hat eine hohe Bedeutung für Nordhausen. Konzeptionell sind wir da noch nicht fertig.
Gehen wir ein wenig in die Ortsteile. Viele Niedersalzaer fühlen sich seit Schließung des Versorgungszentrums abgehängt.
Das kann ich gut verstehen. Beim Umzug des Aldi-marktes ging es um Unternehmensinteressen. Da spielen ältere Menschen und Stadtteile leider keine Rolle. Wir werden weiter mit möglichen Investoren reden.
In den vergangenen Tagen haben Sie mehrfach ins Gespräch gebracht, den zu Ddr-zeiten eingemeindeten Orten wieder eigene Rechte geben zu wollen. Führen Sie das bitte aus.
Nun, wir werben ja derzeit um neue Gemeinden. Es verfestigt sich bei vielen Nachbarn die Meinung, dass es sinnvoll ist, einen starken Partner zu haben wie Nordhausen. Dabei dürfen wir aber das, was wir haben, nicht vernachlässigen. Deshalb bin ich dafür, Salza und Krimderode ein Ortsrecht einzuräumen, wenn die Bewohner dies möchten. Auch einen Stadtteilrat, etwa für Nordhausen-nord oder Niedersalza, kann ich mir vorstellen.
Was versprechen Sie sich davon?
Dass die Bürger eine Stimme haben und die Nähe zur Verwaltung größer wird. In der Stadtverwaltung muss es dann ein Management für die Ortsteile geben, das nicht mehr nur aus einer Person besteht. Das wird zunehmend wichtig mit den neuen Ortsteilen.
Allein mit Werther und Hohenstein kommen zig neue Orte hinzu.
Ja, aber auch Krimderode hat eben ein eigenständiges Ortsleben. Warum sollte man dieses Potenzial nicht heben? Nicht zuletzt bekommen wir dadurch vielleicht neue junge Leute in den Stadtrat.
Aber manche Ortsteile haben ja nicht mal Radwege in die Stadt, wie Hesserode oder Herreden oder künftig Klein- und Großwechsungen.
Die Frage Herreden werden wir jetzt klären. Aber natürlich kann ich nicht sagen, wir machen jetzt sofort alle Radwege.
Genauso wie nicht sofort alle Konzepte umgesetzt werden? Beispiel Spielplatzkonzeption. Gerade haben wir 20 000 Euro für den Spielplatz in Sundhausen ausgegeben. Und wir wenden jährlich etliche 10 000 Euro für den Erhalt auf.
Fehlt ein Kernanliegen: ein Spielplatz in der Nordhäuser Altstadt.
Dort werden wir uns eine Fläche ausgucken.
Bewusst thematisieren wir heute die vielen kleinen Anliegen, nicht die großen Brocken wie das Industriegebiet. Daher noch die Frage, weshalb es um die alte Kulturschmiede einen derartigen Stillstand gibt. Warum scheiterte die Idee, dort die Feuerwache zu bauen?
Wir haben dort zwei Probleme: die beträchtlichen Altlasten und die Eigentumsverhältnisse. Erst wenn Punkt 2 verändert werden kann, kommen wir mit Punkt 1 weiter. Aber es stimmt: Das gesamte Areal, einschließlich des früheren Schlachthofs, sollte noch entwickelt werden. Es ist quasi ein Tor zur Stadt.